Signalfarben bringen Motorradfahrern mehr Sicherheit

  • 21.05.2014

    Beim Kauf einer Textil- oder Lederkombi sehen die meisten Motorradfahrer schwarz. Diese Farbe wird bei der Auswahl der Schutzbekleidung traditionell bevorzugt. Schwarz gilt als cool. Bei der Kaufentscheidung überwiegen aber auch praktische Argumente. Auf einem dunklen Untergrund aus Leder oder wasserdichtem Textil ist nicht jeder Schmutz zu sehen. Wer eine Jacke oder eine Hose mit einem großen Anteil an hellen Applikationen trägt, weiß wie schnell diese durch Regenwasser oder den Abrieb der Bremsbeläge und der Reifen auf der Straße schon nach kurzer Zeit dunkel werden und sich der Schmutz im Material hartnäckig festsetzen kann. Doch Schwarz hat seine Schattenseiten. Motorradfahrer werden häufig nicht gesehen. Bei knapp drei Viertel aller Unfälle, in die Biker unverschuldet verwickelt sind, haben Autofahrer das Motorrad nicht rechtzeitig wahrgenommen.

    Experten des Deutschen Verkehrssicherheitsrates (DVR) empfehlen Bikern deshalb bei der Bekleidung grelle Farben, die im Straßenverkehr ins Auge stechen. Wenn Motorradfahrer bunt und auffällig gekleidet sind, werden sie viel eher gesehen. "Farben sorgen für mehr Sicherheit", sagt Jürgen Bente, Referatsleiter Fahrpraktische Programme beim DVR. "Frühzeitig gesehen zu werden, ist das A und O beim Motorradfahren", sagt auch Matthias Haasper, Forschungsleiter des Instituts für Zweiradsicherheit (IFZ). Er weiß, dass Biker bei der Auswahl der Kombi viel Wert auf Design legen, sich aber ungern mit Neonfarben oder reflektierenden Streifen beschäftigen. Doch die können Leben retten.

    Die Motorradfahrerin Angelika von Speicher hat schmerzhafte Erfahrungen gemacht. Zweimal ist die Frau vom Niederrhein auf ihrer Maschine einfach übersehen und von einem Fahrzeug erfasst worden. Die Heilpraktikerin und Rettungsassistentin hat daraufhin 2009 die Initiative "Farbe bekennen" gegründet. Sie versucht, andere Motorradfahrer davon zu überzeugen, wie wichtig grelle Farben in der Schutzkleidung sind und dass neonfarbene Westen, Jacken und Hosen für Biker wie eine Lebensversicherung sein können. Tendenziell seien heute schon mehr Leute in gelben Klamotten unterwegs als noch vor Jahren, sagt Angelika von Speicher. Das Motorrad hat sie inzwischen gegen ein leichtes Rennrad getauscht.

    Seitdem immer mehr Autos mit einem Tagfahrlicht unterwegs sind, hat sich die Situation für Biker im Straßenverkehr verschlechtert. Um aufzufallen, ist es für sie seit mehr als 20 Jahren Vorschrift, immer mit Licht zu fahren. Da jetzt aber fast alle Autos mit leuchtenden Scheinwerfern – oft auch mit LED – unterwegs sind, ist das Alleinstellungsmerkmal und somit die Signalwirkung der Motorradfahrer weggefallen. Sie leben jetzt gefährlicher, weil sie in der Masse untergehen.

    Deshalb tragen immer mehr Biker gelbe Warnwesten. Doch die polarisieren und flattern oft im Wind. Ältere Tourenfahrer sind vernünftig und ziehen die auffälligen Westen gern über. Die jungen Wilden auf ihren Sport-Bikes wollen das oft selbst kreierte und zur Maschine passende Farb-Design ihrer Lederkombi allerdings ungern durch eine orangefarbene oder neongelbe "Baustellen-Weste" verdecken. "Die Weste in Neongelb bringt wirklich was", sagt Anselm Zessler, der bei POLO Motorrad und Sportswear für den Bereich Sortiment und Produktmanagement verantwortlich ist. Der Fachmann für Motorrad-Bekleidung stellt fest, dass Biker sich langsam von den rein schwarzen Klamotten verabschieden und mehr Farbe ins Spiel bringen. Mit einem grellen Neon hätten viele aber noch Berührungsängste. Die Farbe Weiß sei bei der Auto-Lackierung und jetzt auch bei der Motorrad-Bekleidung im Kommen, stellt Zessler fest.

    Die Schutzweste Reusch Professional hebt sich von anderen ab, da sie über Außentaschen mit Zipper sowie eine wasserdichte Sturmhaube verfügt und dank seitlicher Stretchbänder einen flatterfreien Sitz garantiert. Wer auf dem Motorrad auch ohne Warnweste gesehen werden will, entscheidet sich meist für Streifen und Neon-Farben in der Jacke.

    Tagsüber ist sie eher eine graue Maus, doch nachts verwandelt sich die Macna Concrete Nighteye Herren-Jacke in ein hell leuchtendes Objekt, das laut Hersteller selbst bei schwachem Licht durch mikroskopisch kleine in das Material eingewebte Glasreflektoren auf der gesamten Materialoberfläche schnell ins Auge fällt. So strahlt der komplette Oberkörper des Fahrers und ist sogar durch die Verkleidungsscheibe zu erkennen. Alle großen Motorradbekleidungs-Hersteller bieten mittlerweile diverse Garderobe und Equipment in Signalfarben an.

    Im wahrsten Sinn des Wortes auf die Spitze getrieben ist die gute Sichtbarkeit im Straßenverkehr, wenn bei Motorradfahrern der Helm auch in der Dämmerung sofort auffällt. Wer sich von anderen abheben möchte, sollte sich einmal in einem der Stores von Hein Gericke, Louis oder POLO umsehen.

    Link zur Newsmeldung im Original

    • Offizieller Beitrag

    Deshalb tragen immer mehr Biker gelbe Warnwesten. Doch die polarisieren und flattern oft im Wind. Ältere Tourenfahrer sind vernünftig und ziehen die auffälligen Westen gern über. Die jungen Wilden auf ihren Sport-Bikes wollen das oft selbst kreierte und zur Maschine passende Farb-Design ihrer Lederkombi allerdings ungern durch eine orangefarbene oder neongelbe "Baustellen-Weste" verdecken.


    Das sind ja große Schubladen 8)


    "Die Weste in Neongelb bringt wirklich was", sagt Anselm Zessler, der bei POLO Motorrad und Sportswear für den Bereich Sortiment und Produktmanagement verantwortlich ist.


    Na jetzt glaub' ich es, der muss es ja wissen. (Passend zu meiner Signatur)



    Mich würde mal interessieren, ob es tatsächlich einen kausalen Zusammenhang einer Warnweste und weniger Unfällen durch "Übersehen" gibt. Wenn einer mein Abblendlicht nicht sieht, dann sieht er aber meine Warnweste?
    Jeder behauptet das, aber ich zweifle daran, dass es da einen kausalen Zusammenhang gibt. Statistisch vielleicht, aber eher, weil Warnwestenfahrer tendenziell vorsichtiger fahren (jetzt bring mir hier keiner Blahwas als Gegenbeispiel :P ). Aber ob die gleichen Fahrer häufiger abgeschossen werden, wenn sie keine Warnweste tragen, würde ich doch bezweifeln.


    Aber jeder wie er will, von mir aus auch mit Blinklichtern...


  • Und jetzt bitte den selben Test noch einmal an einem sonnigen Tag, an einer Einmündung
    zwischen Rapsfeldern. :huh:


    Sinnvoller erscheinen mir da ein paar Kontraste und reflektierende Materialien. Oder einfach
    vorrausschauendes Fahren, ... .

    • Offizieller Beitrag

    kleiner Beitrag zu "kausaler Zusammenhang?"


    Das ist genau die Argumentation, die ich meine: Klingt logisch und wurde durch einen Versuch mit einer Testperson belegt. Aber das soll belegen, dass die gleichen Fahrer mit/ohne Warnweste seltener/häufiger in Unfälle verwickelt werden? Das ist schon gewagt.


    Solange es freiwillig bleibt, soll es mir egal sein, aber es gibt mir zu viele Missionare in Deutschland, die sich für immer neue Vorschriften einsetzen, um andere zu "überzeugen".

  • Der entscheidende "gesehen-werden-Vorteil" hatte man als Motorradfahrer, als noch keine Autos mit sinnlosen und teilweise nervenden "Tagfahrlicht-konstruktionen" unterwegs waren. Den Vorteil hat man uns genommen, jetzt werden wir schön langsam in die Warnwestenpflicht reinreglementiert . . .

    Er macht die Knöpfe fest und drückt sie rein // Wir können alles und alles können wir sein Turbostaat

  • Meine letzte Regenjacke war zum großen Teil in Neongelb. Nach zwei Monaten im Winter war das Neongelb quasi Geschichte. Der Dreck war auch nicht mit Scheuerbürste und Reiniger zu entfernen. Das DIng sieht so scheiße aus, dass ich damit nicht mehr beim Kunden aufschlagen konnte.
    Ich müsste behämmert sein, eine Kombi mit neongelben Applikationen zu kaufen. Und alle furz lang eine neue Weste? Danke!
    Wenn die Tante trotz Scheinwerfer am Mopped die gelbe Jacke drei Sekunden früher sieht, dann braucht sie eine Bind mit drei schwarzen Punkten drauf am Arm. Da kommt gleich ein Motorrad und ich sehe den Scheinwerfer nicht. Meine Güte, verarschen kann ich mich selber!

    Gruß
    Zottel

  • Solange es freiwillig bleibt, soll es mir egal sein, aber es gibt mir zu viele Missionare in Deutschland, die sich für immer neue Vorschriften einsetzen, um andere zu "überzeugen".


    Bei einer Pflicht würde ich zum Dauergast der Polizeikontrollen werden....
    Eine olle Weste über meine Kombi tragen?! Niemals!
    Mir eine leuchtende Kombi deswegen kaufen?! Na komm... das brauche ich doch nicht zu ende zu führen :D

  • Naja, ne Pflicht draus machen fänd ich blöd. Aber warum alle immer so viel schwarz tragen wollen. Ich trag nu extra schon n Jersey über der Lederjacke. Jetzt, wo ich nach Integralhelmen suche werd ich auch zusehen, dass der satt farbig wird. Icon Helme haben so geile Designs. Schwarz ist doch sowas von öde. ?(

  • Das Problem ist: es gibt sehr viel schwarz auf dem Markt. Ich habe jetzt einen Helm im schwarz-weißen Design, den sieht man immerhin schon etwas besser. Dann habe ich mir noch eine grau-rote Jacke gekauft. Alternativ hätte es noch was neon-gelbes gegeben. Das hat echt scheiße ausgesehen. Nicht wegen der Farbe, sondern insgesamt sehr hässlich. Und es wurde beworben, dass das Ding garantiert ein Jahr seine Leuchtkraft behält. Also ich will mir nicht jedes Jahr ne neue Jacke kaufen müssen.
    Das war aber dann auch schon alles farbige in der Auswahl. Wenn man nicht die Standard-Größe hat und/oder auch noch etwas auf den Preis schauen muss, gibt es fast nur schwarz / grau.

    Yamaha Ténéré 700 (2022 - ?)

    Suzuki V-Strom 1000 (2018 - 2022)

    Suzuki Bandit 1250 SA (2015 - 2018)

    Yamaha XJ 600 S Diversion (2013 - 2015)


    :japan:

  • Ich hab nen weißen Helm und was goldenes auf der Kombi. Als nächstes kauf ich mir ne Lederkombi, wo die Weißanteile überwiegen. Da mein Mopped eeh nur raus darf wenns nicht regnet, wird diese Kombi auch wahrscheinlich sauberer bleiben.

  • Meine Meinung ist dazu:
    Wenn der Motorradfahrer noch 500 m entfernt ist, da ist er
    (aus der Sicht eines Autofahrers) gerade mal halb so groß wie ein Fingernagel.
    Wer glaubt denn da, daß jemand noch die Farben der Klamotten erkennen kann?


    Und in der Stadt ist man von sovielen anderen farblichen Dingen abgelenkt, da fällt
    eine "helle" jacke oder Weste gar nicht auf.


    Nachts sieht es schon anders aus, da sind reflektierende Stellen an den Klamotten
    sicher sinnvoll. Aber dazu brauch man keine Spezialklamotten, da kann man sich, wenn
    es nötig ist oder im dunkeln fährt, solche Brustgurte oder Klettbänder umschnallen.


    Visitor of: FT 2-3-6-7-8-10 (Edersee Jubi Treffen)-11-12 (2012)-13-14-15-Route 88 Jubiparty-16-17-18-19

  • Das ist genau die Argumentation, die ich meine: Klingt logisch und wurde durch einen Versuch mit einer Testperson belegt. Aber das soll belegen, dass die gleichen Fahrer mit/ohne Warnweste seltener/häufiger in Unfälle verwickelt werden? Das ist schon gewagt.

    Wieviele Studien mit mehreren Testpersonen gibt es denn, ob es wirklich schädlich ist ohne Fallschirm aus einem Flugzeug zu springen? ;)


    Dann halt mal ein bisschen wissenschaftlicher (BG mit TU Berlin):


    http://medien-e.bghw.de/bge/fb1/3_4.htm


    Oder 921 ausgewertete Unfälle:


    http://www.motosport.ch/artikel.html?id=8114


    Und hier noch ein schöner Test :) :


    http://www.alles-fuehrerschein.at/motorrad_spot.php


    Ich finde übrigens, Biken ist schon gefährlich genug- da muss man alles tun um das Risiko zu senken. Für mich gehört da auch neonfarbene Kleidung dazu!
    Oder kurzgefasst: Lieber mit einer hässlichen Jacke überleben!


    Das man damit früher und besser gesehen wird, ist ja wohl kaum zu bestreiten. Gesehen werden heisst dann eben auch berücksichtigt zu werden.


    Wenn das so egal wäre, warum hat dann die Strassenmeisterei, der ADAC, die Autobahnpolizei etc. keine schwarzen sondern neonfarbene Klamotten an?


    Grüsse


    Rumstromer

  • Weil die keinen Scheinwerfer an ihrer Brust haben....


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    • Offizieller Beitrag

    Wieviele Studien mit mehreren Testpersonen gibt es denn, ob es wirklich schädlich ist ohne Fallschirm aus einem Flugzeug zu springen?


    Dafür braucht man keine Studie. Es gibt einen kausalen Zusammenhang, der nicht durch Gegenbeispiele widerlegt wurde. Bei Motorradfahrern gibt es massenhaft Beispiele von Motorradfahren, die ohne Warnweste noch nicht verunfallt sind. Bei der Unfallhäufigkeit durch übersehen mit und ohne Warnweste ist der kausale Zusammenhang nicht unmittelbar belegbar.


    Dann halt mal ein bisschen wissenschaftlicher (BG mit TU Berlin):


    http://medien-e.bghw.de/bge/fb1/3_4.htm


    Diese Versuche sind schon etwas aussagefähiger. Aber es wird nur der Schätzfehler von Vorbeifahrgeschwindigtkeiten untersucht. Die Fahrer ohne Warnweste werden mit durchschnittlichen Schätzfehlern von 7 km/h, die mit Weste mit 5 km/h geschätzt. Ein Unterschied von 2 km/h (mehr oder weniger wird interessanterweise nicht angegeben).
    Es wird nirgendwo behauptet, dass die Fahrer mit Weste früher gesehen werden.
    Daraus eine erhöhte Gefahr für Nicht-Westenträger abzuleiten ist, weil sie schlechter gesehen werden, wäre nicht haltbar.



    Oder 921 ausgewertete Unfälle:


    http://www.motosport.ch/artikel.html?id=8114


    In dieser Statistik ist kein Zusammenhang zwischen Warnwesten und Unfällen dargestellt.



    Die dritte Quelle kommentiere ich nicht.

    • Offizieller Beitrag

    Bei Motorradfahrern gibt es massenhaft Beispiele von Motorradfahren, die ohne Warnweste noch nicht verunfallt sind.


    Hier vergleichst Du gerade Äpfel mit Birnen. Ein sinnvoller Vergleich wäre jener zwischen verunfallten (weil übersehen) Warnwestenträgern und verunfallten (weil übersehen) Nichtwarnwestenträgern in schwarz, oder rechtzeitig gesehene (und nur deswegen nicht abgeschossene) Warnwestenträger vs. das selbe in schwarz. Oder das Verhältnis der verunglückten und rechtzeitig gesehenen Bunten, bzw. Schwarzen. Blöd nur, dass dies Zahlen sind, die man nicht ermitteln kann.


    Außerdem: bin ich in meiner hellgrauen Jacke ohne Reflektoren jetzt per se einer von den pösen Warnwestenverweigerern?


    Gruß,
    Thomas

  • Wie gesagt, Warnwesten müssen nicht sein. Einfach nicht mit so großem Schwarzanteil kaufen. Und sagt mir nicht, dass es das nicht gibt. Helm wär ja schonmal ein Anfang.

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