Blahwas, Manuel, tremor und BDR529 in den Cevennen und Pyrenäen

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    Vorbereitung und Anfahrt


    Unmittelbar nach unserem letztjährigen Urlaub in den Westalpen (noch ohne tremor) starteten die ersten Überlegungen für den nächsten Urlaub, diesmal in Richtung der Cevennen und Pyrenäen. Blahwas hatte bis zuletzt erhebliche Vorbehalte gegen die Cevennen aufgrund eines traumatisch verlaufenden Urlaubs mit sintflutartigen Regenfällen, Erdrutschen und Reifenschäden. Aber er beugte sich der optimistischeren Mehrheit, und stellte sich den Dämonen der Vergangenheit. Um es schon mal vorweg zu nehmen: Wir sind im ganzen Urlaub nicht einmal nass geworden und einen Reifenschaden gab‘s auch nicht.


    Manuel, der humanoide Atlas und Träger des schwarzen Gürtels in Geographie, startete umgehend mit der Routenplanung, auch wenn die Routen erfahrungsgemäß noch bis zum Morgen des jeweiligen Fahrtages umgeplant werden würden. Aber die Planung ist schon fast so spannend, wie die Fahrt selber – nur mit weniger Schräglage.


    Für 2017 holten wir uns tremor ins Team, um den einheimischen Supermoto-Fahrern etwas entgegen setzen zu können. Eigens dazu hatte tremor sich eine KTM 690 SMC-R zugelegt und seine 600er CBR zuhause gelassen. Zu einer direkten Konfrontation kam es dann doch nicht, aber es ist immer gut, vorbereitet zu sein. Auch Manuel war mit seiner MT07 Tracer mit neuem Material unterwegs. Blahwas und ich blieben bei unseren bewährten Maschinen, einer Versys 650 und einer R1200GS.


    Der Urlaub sollte unter dem Motto „Back to the Roots Camping“ stehen, also der Reduzierung auf das für‘s Überleben unabdingbare Mindestmaß. Daher ist unsere Packliste sehr übersichtlich:




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    Die Anreise verlief unspektakulär, Blahwas und ich starteten Sonntag Abends, Manuel und Tremor am Montag morgen. Nachdem ich in der Nacht ein Tempo 90 Schild übersehen hatte, wurde ich mit einem Foto belohnt, das mir vermutlich eine amtliche Geschwindigkeitsüberschreitung von 10 Km/h bescheinigen wird. Mal sehen, ob was kommt. Nach einer 2-stündigen Schlafpause zwischen 3:00 und 5:00 Uhr erreichten wir gegen Mittag unser erstes Basislager in Florac am Tarn. Damit war das erste Rennen schon früh entschieden: 1:0 für die Wessies. Die Ossies würden erst gegen Abend eintreffen. Wir durften uns zwei Plätze aussuchen und entschieden uns für die Luxusvariante direkt am Fluss mit jeweils einem fest installiertem Pavillon. Sehr praktisch so was.



    Nach dem Aufbau unserer Zelte und des Technik-Pavillons ging‘s in den Tarn. Der ist übrigens Anfang Juni nur wenige Zentimeter kalt. Ich hab nachgemessen. Unsere Moppeds schauten ein wenig beleidigt aus der Wäsche, weil wir sie nach dem Abladen nicht doch noch durch die Cevennen gescheucht haben, aber nach 12 Stunden Fahrt und nur 2 Stunden Schlaf in der letzten Nacht, siegte die Vernunft auch wenn‘s echt schwer gefallen ist.



    Gegen Abend trafen dann auch Manuel und tremor ein. Noch bevor sie ausgestiegen waren, nutze Blahwas die Chance für eine erste Probefahrt. Allerdings war die unzureichende Schutzausrüstung völlig verantwortungslos:



    Wir machten es uns auf den Liegestühlen mit kühlen Getränken (so eine Kühlbox ist unbezahlbar) bequem und kommentierten den Wettbewerb zwischen Manuel und tremor beim Zeltaufbau. Tremor lag lange Zeit deutlich Führung. Leider mussten wir beide disqualifizieren, da sie nicht rechtzeitig zur Linsensuppe fertig waren. Ist eben kein Ponyhof hier.



    Die Route für den ersten Fahrtag wurde ausgetauscht und auf die Navis geladen. Alle Moppeds waren fahrbereit. Am nächsten Morgen sollte es endlich losgehen.


    to be continued...

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    Cevennen - Erster Fahrtag



    Endlich geht‘s los! Nachdem wir uns mit Baguette und Schokobrötchen landestypisch für die Tour vorbereitet haben, werfen wir uns in Schale. Der Himmel ist bewölkt und die Vorhersage mit 50% Regenwahrscheinlichkeit unbeständig. Wir entscheiden uns, die Regenkombis noch nicht anzulegen. Blahwas kümmern solche Überlegungen in seiner Membranklamotte eh nicht. Manuel führt seine noch ziemlich neue Jacke zum ersten mal nach Frankreich aus, tremor fährt wie immer stilecht in farblich abgestimmter Lederkombi mit orange verspiegelter Brille. Macht schon was her und wird den Einheimischen schon ausreichend Respekt einflößen. Ich begnüge mich mit Kevlar-Jeans und membranloser Jacke.


    Blahwas fährt neuerdings mit zwei Navis (eins rechts, eins links). Wir können nur mutmaßen, wozu dieser Versuchsaufbau gut ist. Die wahrscheinlichste Erklärung: Ein Navi sagt die Abbiegehinweise für Rechts, das andere für links an. Wir bleiben dran...


    Ich freue mich tierisch auf die Cevennen, weil ich sie landschaftlich einfach klasse finde und zum Motorradfahren ideale Bedingungen bieten: Sehr dünn besiedeltes Gebiet, typisch französischer rauer Asphalt, schöne Kurvenradien mit wenig Kehren für flüssiges Fahren und sehr wenig Verkehr. Die Gendarmerie betrachtet Motorradfahrer hier nicht als lärmende Irre, französische Autofahrer machen traditionell Motorradfahren bedingungslos Platz.




    Ein leichter Nieselregen setzt zu Beginn ein und lässt uns die Regenkombis überstreifen. Natürlich hört es danach sofort wieder auf. Also wieder ausziehen. Nachdem dieser Ernstfall nun geprobt war, hatten wir dem Regengott ausreichend gehuldigt und er ließ es für den Rest des Urlaubs dabei bewenden.


    Bei der ersten Pause untersuchte tremor seine neuen Reifen, was in folgendem Dialog für das Poesiealbum mündete:


    Tremor: „Warum ist mein Reifen so dreckig?“
    Blahwas: „Weil du keine saubere Linie fährst, Mensch!“


    Verstohlen wischte ich hinter meinem Rücken über meinen Reifen.

    Damit war das Thema erledigt und es ging weiter. Das Grinsen unter dem Helm ob der Kurvenorgie drohte sich irreversibel in mein Gesicht einzubrennen, als Blahwas auf gerader Strecke unvermittelt den Anker warf. Tremor, den unmittelbar hinter ihm fuhr holte alles aus seiner Bremsanlage raus, was bei mir ebenfalls zu vergrößerten Pupillen und einer Vollbremsung auf ca. 100 Km/h im Regelbereich bis in den Stand führte. So standen wir alle versetzt, mehr oder weniger nebeneinander auf der Landstraße. Verdutzt fragten wir „Warum???“. „Da war ein Passknackerpunkt!“ klärte Blahwas uns auf und kletterte von der Versys, um ein Beweis-Foto zu schießen. „Ach so, na dann...“ Die spinnen, die Passknacker.


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    Danach führte und Manuel zum Mittagessen in ein kleines Restaurant mitten im Nirgendwo: Wir bestellten alle das Menü „Omelette aux Champignons, Frites, Salad Verte, Café“ (sehr lecker und preiswert) und betrachteten etwas mitleidig die dazugekommenen Radfahrer. „Können die sich keinen Motor leisten?“. Merkwürdiges Völkchen diese Radfahrer.
    Manuel bekam von der Bedienung noch eine kleine Französisch-Lektion – also sprachtechnisch jetzt - als Blahwas von der Toilette zurück kam und uns die dort aushängende Bedienungsanleitung sinngemäß übersetzte:


    Herren: „Wir bitten alle Herren nahe an die Toilette heran zu treten. Er ist kürzer als du denkst!“
    Damen: „Wir bitten alle Damen während der gesamten Performance sitzen zu bleiben!“


    Wir verabschiedeten uns mit einem ordentlichen Trinkgeld und gingen frisch gestärkt den zweiten Teil des Tages an. Nach dem Mittagsessen zeigte Blahwas ungewohntes Verhalten: Auf der Landstraße liefen wir auf ein Gendarmerie-Fahrzeug auf, das knapp unter 90 fuhr; da war also noch Luft zum Überholen. Blahwas überholte jedoch nicht, was die Gendarmen wohl so verunsichert hatte, dass sie bei nächster Gelegenheit abbogen. Damit hatten wir uns eindeutig als Touristen verdächtig gemacht.



    Ein paar Minuten später fuhren wir auf der Landstraße mindestens 300m mit ca. 60 Km/h hinter einem Sattelschlepper her. Wir waren irritiert und warfen uns fragende Blicke zu. Bei nächsten Stopp argumentierte Blahwas, dass wir kurz darauf doch abbiegen mussten. Äh ja, und warum haben wir den nicht überholt? Es sollte aber die einzige Auffälligkeit in diesem Urlaub bleiben. Es lag wohl noch am Jet-Lag.



    Meine persönliche Lieblingschildkombination:



    Zwischen Atlantik und Mittelmeer:



    Bei nächster Gelegenheit flog ein Rückspiegel der KTM direkt vor mir in hohem Bogen in den Straßengraben. Hat sich soweit losvibriert, dass tremor das Ding vorsichtshalber entsorgt hat. Respekt, das erste Teil seit 200 Kilometern. Nicht schlecht für eine 690er KTM.



    Manuel, immer noch FZ1-geprägt, drängte als erster zum Tankstopp. Aber das sollte sich noch legen, weil tremor mit der 690er eindeutig die geringste Reichweite hatte. Für den Ernstfall hat er aber vorgesorgt und eine Gallone Ersatzsprit eingepackt. Gebraucht hat er den aber nie. Wir sind ja nicht in der Steppe unterwegs. Aber es beruhigt aber doch ungemein.



    Äußerst zufrieden mit dem ersten Tag deckten wir uns im nahegelegenen Supermarkt mit Grillfleisch ein und planten den kommenden Tag. Auf 4 Geräten ergaben die gleichen Zwischenziele vier unterschiedliche Routen und Distanzen. Wir können nur hoffen, dass wir morgen alle in die gleiche Richtung fahren.


    Fazit für heute: Keine Unfälle, Umfaller oder ungeplante Ausflüge und keiner ist verloren gegangen. Sehr geile abwechslungsreiche Strecken von kleinsten Wegen bis zu gemaltem Landstraßen-Kurvengeschlängel für maximale Schräglagen. Wir planen für morgen ein Gruppenfoto. Da wir keinen Fotoreporter dabei haben, schlägt Tremor vor, parallel durch die nächste Blitzanlage zu fahren. Der Vorschlag findet allgemeine Zustimmung. Wird aber schwierig hier eine zu finden.

  • Ist doch klar, wofür Blahwas zwei Navis braucht: eines für die Kurven, das andere für die Passknackerpunkte ;)


    Schöne Bilder und ja, die Cevennes sind eine sehr schöne Gegend. Im Juni ist allerdings öfters mal mit frischem Splitt zu rechnen. 8)

    Es geht immer weiter - und wenn es zurück ist. Nach dem Regen scheint die Sonne.

  • Ist doch klar, wofür Blahwas zwei Navis braucht: eines für die Kurven, das andere für die Passknackerpunkte


    Genau, so sah es anfangs aus!



    Der Grund warum ich es wirklich dabei hatte, sind die Fotos der Passknacker-POIs. Da sieht man direkt, was man fotografieren sollen (Bild statt Beschreibung - gerne mal nur "Schild"). Und während der Fahrt zusätzlich die Umkreissuche nach Passknacker-POIs. Allerdings taugte das Garmin nicht mal dazu, denn in dieser Ansicht stürzte es regelmäßig ab bzw. startete aus irgendwelchen Gründen neu, oder blendet beknackte Frage- oder Nachrichten Dialoge ein, statt einfach seinen Job zu tun: Bitte nicht während der Fahrt bedienen! Bitte updaten! Fehler Nr. 4711-0815! Keine Position gefunden! Karte anzeigen? Das ganze übrigens äußert kontrastschwach in weiß auf hellgrau :sostupid: Auch gerne genommen: Kartenansicht mit blauem Pfeil auf schwarzem Grund, also ohne Straßen. Das bleibt auch so. Naja, später mehr, dazu für die Abrechnung mit dem Garmin bräuchte ich einen eigenen Thread... oder ein eigenes Forum. scheissgarminonline24.de oder so.

  • Das ist ein Zumo 2x0 - das kannste nur an die Wandklatschen, das instabilste Navi was ich je getestet/auf Tour dabei hatte. Das ist so unfassbar daneben das mir folgendes passierte: Morgens los auf einer Tour, mittags aus der Tour ausgestiegen weil wir was anderes erledigen mussten. Nach dem wir damit fertig waren, Tour wieder geladen -> Fehlermeldung "Nicht genügend Speicher". Aha da hat wohl jemand Speicher den Vormittag über ausgebaut. Ein Symptom was ich öfter mit dem Zumo 2x0 hatte. Zum Glück hatte ich das auch nur "Spaßeshalber" dran und war nicht mein Tourguide gerät ;) Die krönung abgeschossen hat es, als es auf einer Tour unvermittelt ausging und wieder anging. Erst dachte ich mir nix dabei aber dann stellte ich fest das er einen Werksreset hingelegt hat. Keine POIs mehr, keine Routen mehr, nix mehr da. Das war der Tag wo ich mir angewöhnt habe bei allen Garmin Tracks/Routen/Pois nach möglichkeit NUR Noch auf der SD Karte abzulegen - dann muss man sie zwar am Gerät extra Importieren, dafür hat man sie in solch einem Fehlerfalle aber griffbereit.

  • Das finde ich irgendwie... verwirrend. 8| Oder beängstigend. :cursing:


    Ich hoffe, das war nur die Ration für bdr und blahwas, und nicht für alle vier. 8|


    Geiler Bericht! :thumbup: Los! Weitermachen!


    Das war die Ration für zwei. Der Rest hatte manuell betriebene Zahnbürsten mit.
    Was ich das nächste Mal auf jeden Fall mitnehme ist einen elektrischen Rasierer.

  • Ein toller Bericht, ich musste so oft wie schon lange nicht mehr beim lesen laut lachen.
    Klasse geschrieben, schöne Bilder....weitermachen ! Büüüdeeeee....
    Aber echt, wenn man sich manche Situationen bildlich vorstellt, kann man nicht anders, als laut lachen.
    Wegen euch renne ich jetzt den ganzen Tag mit einem leicht blödsinnigen Grinsen im Gesicht herum. :huh:
    Ich freue mich auf die Fortsetzung.
    :danke:

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    Cevennen – 2. Fahrtag


    Heute starten wir bei kühlen 15° und bedecktem Himmel. Der Pulli kommt mit. Eine gute Entscheidung, wie sich herausstellt, nachdem wir den Col de „Arschkalt“ Monté El‘Aigoul auf 1.551m üNN erklommen haben: 5° Grad im Juni! Wir machen ein paar Fotos und sehen zu, dass wir so schnell wie möglich an Höhe verlieren.



    Ein paar hundert Meter tiefer wird es angenehmer. Dafür steht die erste Tagesprüfung auf dem Programm: Eine frische Rollsplitpiste, bei der es die Straßenbauer besonders gut gemeint haben und eine Kiesgrube hinterlassen haben. Wir schaffen es trotzdem sturzfrei zum nächsten Passknackerpunkt.



    Egal wohin man hier abbiegt, kein Verkehr, kaum Ortschaften, und noch weniger Geschwindigkeitsbegrenzungen – kurz gesagt, wir vermissen nichts was sonst immer stört.



    Dann aber ein Navigationsfehler von Blahwas, der uns völlig unnötigerweise auf eine von einem motorradfahrendem Gott gemalte Strecke gezwungen hat. Schnelle Kurven ohne Ende; ideale Radien für maximale Schräglagen; bester Asphalt; ein wenig Schotter an einer Stelle, damit der Adrenalinspiegel auch mal einen Peak bekommt. Blahwas, der den Fehler sofort bemerkte, ließ sich nichts anmerken und fuhr ungerührt weiter. Am Ende der 15 Km langen Kurvenstrecke hielt er an und teilte uns mit, dass wir die Strecke leider wieder zurückfahren müssen. Allgemeines Entsetzen: „Och nööö, aber wenn es gar nicht anders geht!“ Tremor ließ sich noch im Zustand eines leichten Kurventraumas übertölpeln und von Blahwas zu einem Tausch der Moppeds überreden. Weg war er mit der KTM.


    Also alle hinterher und einen auf einen Moment des schlechten Gewissens bei Blahwas hoffen. Am Ende der Strecke hat er dann doch gewartet: „Das war eine teure Probefahrt!“ war seine erste Bewertung. Aber auf Preisverhandlungen ließ sich Tremor dann doch nicht ein.
    Nachdem Blahwas mich fragte „War ich mit der 690er schneller als mit der Versys?“ und ich das mit einem eindeutigen „Ja“ bestätigte, war es um ihn geschehen. Mal sehen, ob die Versys bald weichen muss.


    Hier gilt Halteverbot, was wir uns natürlich nicht zweimal sagen lassen:


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    Zwischendurch mal ein Stopp bei einem sehenswerten Wasserfall. Wir sind zu Fuß gegangen, obwohl man es auch hätte fahren können – ein Stück zumindest – vielleicht auch nur bergab – und vermutlich nur einmal.




    Die Temperaturen hatten sich inzwischen schon deutlich erhöht und auch die Sonne setzte sich durch. Die Körpertemperaturen erhöhten sich zusätzlich, weil der erste Offroad-Passknackerpunkt des Urlaubs anstand. Traktionskontrolle auf Geländemodus und Gaaaas geben – soweit das mit stollenlosen Straßenreifen halt möglich ist.



    Auf den Geraden klappt das ganz gut – nur wenige Stellen mit größeren Löchern – in den Kurven ist es schon ein ziemliches Rutschen. Spaß macht es trotzdem.


    Oben angekommen erwartet uns ein phänomenales Panorama der Cevennen. Wir stellen fest, das wir zwar ganz oben angekommen sind aber kurz vor Schluss einmal hätten abbiegen müssen, um den Passknackerpunkt zu finden. Sind aber nur 500 Meter zurück und eine letzte steile Rampe hinauf.



    Die wird allerdings Manuels Schulter und Tracers Ölwanne zum Verhängnis. Zu wenig Gas und ein größeres Schlagloch stoppen die beiden. Sie nutzen die Gelegenheit zu einer Pause und legen sich erst mal hin. Wir betätigen uns als Bergwacht und retten die beiden.


    Manuels Schulter schmerzt und wird für die nächsten zwei Tage in der Kategorie „Männerschnupfen“ zu Dauerthema. Die Tracer ist ob des Offroad-Ausfluges beleidigt und spukt aus Protest fortan Öl aus einem kleinen Loch in der Wanne auf den Sammler und macht dadurch auch per Geruch auf sich aufmerksam. Zudem leitet sie das Öl während der Fahrt auf den Hinterreifen, um sich vor weiterem Missbrauch durch Manuel zu schützen.
    Dem großen Google-Orakel sei Dank, finden wir in 9 Km Entfernung einen Baumarkt, der uns freundlicherweise mit Epoxid-Metall-Kleber (hält bis 260°), Bremsenreiniger, Schleifpapier und Öl versorgt.


    Sebastian war durch seinen Schutzpatron besser geschützt:


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    Inzwischen sind die Temperaturen auf 30° gestiegen und wir suchen uns ein schattiges Plätzchen für die anstehende Operation.
    Die Tracer kommt auf dem OP-Tisch und wird fachgerecht betäubt. Manuel kann bei der Operation nicht hinsehen und droht ohnmächtig zu werden: „Ich kann doch kein Blut, ähm Öl sehen!“.



    Die Wunde wird mit Schmirgelpapier und Bremsenreiniger desinfiziert und anschließend verschlossen. Die Operation verläuft erfolgreich – ist letztendlich nur ein Routineeingriff, den ich bei den Boxer-Ventildeckeln nach Bodenkontakt schon mehrfach durchgeführt habe. Bisher ist mir noch kein Mopped unter dem Messer weggestorben.


    Nachdem die Tracer wiederbelebt wurde, treten wir den Heimweg an. Manuel ist noch sehr skeptisch, was die Wundversorgung angeht und wir prüfen die Narbe unterwegs mehrfach. Aber die Wanne bleibt bis zum Ende des Urlaubs dicht.





    Am Platz wird der Grill angeworfen und der kommende Tag geplant. Es steht der Wechsel in die Pyrenäen an.

  • Toll geschrieben!
    Macht Spaß zu lesen und lust auf mehr.

    Es ist krass wie Leute sich wundern wenn der Satz anders endet als Kartoffel. ?(

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    3. Fahrtag: Ortswechsel


    Vor dem Wechsel in die Pyrenäen gab‘s Verhandlungen, wer denn jeweils mit dem Motorrad in die Pyrenäen fahren darf und werden Wagen mit Anhänger nimmt. Immerhin 5 Stunden Fahrtzeit. In den Pyrenäen sind zwei Basislager geplant, so dass tremor und ich den ersten Umzug mit dem Auto absolvieren. Da Manuel und Blahwas akute Passknacker-Suchtsymptome zeigen, habe ich zudem Bedenken, dass sie unterwegs einfach die Wagen stehen lassen und Pässe sammeln.


    Im Nachhinein ein ganz schlechter Deal, weil der zweite Umzug flach fallen wird, weil später niemand Lust verspürt, noch einmal alles einzupacken, um weiter zu ziehen. Dafür dürfen die beiden uns mindestens für immer zutiefst dankbar sein. Für den nächsten Urlaub haben wir jedenfalls einen gut.
    Tremor kündigen an, um Punkt 8:30 Uhr (dann gibt‘s am platz die Schokobrötchen) den Platz zu verlassen, damit wir am Nachmittag noch eine Runde drehen können. Alles was Manuel und Blahwas bis dahin nicht verpackt haben, müssen sie auf den Moppeds mitnehmen. Offensichtlich waren wir überzeugend. Die beiden hatten pünktlich alles eingepackt.


    Die ersten Kilometer der Überführungsstrecke sind eng, steil und schlaglochübersäht. Kein Spaß mit Auto und Anhänger, zumal sich direkt an der Ausfahrt des Campingplatzes ein holländischer Wohnwagen vor uns setzt, der beschlossen hatte, die gleiche Strecke mit Standgas zu fahren.
    Nach 3 Minuten verliere ich die Nerven und überhole die Gurke bei der ersten Geraden. Scheiß auf die weißen Linien auf der Straße. Ich bin ein geduldiger Autofahrer – 3 Minuten lang – immerhin. Zum Glück bekommt auch tremor bald eine Gelegenheit zum Überholen und wir kommen ohne weitere Zwischenfälle durch.


    Wir finden einen tollen Campingplatz in der Nähe von Ax-Les-Thermes und richten uns dort häuslich ein.



    Die erste kurze Abendrunde von Tremor und mir ist zu Beginn wegen des vielen Verkehrs und ungenauer Planung etwas mühsam, wird aber dann durch die schöne Landschaft und endlich auch Kurven doch noch spaßig.



    Als wir auf den Platz zurück kommen sind auch Manuel und Blahwas angekommen. Manuel schleppt gerade seine Packrollen und erzählt mir freudestrahlend „Meine Schulter ist schon viel besser. Ich kann jetzt sogar meinen Sack wieder mit mir herum tragen“. Ich zwinge mich, nicht weiter darüber nachzudenken und verdränge die Bilder aus meinem Kopf.


    Wie die anderen beiden den Tag verbracht haben wird Blahwas hier berichten.

  • Da steige ich doch mal ein:


    Zitat

    Am Platz wird der Grill angeworfen und der kommende Tag geplant. Es steht der Wechsel in die Pyrenäen an.


    Zu diesem Zwecke wurde der Technikpavillon bereits am Vorabend abgebaut, und zwar bevor es dunkel wurde. Mit mehr oder weniger vereinten Kräften wanderte das Riesending in die vergleichsweise kleine Limousine. „Wie hat das alles jemals da rein gepasst?“ Gute Frage, nächste Frage: Wer muss Auto fahren mit Anhänger und Mopped hinten drauf, und wer darf auf eigenen Rädern umziehen? Die Strecke ist mit 430 km geradezu ideal für eine Tagestour. Ohne große Diskussion, aber nach einiger Verzögerung melden sich die Autobesitzer freiwillig. Dafür schwören die Mitfahrer hoch und heilig, beim nächsten geplanten Zeltplatzwechsel (von den Ostpyrenäen in die Westpyrenäen) diese undankbare Aufgabe zu übernehmen. Damit die Autofahrer morgen noch zumindest abends zum Motorrad fahren kommen wird früh schlafen gegangen. Gute Nacht.


    Am nächsten Morgen wird früh eingepackt und abgebaut, damit die Autos auch wirklich alles tragen und kein Motorrad mit lästigem Gepäck fahren muss. Sehr selbstlos. Zwei Leute starten also etwas grimmig in den Tag, und zwei mit einer Mischung aus Entspannung, Vorfreude, Mitleid und auch leichtem Schuldgefühl.


    Ich fahre mit Manuel Motorrad. Seine Schulter lässt das wieder zu und seine Ölwanne hält auch dicht. Unsere Route führt uns südlich über alle Passknacker, die so halbwegs auf dem Weg liegen und die wir noch nicht hatten (13 Stück). Das geht zunächst aus den Cevennen auf die Autobahn mit einer mautpflichtigen Brücke, dann die südlichen Cevennen, dann kommt eine Ebene mit etwas Besiedelung rund um Carcasonne und dann schon die ersten Ausläufer der Pyrenäen. Grober Überblick:



    Da sind also zunächst wieder enge Strecken im Wald angesagt. Das Wetter ist natürlich einwandfrei.



    Wir rasten am einzigen weit und breit zu findenden Restaurant. Passknacken heißt hier auch, Zivilisation zu vermeiden. Das Restaurant hat keine Karte, sondern nur das Tagesmenü: 12 Euro, 3 Gänge, Wein dabei. Klingt gut, ist aber jetzt gerade nicht so recht das richtige für uns. Wir bleiben beim Salat-Gang und erhalten noch Hühnchen dazu. Hühnchenherzen und Hühnchennieren, um genau zu sein. Hühnchenherzen sind echt lecker! Noch ein Eis hinterher, und schon geht es frisch gestärkt weiter südlich.


    Statt endlos enger Straßen im Wald öffnet sich nun die Vegetation zunehmend und man macht Kilometer bei Kurven und ordentlicher Aussicht.




    Die Durchfahrung des besiedelten Gebietes rund um Carcasonne erleichtert uns ein einheimische Duke-Fahrer (oder Fahrerin?) – wir hängen uns einfach hinten dran. Man will sich ja den lokalen Gebräuchen anpassen und nicht unangenehm als Ausländer auffallen. Kulturell sensibel wie wir sind, stehen wir also nicht im Stau, sondern halten nie wirklich an. An einer Tankstellenpause zwecks Sprit für die Moppeds und Abkühlung für uns sehen wir dann noch, dass es auch hierzulande Streetfighter gibt, nur echt mit „Stickers“-Sticker.



    Jedoch verrät mich mein Gefährt zunehmend. Der Vorderbau der Fuhre tut dauernd so, als würde ich auf Längsrillen fahren. Ich habe schon das Lenkkopflager im Verdacht, oder vielleicht auch den Vorderreifen. Obwohl ich hier sehr sanft zum T30 Evo war und nicht wie letztes Jahr in jede Kurve reingebremst habe, kommt kein Gefühl fürs Vorderrad mehr auf, bzw. es ist dauernd unangenehm am seitlich arbeiten.



    Die Strecke hier hat sich ein Passknacker ausgedacht: Route des Cols. Ein Schild nach dem anderen, ohne eine einzige Kehre, und teilweise geht es sogar richtig lange gerade aus! Und hier neigt sich mein treues Pearl-Navi in Sekundenschnell dem Erdboden zu. Ohne dass der Halter locker wäre - hä? Was'n da los? Halter gebrochen ist da los. Das Navi bekomme ich noch aufgefangen. Schöner Mist! Zwe Ersatzhalter liegen natürlich daheim. Fortan also nur noch Garmin für mich. Da fahre ich lieder Manuel hinterher. Und auf meinen rechten Stiefel tropft immer wieder ein wenig Kühlwasser. Dafür ist die Gabel links leicht undicht. Sonderlich erfrischend oder beruhigend ist beides nicht, aber Hauptsache Motor läuft. Sind ja nicht mal Warnlampen an!


    Kaum werden die Kurven enger biegen wir ab und sind schon am Zeltplatz. Äußerst luxuriös, ca. 300 qm für uns vier und unsere 8 Fahrzeuge. Waschhaus mit WC, Klobrillen, Klopapier, Seife und so viel Warmwasser zum Duschen wie man will. Wow. Die uns bekannten Autos sind schon da, aber die Autofahrer sind gerade ausgeflogen – samt Motorrädern. Die Chatnachrichten lesen sich eher einsilbig. Da sollten wir wohl besser heute Abend mal im Restaurant das Essen ausgeben. Dazu kommt es aber nicht, denn als die beiden auftauchen, haben sie bereits Grillgut eingekauft. So gibt’s einen weiteren gemütlichen Abend am Zeltplatz voller Vorfreude auf dieses sehr bergige und grüne Kurvenrevier.

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