An einen direkten Auslöser für meine Anmeldung zum damaligen 1b - Schein kann ich mich ehrlich gesagt nicht mehr erinnern. Ob das nun "Rebellion" gegen meine Eltern, meine Oma, oder ganz einfach nur "kein Bock mehr auf Fahrradfahren" vermag ich nicht mehr genau nachzuvollziehen.
Motorradbegeisterte gab es in meiner Familie damals eigentlich nicht wirklich. Wenn ich meine Zweiradkarriere subsummiere, dann sprechen eigentlich mehr Gründe dagegen, als dafür.
Ich erinnere mich noch, das mein Fahrlehrer mich zur ersten Fahrstunde mit "Du bist ja sicher schon mal gefahren..." begrüßte und regelrecht ungehalten wurde, als ich ihm mitteilte, das ich entgegen seiner Vermutung bisher noch nicht mal auf einem Mofa gesessen habe.
Mit dem Schein in der Tasche habe ich dann mit von meinem Dad geliehenem Geld eine 80er Zündapp gekauft und war endlich mobil. Das war damals kurz vor den Sommerferien, für die ich mir extra einen Ferienjob gesucht hatte, um meine Schulden wieder zu begleichen.
Nach knapp 4 Wochen Ferienjob bin ich dann auf dem Heimweg von einer Autofahrerin abgeräumt worden und habe bei meinem Ausweichmanöver die Zündapp mit einem häßlichen Geräusch frontal an einem Alleebaum geparkt.
Schuberth sei Dank blieb es bei ein Paar gebrochenen Rippen, einem gebrochenen Schlüsselbein und der Erkenntnis, das da irgendwas falsch gelaufen ist.
Das Moped war krumm wie eine Banane, Internet gab es damals noch nicht, also auch keine mir bekannte "Community" und keine Ersatzteile online. Die Schadenregulierung zog sich über andertalb Jahre und hatte als Ergebnis, das jeder seinen eigenen Schaden bezahlt, wie er auf den Gutachten stand.
Bei mir knapp 1200 DM Wiederbeschaffungswert für das Moped, 150 Mark für den Helm (Kaufquittung war verloren gegangen, deswegen vom Richter geschätzt), bei der Dame 1350 Mark weil angeblich das halbe Auto Fratze war.
Ich frage mich bis heute, wie ich auf der Beifahrerseite Tür und Kotflügel beschädigt haben soll, wenn ich ausschließlich Ihren Außenspiegel auf der Fahrerseite touchiert habe.
Jedenfalls war also im Sommer 93 nach insgesamt 6 Wochen Mopedfahren wieder Schluss mit meiner Zweiradkarriere.
Mein Bruder machte dann später irgendwann den A-Schein, kaufte sich eine ZX-636 RR. Da wurde dieses "Mopedgefühl" zwischenzeitlich wieder einmal aufgeweckt, immerhin durfte man ja mit dem 1b mittlerweile heftige 125cc legal bewegen.
Dummerweise hielt mein Bruder es nur wenig länger als ich mit seinem ersten Zweirad aus, was dann bei mir das "Mopedgefühl" erst einmal wieder schlafen geschickt hat. Immerhin tut dieses Sch... Schlüsselbein immer noch hin und wieder weh, wenn das Wetter komisch wird. Zu Gefährlich, der Mist.
2009 durfte ich dann im Urlaub für ein Paar Tage eine 125er bewegen, was mir richtig Spaß gemacht hat. Auf der letzten Fahrt - ich wollte das geliehene Moped seinem Besitzer zurückgeben bin ich dann in einem Kreisverkehr von einem Autofahrer abgeräumt worden.
Diesmal war die Sachlage allerdings glücklicherweise absolut klar, ich nur UB 02 und außer einem gehörigen Schrecken und Sachschaden zum Glück nichts passiert.
Ich konnte und vor allem WOLLTE die Fahrt fortsetzen. Ich glaube, da ist es dann passiert. Der Grund ist wahrscheinlich "und jetzt erst recht, weil ich es kann".
So richtig losgelassen hat mich das Thema Motorrad dann nicht mehr. Zwischenzeitlich habe ich mir dann sogar eine 125er Honda "zum restaurieren" gekauft.
Ein Jahr später hat dann mein Schwager den Führerschein gemacht, dann einer seiner Kumpels und dann kan die Idee das man ja mal einen Mopedurlaub planen könnte.
Hier hat dann meine bessere Hälfte eingegriffen und mir einen adäquaten Ersatz für mein Restaurierungsobjekt geschenkt, da abzusehen war das Restaurieren nicht meins ist und wahrscheinlich erst zur Eröffnung des BER fertig geworden wäre.
Mit dann meiner 125er NSR sind wir dann zwei Mal in Urlaub gefahren und weil 125er wie jedes Moped mit der Zeit langweilig werden, habe ich dann 2013 Klasse A2 nachgelegt, dann 4 Jahre mit einer 400er Bandit die Straßen rund um Jüchen unsicher gemacht.
Im Urlaub damals kam dann vielleicht noch ein zweiter Grund hinzu: Motorradfahren ist individuell, aber Erweitert den Freundes- und Bekanntenkreis. Zum Tourstart kannte ich nur zwei der insgesamt 6 Leute mit denen wir 1 Woche lang unterwegs waren.
Leider gab es seitdem keinen Mopedurlaub mehr, mein Schwager hat erst spektakulär seine CBR und dann später seine S1000 RR total und sich beinahe zerlegt.
Irgendwie habe ich während der Zeit mit der Bandit auch nie wirklich irgendwo Anschluss gefunden, bin meist allein gefahren und hatte schon fast den Gedanken das Mopedfahren dranzugeben, weil ich es zwischenzeitlich langweilig fand. Irgendwie fad. Andererseits hätte ich mich über mich selber schwarz geärgert, wenn ich es aufgegeben hätte.
Glücklicherweise hatte meine Tochter zwischenzeitlich beschlossen, das Sie gerne mit mir mitfahren würde. Das wäre dann ein weiterer Grund: Das Kind hat Spaß am Mopedfahren und wächst jedes Mal um gefühlte 10 Zentimeter, wenn Sie mitfahren darf.
Irgendwann ploppte dann in meinem Whatsapp-Benachrichtigungen ein Bild von einem nagelneuen Motorradkennzeichen auf - mein Onkel hatte sich eine GSA gekauft.
Da wurden es dann auf einmal wieder mehr Kilometer, ich habe Klasse A nachgelegt und bin seit April auf einer 11er GS unterwegs. Mittlerweile habe ich eine recht nette Truppe beisammen und mit der GS in knapp einem halben Jahr mehr Kilometer als mit der Bandit in den letzten drei Jahren gemacht.
Die schönste Initialzündung habe ich allerdings dann auf der Intermot im Oktober mit erlebt:
Meine eigentlich so gar nicht Motorrad-interessierte bessere Hälfte hat sich mal zum Spaß auf eine Indian Scout gesetzt. Man konnte dieses "sprichwörtliche Klick" schon fast sehen und tatsächlich hören. Gestern hat Sie dann Ihre erste Fahrstunde hinter sich gebracht und hat richtig Spaß dabei gehabt.
Es gibt einfach kein schöneres Hobby.