Heute war wieder Prachtwetter. Noch weniger Wolken, noch mehr Sonne. Also beim Frühstück auf die Karte geguckt und eine kleine Tour zusammengebastelt. Wegpunkte auf einen Zettel geschrieben, die ausgedruckte Karte bunt angemalt. Nach ein paar notwendigen Nebentätigkeiten (solarangetriebene Wäsche aufsetzen, SpüMa füttern, sowas muß ja auch gemacht werden...) kam ich mittags los.
Das Motorrad aus der Garage gerollt, damit die Straße gesperrt, Tor zu und los. Der Tank war ja noch von gestern voll, also mal ohne Aufwärmrunde, gleich rüber über den Berg und den Berg runter ins Pegnitztal. Da vorsichtig runtergerollt, denn an einigen Stellen war von dem Gewitter viel Modder und auch Schotter von den Feldwegen auf die Straße geschwemmt worden.
Links ab ins Hirschbachtal. Da war ich letztes Jahr schon mal mit der Lütten, schön ist es da immer noch. Das Tal rauf, bis zum Ende. Angehalten, den Zettel vorgepult. Alles schwitzig, nervig. Geguckt, Reißverschluß der Jacke wieder zu, Handschuhe wieder an, den Zettel in den Handschuh gesteckt. Und weiter.
Im nächsten Ort sah das wieder anders aus als auf der Karte, wieder angehalten, wieder geguckt. So richtig erholsam ist das nicht, da muß ich mir was einfallen lassen. Karte oder Zettel auf einem Tankrucksack, den ich nicht habe. Vielleicht sollte ich langsam mal eine Einkaufsliste anlegen...
Weiter durch die Oberpfalz. Hügelig, sonnig, wenig Verkehr. Meist gute, breite Straßen, aber wenig Kurven. Gebogene Geraden gibt es zuhauf, aber kaum Kurven. Ich machte mir sorgen, den Hinterreifen eckig zu fahren 
Auf der breiten Straße wechselten sich Sonne und Schattenflecken ab und so sah ich einen im Schatten laufenden schwarzgekleideten Jogger mit schwarzem Hut, der auf meiner Seite in meine Richtung lief, erst ziemlich spät und auch nur an zwei weißen Tupfen: den Socken, die sich bewegten. Auch wegen solcher Scherze übertreibe ich das lieber nicht mit der Geschwindigkeit.
Dann fand ich einen meiner Wegpunkte und mußt einen Fotostop einlegen. Schotter fahren mit der MT-09 ist für mich nicht soo ohne, da muß ich das Gas feiner dosieren... Reichte aber für einen Aussichtspunkt:

Das ist ein Stück Oberpfalz. Bei Hirschau. Mit dem Monte Kaolino. Den hab ich mir imposanter vorgestellt. Immerhin hab ich den nun auch gesehen. Weiter laut Plan. Ein paar Meter, denn da war die ausgesuchte Strecke gesperrt. Und da ich mich so gar nicht auskannte, bin ich also der ausgeschilderten Umleitung nach. Und - die Schilderaufsteller haben eine sehr hübsche Umleitung ausgesucht, das hätte ich allein kaum hinbekommen. Die Umleitung zog sich und zog sich und ich schielte nach der Tankanzeige. Aber es war alles gut. Irgendwann kam ich dann wieder auf meinen geplanten Weg, hätte nichts gegen eine nette Wirtschaft am Wegesrand gehabt, es gab aber nur Feld und Wald.
Also machte ich eine kurze Pause im Wald. Mit Beweisfoto. Das mit den Moppedfotos, das wird in diesem Leben nix mehr, das laß ich besser. Aber ich hab mich hier schließlich auch nicht in einem Fotografie-Forum angemeldet 


Auch das ist Oberpfalz: Wald. Ein Schluck Wasser, ein Müsliriegel, Zettel gucken, weiter. Dann natürlich links und rechts vertauscht und im nächsten Ort den übel großen Wendekreis der MT-09 verflucht (wollte mir hier nicht jemand ein _noch_ ungelenkigeres Dickschiff schmackhaft machen?) und eine wenig graziöse Umkehraktion vollführt. Hat ja keiner gesehen.
Dann, um Amberg zu umgehen, ein Stück auf die Autobahn. Tödlich langweilig, zum Ausprobieren aber gut. Sonntäglich leer. Im sechsten Gang im Einfahrmodus ging es bis 130 km/h und das ging gut. In der Ebene zappelte die Momentan-Verbrauchsanzeige bei rund etwa circa ungefähr 4,8 l/100 km rum, war nicht so einfach zu erkennen. Ich sollte ja schließlich nach vorne gucken. Die Windverwirbelungen am Helm fand ich völlig in Ordnung, die Luft zuppelte recht kräftig an den Oberarmen, ist mir bei der Probefahrt nicht so aufgefallen. Da fand ich heute die Lederkombi nicht so unsinnig. Autobahn kann man also mal machen. Spaßig ist das nicht, aber auch keine Qual. Zumindest nicht, solange es trocken ist.
Dann bei Ursensollen runter von der Autobahn. Eigentlich wollte ich nun einen Schörkel fahren, um die Landschaft zu erkunden. Eigentlich. Einmal nicht aufgepaßt und einmal nicht abgebogen und dann war ich wieder da, wo ich mich nicht auskannte. Aber da waren gelbe Schilder! Und da standen bekannte Ortsnamen drauf! Also den Plan verworfen und den Schildern nach. War zwar eine fette Staatsstraße, aber der sechste Gang sollte ja auch eingefahren werden. Und der macht auch Spaß. So ging es weiter nach Süden als geplant und die Tankanzeige sprang auf die letzen drei Bobbel um. Nee, Panik bekam ich nicht, aber ich überlegte, wo denn wohl eine Tankstelle sein könnte. Also in Schmidmühlen rechts ab Richtung Kastl. Auch eine Staatsstraße, aber ein nicht immer so gut ausgebaute, dafür recht hübsche. Mit Kurven.
In Kastl an der Automatentankstelle getankt. So'n neumodischer Kram. Mal sehen, was die mir abbuchen. Immerhin gab es einen Beleg. Ein netter Gasthof war hier auch nicht in Sichtweite, also ging es schmollend weiter. Ein Stück Bundesstraße, dann rechts ab nach Norden, nach Hause. Vorbei am Happurger Stausee, schön vorsichtig, weil da der ganze Straßenrand mit Autos zugeparkt war. Und ich wollte auf keinen Fall die beiden Polizisten umfahren, die die geparkten Autos alle fein säuberlich mit Knöllchen verzierten.
In Hersbruck auf die Bundesstraße. Brav am Stopschild gehalten, da qietschten hinter mir die Reifen des das Stopschild ignorieren wollenden Autos... Böse Handbewegungen aus dem Auto. Leicht irritiert die Gänge sortiert - die sind noch etwas hakelig - und weiter. Sowas brauchte ich nun echt nicht. Dann die ganze Z900-Teststrecke hoch, das Blaue Wunder kann die aber auch, rüber in mein Revier und ab nach Hause. Das Mopped in die Garage gewuchtet (gar nicht so leicht durch die Wasserablaufrinne...
), Maschinchen getätschelt, Tor zu. Die 1000er-Inspektion kommt näher 
Ich mag das Motorrad. Die Lütte aber auch!
Fazit:
Das Mopped macht auch im sechsten Gang Spaß. Das ist wohl der Zauber des Yamaha-CP3-Motors. Und der (angezeigte) Verbrauch überrascht und erfreut. Liegt vielleicht am ausgiebigen Gebrauch des sechsten Gangs und der Nutzung der moderaten Drehzahlen. Kann ich also den Haken bei "gerade noch wirtschaftlich" ja dicker malen. Und ich finde, ich bin nicht rumgeschlichen, aber schon nach StVO. So gerade. Für Spaß reichte es auf jeden Fall. Und es bildet sich ein bißchen Hornhaut am Popo 
In den gebogenen Geraden fuhr sich das Maschinchen wunderbar und agil, ich konnte die gewünschte Kurvenlinie gut halten oder auch spontan korrigieren, aber da war nix mit kippelig oder übernervös. Den Fahrmodus lasse ich erstmal bei 3, denn wenn man mal am Visier oder so rummacht und dann eine Bodenwelle oder so kommt und dann einhändig - nee, da brauch ich erst noch mehr Gefühl für das Maschinchen.
Die Physik und die Geometrie behaupten, ich hätte heute in vielen Kurven sehr viel mehr Schräglage gehabt haben müssen als sonst mit der Lütten - gemerkt habe ich davon nix. Geschrapt hat aber auch nix. Wo auch, war ja alles geradeaus
Aber auch die Schissigkeits-Hirnzelle meldete sich nicht, die war wohl von "guter, warmer Asphalt" und "Sportreifen" eingelullt.
Weniger spaßig ist das Navigieren. Neee, ein elektrisches Navi gibt es _noch_ nicht. Noch. Aber irgendwas brauch ich. Irgendwas, wo man eine Karte dranklemmen kann, muß auch nicht regenfest sein. Ich kann doch keine Klarsichthülle mit Backeband auf den Tank kleben, das geht doch echt nicht! Obwohl - so breit wie der ist, da paßt auch DIN A3 drauf. Quer.
Also Tankring und Tankrucksack? Ich frag mal meinen Händler, ob ich das dranschrauben darf oder ob dann die Garantie erlischt... Und: Fotostops halten wahnsinnig auf.
Die Oberpfalz ist nett. Wenig Verkehr, im erkundeten Bereich gute Straßen und wenig Ortsdurchfahrten. Allerdings eher kurvenarm. Und ganz anders als die Fränkische mit ihren teils überraschenden Steigungen, Kehren oder scharfen Kurven. Aber landschaftlich auch schön. Hügel, Felder, Wälder. Leider gebricht es an Gasthöfen. Und auch Tankstellen sind nicht sehr dicht gesät. Lohnt aber, da nochmal hinzufahren. Einfach mal dem Vorderrad nach oder dem Sonnenstand, bißchen schlingeschlang, irgendwann kommt man schon wieder an eine Autobahn und die bringt einen nach Hause. Ist ja nicht so weit.
Angezeigte(r)
... Durchschnittsverbrauch: 4,1 l/100 km
Und ich hatte Spaß!
... Fahrzeit 3:54
... Verbrauch 10.4 l
... Strecke 256 km
Rund 4 1/2 Stunden Ausflug, ausgerechneter Schnitt: 65,6 km/h (wenig Ortsdurchfahrten... Oberpfalz...)