Schrecksekunden - Eure Erfahrungen

  • Aus meinem Reisebericht, ich war in Österreich unterwegs, auf dem Radlpass:


    Der Radlpass ist ein Grenzpass nach Slowenien, darum fahre ich nur die Nordseite. Zum Glück habe ich freie Fahrt, denn hier ist Überholen schwer. Letztes Mal bin ich den ganzen Pass, wenigstens nur 3 km, hinter einem Auto hergebummelt. Als ich runter fahre, dann der Schock, und die vermutlich gefährlichste Situation meiner gesamten Motorradkarriere, inkl. einem Unfall mit Knochenbrüchen: Ich fahre gerade eine lange Linkskurve zu Ende und bereite mich geistig auf die nachfolgende Linkskehre vor, als mir zwei Autos nebeneinander entgegen kommen. Der silberne Kombi hat es wohl nicht ertragen, hinter dem roten Kleinwagen den Berg hochzufahren, und sich dann zu einem blinden Überholmanöver entschlossen. Und ich darf das jetzt ausbaden.


    Natürlich geht das real viel zu schnell um irgendwas zu überlegen oder bewusst zu entscheiden. Ich bin nach rechts ausgewichen ohne zu bremsen, der Autofahrer ist etwas in die Mitte gezogen, so hatte ich links noch Luft zwischen meinem Arm und seinem Spiegel, und ich hatte rechts noch genug Platz zum Rand um wieder in geplante Fahrtrichtung zu korrigieren. Ich bin auch nicht vor Schreck in der Kehre geradeaus gefahren. Aber was für eine Scheiße! Das versaut einem echt die Laune :( Das wäre es echt gewesen, seine plus meine Geschwindigkeit waren sicher 130 km/h. Da braucht man sich um einzelne Finger keine Sorgen mehr zu machen.


    Es war auch kein reines Glück, dass ich die Situation überstanden habe: Ich war schon ziemlich außen in der Kurve, Varahannes-Linie halt, so wurde ich früher gesehen und musste weniger weit ausweichen. Und ich habe nicht in Panik gebremst, sondern einfach nur sofort und richtig reagiert. Ich war also nicht hilflos, aber auf einer schmaleren Straße wäre die gleiche Situation anders ausgegangen. Es bleibt ein Gefühl von Hilflosigkeit, und auch Wut auf den Autofahrer.

  • Hauptsache es ging erstmal glimpflich aus. Aber ich kann deine Wut durchaus verstehen und ich weiss nicht ob ich in so einer Situation, vorausgesetzt ich hätte es auch so gemeistert, nicht umgedreht und den Autofahrer zur Rede gestellt hätte...

    "Reality is on a delay. For you, nothing is now. Realizing this fact is unsettling. If we can only react to the past, how do we manage to navigate the present? It's easy to spiral into a treatise on free will while in the fetal position, overthinking our forever past." - Kyle Hill

  • Das könnte sogar ein Auto von der Polizei gewesen sein, zumindest fahren sie dieses Modell und es war kurz vor dem Grenzübergang, der auch besetzt war.

  • Das könnte sogar ein Auto von der Polizei gewesen sein, zumindest fahren sie dieses Modell und es war kurz vor dem Grenzübergang, der auch besetzt war.

    das ist die situation wo es praktisch wäre ala Manuel eine kamera laufen zu haben,


    dann alles davor löschen und die szene zur polizei bringen, anzeige stellen

  • Vorgestern hat ich die doofe Premiere - fast von einem Auto erlegt worden.


    Komme im Abendsonnenschein von der Arbeit auf der Ortsumgehung artig mit 70 von 70 erlaubten angerollert. Meine Geradeaus-Ampel grün, alles frei, prima. Auf der Linksabbiegespur warten ein Bus und dahinter ein Auto auf grün. Gefühlt 30 m vor mir zieht das Auto plötzlich - ohne zu blinken - aus dem Stand rechts rüber auf meine Geradeausspur und gibt dann immerhin Gas. Das gab mir dann Gelegenheit, mal eine echte Gefahrenbremsung zu probieren. Hab aber keine Zeit gehabt, erst noch in den Spiegel zu sehen, ob mich jemand von hinten anschiebt, der Fuß war auch zu langsam, die Vorderradbremse mußte das allein richten. War knapp, ist aber ohne Sturz oder so abgegangen.


    Nett daran: ABS funktioniert prima, das klackert so lustig. Das Mopped hat das gut gemacht, fuhr beim Bremsen schnurgeradeaus. Gibt Vertrauen das Material, muß ich aber trotzdem nicht öfter haben, sowas.


    Hab daran gut zu kauen gehabt. Hab immer überlegt, ob ich das hätte vorhersehen müssen oder was ich hätte besser oder anders machen müssen.


    Mal sehen, was ich nach dem Fahrsicherheitstraining darüber denke, das ist seit langem gebucht, ist aber noch ein paar Wochen hin.

  • Baser,

    nee, Sonne im Rücken... abends, so gegen sechs und Fahrtrichtung genau Nord... das paßt nicht. Das mit "Vorsicht bei langen Schatten voraus" brabbel ich mir immer leise selbst ins Ohr. Wobei man das sicher auch mal vergessen kann.

    Dem Autofahrerwesen ist garantiert spontan eingefallen, daß es noch was aus dem Baumarkt ein Stück weiter geradeaus braucht. Dahin hat sich der danach nämlich verkrümelt. War auch ein Einheimischer, also auch nix mit "kennt sich nicht aus".

    Bei der gedanklichen Nachbereitung schüttelt es mich immer, wenn ich an "Ausweg suchen" denke - rechts neben der Straße ist ein morastiges Regenrückhaltebecken... Bäähh!

  • Heute morgen auf dem Weg zur Arbeit hatte ich den ersten echten "Arsch -> Grundeis"-Moment meiner zweiten Motorradkarriere.


    Habe mich gerade noch über einen Autofahrer geärgert, der natürlich als ich hinter ihm stand seine blöde Scheibenwischanlage betätigen muss und mich und das Bike eingesaut hat.

    Fahre also danach die Auffahrt auf die Bundesstrasse und beschleunige schon, als mir auf einmal kurz vor dem gedachten Scheitelpunkt ein Reh von links vors Bike rennt.

    Hab einfach nur in die Bremse gegriffen und war froh, dass ich mein Kurven-ABS habe. Auch wenn hier normales ABS evtl auch gereicht hätte - die Schräglage war nict so groß. Vielleicht 30°.



    Das Bike hat kurz "geschaudert" - ich weiss nicht wie ich es sonst beschreiben soll, danach lief es wie auf Schienen weiter, während das Reh immer näher kam.

    Aber die Verzögerung hat zum Glück ausgereicht und ich habe das Reh um eine Haaresbreite verfehlt.

    Ich könnte schwören, die Hinterläufe haben noch mein Vorderrad gestreift, kann aber auch Einbildung oder eine Bodenwelle gewesen sein.

    Das Reh ist aber scheinbar unbeschadet im Gebüsch verschwunden. Man schaut in dem Momnet ja auch dem Vieh hinterher anstatt dahin zu schauen wo man hin will. :sostupid:

    Bin aber einfach froh, dass es nur knapp war und ich das Reh nicht mittschiffs erwischt habe.

    "Reality is on a delay. For you, nothing is now. Realizing this fact is unsettling. If we can only react to the past, how do we manage to navigate the present? It's easy to spiral into a treatise on free will while in the fetal position, overthinking our forever past." - Kyle Hill

  • Schrecksekunde in Bosnien:


    Ein mir entgegenkommender PKW entschließt sich zum Linksabbiegen - der hat mich wohl einfach nicht wahrgenommen. Dabei war ich nicht mal schnell - es war innerorts kurz hinter einer Blitzersäule. Ich entscheide mich für ein Ausweichmanöver nach rechts, da die Kreuzung reichlich Platz bietet. Ich komme mit ca. einem Meter Platz zum unvermindert abbiegenden Auto vorbei. So knapp war dieses Unfallszenario für mich noch nie. Danach zittern die Knien...


    Und ich frage mich, ob rechts die beste Option war:

    a) bremsen - weiß man nie genau, wie viel Anhalteweg man eigentlich hat.

    b) nach links ausweichen - wenn er einen doch noch sieht, zieht er genau dorthin

    c) nach rechts ausweichen - wenn er einen doch noch sieht, und sich nicht total verschätzt, bremst er eher, als noch stärker abzubiegen.


    Da wir nicht zusammengestoßen sind und da ich dahinter wieder geradeaus weiterfahren kann, war's wohl die richtige Option.


    In Bosnien und Montenegro fahren sehr wenig "große" Motorräder (über 50 ccm) rum. Vielleicht hatte der Autofahrer mich deshalb zu langsam eingeschätzt. Mein Tourguide war gerade vorne mit deutlich Vorsprung.

  • Glück gehabt! Solche Momente braucht eigentlich kein Mensch. Aber sie helfen dann doch mal, die Achtsamkeit zumindest für die nächsten paar hundert km wieder zu erhöhen. Zumindest achte ich seit meinem Reh-Zwischenfall gerade Morgens und Abends doch deutlich mehr auf eventuelle Tiere am Straßenrand.

    "Reality is on a delay. For you, nothing is now. Realizing this fact is unsettling. If we can only react to the past, how do we manage to navigate the present? It's easy to spiral into a treatise on free will while in the fetal position, overthinking our forever past." - Kyle Hill

  • Und ich frage mich, ob rechts die beste Option war:


    Da wir nicht zusammengestoßen sind und da ich dahinter wieder geradeaus weiterfahren kann, war's wohl die richtige Option.

    Im Nachhinein war's definitiv die richtige Entscheidung. Aber verallgemeinern kann man's leider nicht, weil die nächste Situation komplett anders ablaufen kann.

    Zudem hat man in dem Moment eh keine Zeit eine Analyse der Situation vorzunehmen. Da hilft nur Instinkt und Glück. Sowas ist einfach kacke.


    Man muss halt für sich im Nachhinein analysieren, ob man zukünftig das Risiko minimieren kann, z.B durch langsamer fahren oder ganz aufhören.

    seit meinem Reh-Zwischenfall gerade Morgens und Abends doch deutlich mehr auf eventuelle Tiere am Straßenrand.

    dito. Trotzdem kann's einen wieder treffen. Bei meinem Rehunfall hätte auch intensives Ausschau halten nichts geändert, weil das Reh direkt aus einem Busch vor mein Moped gesprungen ist und ich es kaum wahrgenommen habe. Keine Chance zu reagieren.

    VG
    Michael

  • Ich habe nach der Unfall Situation für mich beschlossen dass wenn ich wieder so eine Situation habe und auch wenn nichts passiert ich aufhören werde mit Motorrad fahren. Auch wenn ich knapp vor der Leitplanke oder so stehen sollte. Langsamer fahren kann ich nicht, da ich weiss was geht und ich irgendwann wieder dort bin.

    Als Krüppel zu enden hab ich keinen Bock.


    Es gäbe dann so oder so genug andere Herausforderungen.

  • Langsamer fahren kann ich nicht,

    so schlimm bei dir ?


    bei gruppenausfahrt auf Treffen gings doch auch ?


    Oder steigst eben auf Royal enfield um oder was anderes mit weniger leistung.


    drive slow things fast ist doch eh spassiger ;)

  • Wollte gerade sagen, nimm was Langsames. Ansonsten wieder Honda NTV. :)


    Slowfluencer.


    Gruß,

    Thomas

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