Ist ABS gefährlich?

  • Also wenn ich mich selbst beobachte... Ich habe ein Motorrad mit, und eines ohne ABS.


    Mit dem Motorrad ohne ABS fahre ich schon zurückhaltender, vor allem was das Anfahren von Kurven und Kurvengeschwindigkeit angeht. Mit ABS bin ich forscher unterwegs.


    Wobei ich trotz allem nicht sagen würde, daß ich mit ABS "risikobereiter" fahre. Weil ich ohne ABS so kalkuliere, daß ich ohne ABS noch Reserven habe. Und mit ABS kalkuliere ich so, daß ich mit ABS noch Reserven habe. Also daß so oder so noch Luft bleibt, um reagieren zu können.


    Ich hab sowohl ohne, als auch mit ABS schon Sicherheitstrainings mitgemacht.


    Ich hab mich auch schon ohne ABS abgelegt - das erste Mal 2 Tage vor der Motorradprüfung :S Danach meinte der Fahrlehrer "Mensch! Wenn das Rad blockiert, musst Du die Bremse aufmachen!" - Scherzkeks! Das hätte er vielleicht DAVOR sagen sollen? :thumbdown: Woher soll man das denn wissen, wenn man es weder bis dahin erlebt, noch erklärt bekommen hat.


    Jedenfalls weiß ich, daß Vollbremung ohne ABS eine Herausforderung ist, hab aber auch in SHTs gelernt, wie man's hinbekommt, ohne sich abzulegen.


    Mit dem Kauf der Kawa hab ich dann wieder ein SHT gemacht, um den Kopf umzustellen auf Bremsen mit ABS. Ich bremse mit ABS beherzter (wobei ich auch ohne ABS schon blockierend gebremst habe, ohne mich abzulegen), stelle aber das Motorrad aber sowohl mit als auch ohne ABS auf, um zu bremsen. Und ich bremse mit und ohne ABS jeweils vor und hinten. Das steckt einfach mittlerweile drin.


    Das ABS am Auto teste ich normalerweise bei fast jeder Winterfahrt aus - ich fahre die Wohnstraße vor, bremse beherzt und schau "Isses heute glatt". Das ABS am Auto brauche ich auch öfters, da ich bei jedem Wetter täglich meine 60km fahre, morgens um sechs, wenn die Straße nicht alle geräumt sind. Da ist ABS einfach ein nettes Hilfsmittel, was früher ohne durch Stotterbremsen auch gehen musste.


    Das ABS am Motorrad teste ich nicht regelmäsig. Aber ich versuche, regelmäsig an SHTs teilzunehmen. Was man alleine nicht hinbekommt, entlockt einem ein Trainer. Und meine Erfahrung ist, wenn ich es im Training geübt habe und es sitzt, kann ich es auf der Straße auch abrufen.


    Viele Notbremsungen mit ABS-Ansprechen habe ich noch nicht gehabt. Dreimal, wenn ich mich recht erinnere (in 2 Jahren). Da hab ich ohne ABS in den zwei Jahren davor mehr Notbremsungen mit Blockieren (mit oder meistens zum Glück ohne Ableger) gehabt.

    *Lille*

  • ABS und Traktionskontrolle sind eigentlich keine Fahrhilfen. Wer sie als solche betrachtet, macht einen Denkfehler. Solche Systeme vergleichbar mit der Sicherungsleine beim Bergsteigen oder dem Erdleiter oder FI in der Hausverkabelung. Auch das sind Fallback-Systeme die im Normalfall nicht genutzt werden sollten.
    Wer mit einem starken Motorrad bei starker Schräglage das Gas voll aufreißt (Die Traktionskontrollewird es schon richten), kann auch den Föhn zu sich in die Badewanne schmeißen. Wozu hat man einen FI?
    Ich rede nicht vom bewussten Testen, da bin ich konzentriert und kann reagieren und treibe es nicht völlig auf die Spitze, denn ABS und Co können auch mal versagen. Das ist zwar recht unwahrscheinlich aber bei einem technischen System ist das immer drin. Habe ich selbst schon erlebt.
    Da es aber sicherlich auch Leute gibt, die die Funktionsprüfung des FI in der Badewanne durchführen wird es eben auch Menschen geben die mit den Helferlein riskanter fahren. Da eine solche Einstellung eher genereller Natur ist, besteht eine gute Wahrscheinlichkeit dass diese sich sonstwie verabschieden. Muss ja nicht der Straßenverkehr sein.


    Das Problem ist also nicht AbS sondern die Technikgläubigkeit einiger Menschen und die Bereitschaft, aus purer Langeweile Risiken einzugehen, die sie nicht mehr selber kontrollieren können.

    Gruß
    Zottel

  • Ich verstehe ABS als kleine Notlösung falls die rechte Hand an der Bremse mal versagen sollte bei Hardcorebremsmanövern aus hoher Geschwindigkeit.


    Wenn ich allerdings selber schon so bremse dass hinten das Rad leicht über dem Boden schwebt und vorne so reinpresst dass kurz vorm scharren ist, dann kann ich mir ncht vorstellen dass da noch mehr gehen sollte. Im Trocknen versteht sich, bin Schönwetterfahrer.
    Zudem habsch kein ABS an der Maschine und ist auch ein Kaufgrund unterster Priorität.


    Was ich so als technisches Gimmick liebgewonnen haben ist die AHK. Die ist goldwert, aber auch die kannste leicht aus der Fassung bringen. Der Fahrer ist immer noch der Chef und nicht die ganzen Gimmicks ala ABS TK AHK und was es alles so gibt.

    Pain is an illusion of the senses, despair an illusion of the mind

  • Wenn ich allerdings selber schon so bremse dass hinten das Rad leicht über dem Boden schwebt und vorne so reinpresst dass kurz vorm scharren ist, dann kann ich mir ncht vorstellen dass da noch mehr gehen sollte. Im Trocknen versteht sich, bin Schönwetterfahrer.


    Oh doch, da geht noch was.


    Vor allem auf Schotter, verschmutzter Fahrbahn usw. ist der Unterschied doch noch größer. Zumal man ganz sorglos "volles Mett" die Bremse ziehen kann - gerade in Notsituationen ein riesen Pluspunkt, da selbst der erfahrenste Fahrer mal erschrecken kann.

  • Beim Bremsvorgang an sich ist die Hinterradbremse aber eignetlich auf keinen Fall zu vernachlässigen -zumindest nach dem was ich gelernt habe.. Und wenn man nur vorne bremst, dann ist die Gefahr dass das Hinterrad schneller steigt doch höher, oder hat die Versys ein Integralbremssystem?


    Die Versys hat kein Integralbremssystem, aber eine frontlastige Geometrie bzw einen kurzen Radstand. Dadruch geht das Hinterrad schneller hoch als bei anderen Maschinen. Bzw. es würde hochgehen, wenn die ABS-Elektronik das nicht erkennen und verhindern würde. Das Erkennen macht sie allerdings alleine über die Raddrehzahlen. Und darum denkt sie auch "Hinterrad geht hoch!", wenn es in Wirklichkeit "nur" blockiert und man gleichzeitig vorne bremst - also macht das ABS die Bremse vorne deutlich auf, und nach (sich endlos lange anfühlenen) 0,2s wieder zu. Das ist ziemlich lästig, wenn man es regelmäßig benutzt, und bei einer Gefahrenbremsung kann man deshalb das Vertrauen in die Bremse verlieren. Da wird auch ganz klar Bremsweg verschenkt.


    Optimal bremst man mit der Versys 650 vorne voll und hinten kontrolliert, bzw. hinten nur die erste halbe Sekunde voll rein und danach loslassen; dabei vorne immer voll.


    Oder man verschenkt die zusätzliche Bremswirkung der Hinterradbremse auf den ersten Metern und packt einfach nur vorne voll rein. Dann nutzt man die vordere Bremsleistung voll aus, und nach den ersten 10 Metern Bremsweg sind das sicherlich mehr als 90% der Gesamtbremsleistung. Das klappt dafür immer.


    Bessere ABS-Systeme erkennen Stoppies bzw beginnende Überschläge nicht nur anhand von Drehzahlen, sondern auch von Federwegen oder Lagesensoren.


    So oder so, die Versysbremse hat ordentlich Stopping Power; ich würde sogar behaupten, selbst im ganz oben genannten Szenario (ABS macht vorne auf) bremsen 95% der Fahrer auf dieser Maschine mit ABS besser als ohne. Das ABS-System stammt übrigens von Bosch und wird nur in Modellen für den deutschen oder neuerdings auch europäischen Markt verbaut. Die Asianten und Amerikaner bekommen die kleine Versys gar nicht mit ABS. Und gebaut wird sie in Thailand. Das Verhindern des Blockierens des Vorderrads an sich (das wichtigste am Motorrad-ABS) funktioniert tadellos; der Vorderreifen wimmert um Gnade. Da wird nichts oder nur sehr wenig verschenkt.


    smuggler
    Du hast 'ne Anhängerkupplung an der Ninja? ;) Ne, Antihoppingkupplung hätte ich an der Versys auch gern... und Traktionskontrolle auch, ich fahre schließlich auch im Regen. Auf der Versys 1000 habe ich die Traktionskontrolle gern genutzt, aber nicht in Schräglage. Geradeaus könnte ich das auch so in den Griff kriegen, aber wenn ich nicht muss, lasse ich mir gerne helfen.

    MO24 Team Reisen

    Edited once, last by blahwas ().

  • Also wenn ich mich selbst beobachte... Ich habe ein Motorrad mit, und eines ohne ABS.


    Mit dem Motorrad ohne ABS fahre ich schon zurückhaltender, vor allem was das Anfahren von Kurven und Kurvengeschwindigkeit angeht. Mit ABS bin ich forscher unterwegs.


    Das ist genau das, was ich mit meinem Artikel ansprechen möchte. Es geht mir dabei nicht um die (fahr-) technischen Aspekte, sondern darum, dass man mit der Gefühlen Sicherheit eventuell schneller fährt oder umgekehrt mit dem Gefühl des erhöhten Risikos eventuell zurückhaltender unterwegs ist.


    Ein mehr als passendes Beispiel aus dem Bergsport: Skitourengeher mit ABS-Rucksäcken (die, welche sich bei Lawinenabgang per Handzug automatisch aufblasen, um nicht verschüttet zu werden) befahren auch riskantere Hänge, weil sie ja "eh der ABS-Rucksack schützt" (siehe "Berg&Steigen" - Zeitschrift für Risikomanagement im Begsport, damit ich nicht wieder gefragt werde, woher ich diese "Vermutungen" habe ;) )


    Es sind meist diese "soft skills" beim Motorradfahren, die ich in meinem Blog ansprechen möchte. Für die ebenso wichtigen "hard skills" (Bremstechnik, ect.) gibts Experten wie z.B. blahwas.


    Somit, danke Lille für Deine Selbstbeobachtung,
    lg, eveleddie

  • ALSO ICH FINDE ABS GEFÄHRLICH...



    ...wenn ich mich darauf verlasse und es nicht funktioniert. :kiffer: .




    Sollte aber wohl sogut wie nie passieren.




    Ansonsten bleibe ich bei meiner Meinung Ich bin absolut für ABS ist für mich beim Gebrauchtmotorrad in der mittleren Preisklasse ,ich sag mal so 4-6.000€, aber keine Pflicht. Beim Neufahrzeug gibt es dagegen keine Disskusion. ABS oder Tschüss.




    Ich finde einfach das Gefühl schön im Zweifelsfall voll Reinzulangen um Maximal verzögern zu können ohne auf die Nase zu fliegen. Bzw das Risiko deutlich minimieren zu können.


    Wer mir jetzt kommt mit "Theoretisch bremst man ohne ABS besser wenn man immer kurz vorm Blockier punkt ist" der soll mir das mal Vorführen das er so eine perfekte Bremsung konstant in einer Schreck und Gefahrensituation reproduzieren kann.




    Das mit dem Risikoreicher fahren. Mag sein das das bei manchen Eintritt, aber bei einer normalen selbst sportlichen Ausfahrt ist wohl kaum jmd so radikal unterwegs das er jede Kurve mit qietschenden Blockierenden Reifen anfährt.

  • Wer mir jetzt kommt mit "Theoretisch bremst man ohne ABS besser wenn man immer kurz vorm Blockier punkt ist" der soll mir das mal Vorführen das er so eine perfekte Bremsung konstant in einer Schreck und Gefahrensituation reproduzieren kann.


    Das hat mir gestern ein Experte - der Ricky Lowag von der Rennleitung #110 - von der Hand gewiesen. Bei älteren ABS-Motorrädern könnt das der Fall sein, aber bei neueren ABS-Modellen gäbe es keinen Motorradfahrer der einen kürzeren Bremsweg ohne ABS hätte, als würde er ein Motorrad mit ABS fahren.


    lg, eveleddie

  • Hast du die Vorsichtigen und Unvorsichtigen vertauscht?
    Sonst macht das doch keinen Sinn... ?! =O


    Nein, ich hab da nichts vertauscht. Die "Vorsichtigen" sind ja nur deshalb vorsichtig, weil sie keine Sicherungsleine benutzen.


    eveleddie:
    Ich schrieb ja, dass es sich aufs ABS nicht ohne weiteres übertragen lässt, aber nach Deiner Theorie sind die Vorsichtigen diejenigen ohne ABS.

    WELCOME TO THE RIDE OF YOUR LIFE

  • Das hat mir gestern ein Experte - der Ricky Lowag von der Rennleitung #110 - von der Hand gewiesen. Bei älteren ABS-Motorrädern könnt das der Fall sein, aber bei neueren ABS-Modellen gäbe es keinen Motorradfahrer der einen kürzeren Bremsweg ohne ABS hätte, als würde er ein Motorrad mit ABS fahren.


    Das ist mal wirklich sehr kurz gedacht. Denk einfach mal an wechselnde Untergrundbedingungen - auflaufen auf einen Zebrastreifen, Kanaldeckel, Bitumen, Pfütze, was weiß ich. Wer manuell an der Grenze bremst, lässt dann sofort das Vorderrad blockieren. Da erreicht kein Experte das Niveau des ABS.

    WELCOME TO THE RIDE OF YOUR LIFE

  • Quote

    Somit, danke Lille für Deine Selbstbeobachtung,


    Auch wenn dir das gut in den kram passt, geht es hier um 2 verschiedene Motorräder. Der Einfluss verschiedener Motorradkonzepte auf den Fahrstil ist viel größer als das vorhandesein oder fehlen von ABS.


    Ausserdem:

    Quote

    Viele Notbremsungen mit ABS-Ansprechen habe ich noch nicht gehabt. Dreimal, wenn ich mich recht erinnere (in 2 Jahren). Da hab ich ohne ABS in den zwei Jahren davor mehr Notbremsungen mit Blockieren (mit oder meistens zum Glück ohne Ableger) gehabt.


    ist sie nach diesem Satz ohne ABS gefährlicher unterwegs gewesen als mit.

  • Was ich so als technisches Gimmick liebgewonnen haben ist die AHK


    Uhi.. da kann man einen Wohnwagen ranhängen 8o Ich stell's mir gerade vor.. Kawa mit grünem Klapp-Wowa dahinter! :thumbup:


    Auch wenn dir das gut in den kram passt, geht es hier um 2 verschiedene Motorräder. Der Einfluss verschiedener Motorradkonzepte auf den Fahrstil ist viel größer als das vorhandesein oder fehlen von ABS.


    Die Motorradkonzepte spielen sicher auch eine Rolle - wobei die kleine ohne ABS die sportlichere mit der (mittlerweile) besseren Straßenlage ist. Die Guzzi ist eigentlich die "Kurvenwutz", während die Kawa (mit ABS) das Reisegefährt für Langstrecken ist. Mit der Kawa hab ich dafür mehr Gebirgserfahrungen.


    Mit der Guzzi (ohne ABS) fahre ich eben "auf Sicht inkl. Aufstellen des Motorrades", mit der Kawa (mit ABS) eher "auf Sicht ohne Austellen"

    *Lille*

  • eveleddie: fährst du denn riskanter mit ABS? Rein von meiner Selbstbeobachtung her fahre ich weder mit noch ohne besonders riskant, die brenzlichen Situationen hatte ich aber immer auf Maschinen ohne ABS, was reiner Zufall sein mag. Allerdings hatte ich z. B. bei der Virago wegen ihrer miesen Bremse ein ständiges ungutes Gefühl und hab sie letztlich ganz weggegeben. In der Fahrweise zwischen VFR 750 ohne ABS und VFR 800 mit ABS gibts aber keinen Unterschied, der mir auffiele.

    WELCOME TO THE RIDE OF YOUR LIFE

    Edited once, last by Coyote ().

  • Auch wenn dir das gut in den kram passt, geht es hier um 2 verschiedene Motorräder. Der Einfluss verschiedener Motorradkonzepte auf den Fahrstil ist viel größer als das vorhandesein oder fehlen von ABS.


    Hallo Fluffy, mir gehts nicht darum Recht zu haben oder das mir was in den Kram passt. Ich wollt nur sagen, dass Lilles Selbstbeobachtung die ist, von der ich in meinem Artikel geschrieben habe. Lille schreibt ja - wenn ich ihn richtig verstanden habe - von einem schnelleren Fahrstil "wegen" dem Wissen ABS zu haben.


    Grüsse, eveleddie

  • Die Frage ist doch, welchen Rückschluss du daraus ziehen willst. Wenn es "ABS ist keine Lösung für alles" ist, dann ist das ja nichts neues. Wenn du sagen möchtest, dass es die positiven Effekte, die ABS haben könnte, überflügelt, dann sollte das auch entsprechend belegt werden - nur die Theorie alleine bringts nicht. Und wenn du überhaupt keine Aussage treffen möchtest, ist der Post irgendwie sinnlos.

    WELCOME TO THE RIDE OF YOUR LIFE

  • eveleddie: fährst du denn riskanter mit ABS?


    Hallo Coyote,
    gute Frage, denn Theorie und Praxis sind nicht immer dasselbe paar Schuhe. Ehrlich gesagt, das ist für mich schwer zu beantworten, da dieser Risikokompensationsprozess meist unterhalb der Bewusstseinschwelle abläuft. Wenn, dann ist das bei mir so subtil, dass ich es nicht merke (so wie es in den 80er Jahren die Taxifahrer wahrscheinlich auch nicht gemerkt haben).


    Ich nehme ein anderes Beispiel vom Motorradfahren: Mit Jeans und Baumwolljacke fahre ich merklich vorsichtiger als mit meiner Lederjacke und -hose vor allem auch nur die kürzesten Kurzstrecken. Darum ist es gar nicht unwahrscheinlich das ich bei einem Unfall mit Leder schwerer verletzt bin als bei einem Unfall mit Jeans und Jacke.
    Bitte nicht falsch verstehen: Das ist kein Plädoyer mit Jeans zu fahren und eine Behauptung, dass Lederkombi keinen Sicherheitsvorteil bringt.


    Würde gerne wissen, ob die EU vor der ABS-Pflicht Untersuchungen in diese Richtung anstellte. Diese würden mich interessieren, denn dann bräuchte ich bzw. wir (vorausgesetzt wir glauben der Forschung) keine Vermutungen bezüglich Sinnhaftigkeit von ABS anstellen.


    Liebe Grüsse,
    eveleddie

  • Die Frage ist doch, welchen Rückschluss du daraus ziehen willst. Wenn es "ABS ist keine Lösung für alles" ist, dann ist das ja nichts neues. Wenn du sagen möchtest, dass es die positiven Effekte, die ABS haben könnte, überflügelt, dann sollte das auch entsprechend belegt werden - nur die Theorie alleine bringts nicht. Und wenn du überhaupt keine Aussage treffen möchtest, ist der Post irgendwie sinnlos.


    Hautpsächlich geht es mir darum, dass sich der Motorradfahrer auch Gedanken um solche"weichen" Fakten macht. Ja, bezüglich des Motorradfahrens ist es eine Hypothese, die jedoch in anderen Bereichen (ABS und Auto, ABS und riskante Kredite, ABS und Risiko in einer Lawine umzukommen, etc.) bereits belegt ist. Ja, ich stelle die mit dem Artikel die Frage und These, ob dieser Risikokompensationseffekt eventuell die positiven Effekte von ABS überflügeln könnte. Ob es so ist, lässt sich diskutieren. Und diese Diskussion halte ich für sinnvoll.


    lg, eveleddie

  • ABS und Traktionskontrolle sind eigentlich keine Fahrhilfen. Wer sie als solche betrachtet, macht einen Denkfehler. Solche Systeme vergleichbar mit der Sicherungsleine beim Bergsteigen oder dem Erdleiter oder FI in der Hausverkabelung. Auch das sind Fallback-Systeme die im Normalfall nicht genutzt werden sollten. ....


    ... Zumal man ganz sorglos "volles Mett" die Bremse ziehen kann - gerade in Notsituationen ein riesen Pluspunkt, da selbst der erfahrenste Fahrer mal erschrecken kann.


    ABS ist ganz sicher eine Fahrhilfe, zumindest eine psychologische. Genau wie das Sicherungsseil.


    Ich glaube nicht, dass ich noch einmal in meinem Kraftfahrerleben "sorglos volles Mett" die Bremse ziehe oder drücke, mit oder ohne ABS. Bisher hat das auch immer mit Bremsen und Lenken ganz gut funktioniert. Mag durchaus sein, dass es mit ABS noch besser funktioniert, aber darüber mache ich mir (außer hier :rolleyes: ) keine Sekunde Gedanken. Und irgendwie komme ich auch nicht täglich in Situationen, in denen das nötig sein könnte. Ich bin wohl ein sehr vorsichtiger Fahrer. ;)


    Just do go ahead.

  • Zitat von »eveleddie«
    Das hat mir gestern ein Experte - der Ricky Lowag von der Rennleitung #110 - von der Hand gewiesen. Bei älteren ABS-Motorrädern könnt das der Fall sein, aber bei neueren ABS-Modellen gäbe es keinen Motorradfahrer der einen kürzeren Bremsweg ohne ABS hätte, als würde er ein Motorrad mit ABS fahren.



    Das ist mal wirklich sehr kurz gedacht. Denk einfach mal an wechselnde Untergrundbedingungen - auflaufen auf einen Zebrastreifen, Kanaldeckel, Bitumen, Pfütze, was weiß ich. Wer manuell an der Grenze bremst, lässt dann sofort das Vorderrad blockieren. Da erreicht kein Experte das Niveau des ABS.


    Eigentlich sind wir bei diesen beiden Statements eh derselben Meinung, nämlich, dass kein Experte das Niveau des (neuen!) ABS erreicht.

  • gute Frage, denn Theorie und Praxis sind nicht immer dasselbe paar Schuhe. Ehrlich gesagt, das ist für mich schwer zu beantworten, da dieser Risikokompensationsprozess meist unterhalb der Bewusstseinschwelle abläuft. Wenn, dann ist das bei mir so subtil, dass ich es nicht merke (so wie es in den 80er Jahren die Taxifahrer wahrscheinlich auch nicht gemerkt haben).


    Das nehme ich dir nicht ab. Mit gesteigertem Risiko wirst du schon rein statistisch öfter in "hoppala"-Situationen kommen, und das sollte einem eigentlich auffallen. Wenn man sich nur von zwei auf drei "hoppala"-Situationen pro jahr "steigert", falls überhaupt, dann kann der Effekt bzw. die Risikosteigerung nicht so schlimm sein.


    Quote

    Mit Jeans und Baumwolljacke fahre ich merklich vorsichtiger als mit meiner Lederjacke und -hose vor allem auch nur die kürzesten Kurzstrecken.


    Ich fahre nie ohne komplette Schutzkleidung, nichtmal den Kilometer im Sommer zum Schrauber unten im Ort, auch wenn ich dann auf dem fußläufigen Rückweg fluche. Außerdem ist die Wahrnehmung von Schutzkleidung eine andere als die von ABS. Das hatte ich ja schon angesprochen - konsequent gedacht musst du wohl völlig verantwortungslos fahren, wenn du keine Badehose trägst. Ich schätze aber, dass das Tragen von Schutzkleidungen mehr Verletzungen verhindert als sie provoziert. "Das ist beim ABS ultrasubtil" kann man zwar sagen, aber die Theorie alleine ist zwar schön, doch ihre bloße Existenz ist kein Bekeg. Niemand bestreitet, dass eine erhöhte Risikowahrnehmung zu mehr Vorsicht führt. Die Frage ist immer noch: "führt die möglicherweise wahrgenommene Risikoreduzierung durch das ABS zu mehr Unfällen, als die flächendeckende Verteilung von ABS verhindert?"


    Die EU-Kommission wird zum einen auf das gehört haben, was der ADAC z. B. seit langem fordert, und zum anderen schlicht den Unfallopfer reduzierenden Effekt der Assistenzsysteme im Auto betrachtet haben. Wie gesagt, es geht niemanden um die Reduzierung der Unfälle, sondern um die Reduzierung der Verletzungen und vor allem Tötungen. Dass es mehr Unfälle insgesamt gibt, zählt da nicht, zumal weder die Frage, welche Unfälle noch der Effekt, dass mit zunehmender Verkehrsdichte auch die Unfallgefahr steigt, mitbetrachtet werden. Ich denke, keiner missachtet mit Verweis auf "ich hab ja ESP" die Rechts-vor-links-Vorfahrt. Also ergibt sich auch hier keine Allgemeingültigkeit einer "mehr Assistenzsysteme führen zu mehr Unfällen".

    WELCOME TO THE RIDE OF YOUR LIFE

    Edited once, last by Coyote ().

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