Alles zum Thema "Motorrad verkaufen"

  • @ Coyote & blahwas:
    Mit den oft übertriebenen Ängsten habt ihr ja schon Recht, aber was würde denn konkret passieren, wenn mir Interessent xy die Maschine bei einer Probefahrt zerlegt? Dann ist sie nicht gestohlen, ich kann also die TK nicht verwenden, sondern habe dann erstmal gar nichts.


    Da ich ja erst selbst vor Kurzem eine Maschine verkauft habe, würde ich behaupten, dass nur 10% der Anfragen echtes Interesse haben. Die anderen wollen mal fahren oder einem die Zeit stehlen. Und bei denen, die dann fahren wollen, muss man sich eben absichern. Man kann den Leuten halt nur vor den Kopf schauen. :|

  • Das einzige was ich ggf. zukünftig anders machen werde, als bisher, ist der Treffpunkt zu Besichtigung / Probefahrt auf dem nahe gelegenen Supermarktparkplatz und nicht vor der heimischen Garage.


    Bei der Fazer habe ich schon drauf geachtet, dass die Maschine vor der geschlossenen Garage stand, weil es die Interessenten nichts angeht was da noch so alles drin steht. Das haben sie erst gesehen, als alle Papiere gegenseitig geprüft, der Vertrag unterschrieben und das Geld den Besitzer gewechselt hat. Da es an dem Tag regnete haben wir die Fazer (und alles Zubehör) erst dann aus der Garage geholt, als es ans Verladen ging.

    Die Schwierigkeit, mit den meisten Leuten umzugehen, besteht darin, zu ihnen gleichzeitig ehrlich und höflich zu sein.
    André Heller

  • Coyote: was passiert denn, wenn mir jemand die Karre bei einer Probefahrt klaut? Karre ist TK versichert und ich habe die Personalien vorher aufgenommen.


    Schnute: das ist ein guter Hinweis. Wobei ich meine Karre nur irgendwo ins Wohngebiet stellen müsste, da dort genug Garagen + Autos sind. Meine Garage ist da schwerer zu finden.

  • Coyote: was passiert denn, wenn mir jemand die Karre bei einer Probefahrt klaut? Karre ist TK versichert und ich habe die Personalien vorher aufgenommen.


    Was soll passieren? Dasselbe, wie wenn dir jemand die Karre ohne Probefahrt klaut. Dann erstattest du Anzeige und meldest dich bei der Versicherung. Die Versicherung kann sich nicht allein damit rausreden, dass du jemanden hast fahren lassen. Da muss meines Wissens schon noch dazukommen, dass du z. B. die Personalien nicht aufgenommen und dich auch sonst nirgendwie abgesichert hast. Wenn du einem Unbekannten nur den Schlüssel zuwirfst, ist das schon grob fahrlässig.

    WELCOME TO THE RIDE OF YOUR LIFE

  • Ich glaube, wenn ich die Person nicht gerade persönlich kenne, werde ich eine Probefahrt nur gestatten gegen Vorlage des Führerscheins und hinterlegen des kompletten Kaufpreises.


    Steht bei mir die Tage auch an.

  • Die Spanne zwischen unbegründeter Angstphobie und grottenblödem Leichtsinn ist schon sehr groß.
    Man erlebt alles im Laufe der Jahre (auch bei sich).
    Ein Sohn von mir war beim Verkauf seiner CB1000 mit einem Kölner "Händler" klar. Der kam aber nicht mittags, sondern schob immer wieder auf "später". Er war dann um 22.30 Uhr da (Herbst, also dunkel).
    Er wollte noch einmal am Preis drehen, alles unter dem Laternenlicht erledigen (Vertrag und Bargeld) und dann ab in den Hänger.
    Wir haben verzichtet und nach dessen Abfahrt die Maschine den einen Kilometer in meine Garage geschoben.
    Die Maschine ging nach 3 Tagen prima weg.
    Habe ich deswegen einen "Knall"?


    Max

  • @Robert: frag Klanor, was dann passiert. ;) Dann kauft er die Karre oder repariert den Schaden. Die Absprache für den Fall trifft man vor der Probefahrt.
    Es macht naütlich sicher auch einen Unterschied im Vorgehen, ob man eine 30000-€-Harley oder eine 1000-€-GPZ verkauft. Bei letzterem mache ich mir kaum die Mühe "der könnte den Schaden aber bestimmt gar nicht bezahlen" zu heulen. :) Weil die Leute sicher nichts besseres zu tun haben, als Privatpersonen aufzusuchen, um dann Brot-und-Butter-Motorräder probezufahren ohne sie je kaufen zu wollen; da halte ich die Gefahr, dass sie nachts geklaut wird, für wesentlich höher. Ich weiß aber auch nicht, ob jemand €30000 in bar rumtragen und hinterlegen wollen würde.
    Situationsbewusstsein und Menschenkenntnis sollte man ganz sicher walten lassen. Und bedenken: man möchte ja auch etwas vom Käufer.


    Was eigentlich, wenn die Kaution mit Falschgeld hinterlegt wurde? :p Man kann sich ziemlich viele Gefahren ausmalen und dann alle möglichen Präventivmaßnahmen ergreifen. Der Rückschluss ist der, dass man eigentlich niemals privat seine Maschine verkaufen sollte, bzw. das Teil nur nach Vorkasse anonym und zusammen mit mehreren Zeugen abgemeldet irgendwo abstellen sollte, wo der Käufer es dann zum ersten Mal sehen und mitnehmen kann.


    Hm, Falschgeld... geniale Masche. Ich stelle 'ne Panigale ein, verlange €10000 Kaution in bar, und wenn der Typ wiederkommt, empfängt ihn die Bullerei, weil er mir Falschgeld untergejubelt hat. Dass ich die Kohle selbst gegen Blüten ausgetauscht und dann die Polizei geholt habe, braucht ja niemand wissen, und die Seriennummern seiner Scheine hat er sich ganz gewiss nicht notiert. *g*

    WELCOME TO THE RIDE OF YOUR LIFE

  • Jau, das ist ganz großer Spekulatius. Aber so ist das, der eine macht sich wenig Gedanken und hat sein Leben lang Glück damit. Der andere spielt alle denkbaren Übel durch und fällt eventuell trotzdem auf die Schnauze.
    Forest Gump: Shit happens
    Oder: So ist Lebben


    Max

  • @Robert: frag Klanor, was dann passiert. Dann kauft er die Karre oder repariert den Schaden.


    Okay, so einfach ist das. ;)


    Und bei einer 1000€ GPZ würde mich das auch beunruhigen, v.a. weil für mich ein Betrag von 1.000€ eine Summe ist, die ich nicht mal eben aus dem Ärmel schüttel. Ich wills nicht übertreiben mit Spekulationen, aber es kann ja schon einiges schief laufen. Menschenkenntnis im weitesten Sinne, ist da wohl der beste Berater. :)

  • " Nur 10% der Anfragen Interesse haben....." ???



    Dann läuft irgendwas im Verkaufsgespräch schief.
    Ich habe auch schon einige Mopeds an den Mann gebracht.
    Von Autos will ich gar nicht erst reden, da wird mehr "Hokuspokus" drum herum gemacht.
    Bei den Mopeds (Fazer, FJ 1200, Quad, XJ 600) ......


    wurde jedes mal das Moped gleich vom Erstbesichtigter mitgenommen, ausser beim Quad hat auch niemand eine Probefahrt gemacht.
    Motor laufen lassen, den Rest schriftlich festgehalten und dann wurden die Kisten verladen.


    Bevor ich meinen Chally geholt habe, hatte ich einige andere Autos noch im Auge.
    3 bin ich probegefahren und habe sie mir genauer angesehen. Alles Neuwagen und ausser
    das ich den Perso hingelegt habe und dieser kopiert wurde, wollte keiner irgend etwas,
    ich musste nicht mal etwas unterschreiben.
    Und ich rede hier von Fahrzeugen ab 50 Mille.
    Selbst bei der Rückgabe, kam keiner der Verkäufer raus und hat sich das Auto angesehen,
    von wegen Beule oder so.
    Die gewerblichen Anbieter scheinen da alle lockerer zu sein.


    Visitor of: FT 2-3-6-7-8-10 (Edersee Jubi Treffen)-11-12 (2012)-13-14-15-Route 88 Jubiparty-16-17-18-19

  • " Nur 10% der Anfragen Interesse haben....." ???


    Logo! Viel BlaBla um nichts. Der erste, der dann auch tatsächlich kam, hat sie natürlich gekauft...

  • Vollen Kaufpreis hinterlegen, soweit kommts noch.


    Dich hat ja keiner zum Kauf gezwungen.


    Das war übrigens die zweite Verkaufsanzeige für die Maschine damals, in die ich diese Klausel aufnahm. Ab da hatte ich nur noch ernstgemeinte Anfragen (Du weißt ja, "invitatio ad offerendum"). Klar: deutlich weniger Anfragen, aber wer weniger Müll zu bearbeiten hat, hat auch mehr Zeit für andere Dinge, und wer anderthalbtausend Euro als Kaufpreis für eine 1XJ nicht bar auf den Tisch legen will oder kann, der braucht zur Probefahrt gar nicht erst zu erscheinen. Das war der mehr als angenehme Nebeneffekt, den ich damit auch bezweckte.


    Bei höherpreisigen Fahrzeugen magst Du mit Deiner Einstellung recht haben. Wenn man das Geld aber eh schon dabei hat, dann kann man das auch während der Probefahrt als Pfand hinterlegen.
    Mir hat die Praxis bei diesem ganz konkreten Verkauf zudem einiges an Gerenne erspart. Vor allem, da der Interessent / Käufer während der Probefahrt bei 240 km/h auf der A3 einen Seitenkoffer verloren hat, der vom Hersteller damals nur bis 150 km/h freigegeben war, was er aber als unnötige "Sicherheitsreserve" abtat. Das aber nur nebenbei.


    Was aber das Falschgeld betrifft... nun, eine Extrembetrachtung hilft nicht selten, etwaige Entwicklungen und Konsequenzen abzuschätzen. Hier aber halte ich das doch für zu hoch gegriffen, selbst als Beispiel. Ist ja keine Kurvendiskussion in der Mathematik.


    Ich bin damit gut gefahren, Du bist mit Deinen Erfahrungen gut gefahren.
    Ich gönne es Dir, daß Du weiterhin soviel Glück hast.


    Servus,


    Holger

    Vor zehn Jahren: Quidquid agis, prudenter agas, et respice finem!
    Heute: Quaestiones ne curamus, sed solvimur.

  • Wenn man das Geld aber eh schon dabei hat


    Warum sollte ich soviel Kohle mitnehmen? Ich geh mir ein Motorrad angucken. Und vielleicht noch einen Kaufvertrag schließen. Solange ich die Karre und Papiere nicht mitnehme, gibts auch den kompletten Kaufpreis nicht. Die Erwartung, dass ich das ja durchaus machen sollte, wenn ich "ernste Kaufabsichten" habe (anstelle davon, dass ich mal eben 50-200 km anreise oder so :p), halte ich für etwas daneben.


    Klar war das mit dem Falschgeld nicht ernstgemeint, aber der eine Fall der Forenbenutzer, dem in Schweden eine Maschine geklaut wurde, ich auch nicht gerade normativ. Es geht nicht darum, dass ich vom Durchschnitt ins Extreme abweiche, sondern vom Extremen ins noch Extremere. Und um die, die sich so alles ausmalen, "was denn sein könnte". Allerdings funktioniert unsere Gesellschaft gerade so.


    Die Frage ist doch eine völlig andere als dein "damit bin ich gut gefahren, mögest du weiterhin Glück haben", nämlich "wärst du nicht gut gefahren, wenn du das nicht getan hättest?" Eine ganze Branche handelt nicht so wie der Privatverkäufer hier, obwohl die doch mindestens denselben Gefahren ausgesetzt sind.


    Es sind auch schon Leute überfahren worden, die bei Rot über die Ampel liefen. Stört trotzdem keinen - vermutlich weil man ständig bei Rot über die Ampel läuft ohne überfahren zu werden. Würde man ständig Motorräder verkaufen, wäre das vielleicht auch anders. Wir reden ja hier von einer Tätigkeit, wo jeder erstmal zwei, drei Tage Recherche betreibt um rauszufinden, wie es überhaupt geht.


    Ich stelle mir grad vor, wie der nächste Verkäufer von mir ein polizeiliches Führungszeugnis verlangt und mich mit "ey, Alter du willst die Karre doch bestimmt nur klauen - hier kriegste 'ne elektronische Fußfessel" als Kunden begrüßt.

    WELCOME TO THE RIDE OF YOUR LIFE

    Edited 2 times, last by Coyote ().

  • Quote

    Die Erwartung, dass ich das ja durchaus machen sollte, wenn ich "ernste Kaufabsichten" habe (anstelle davon, dass ich mal eben 50-200 km anreise oder so :p), halte ich für etwas daneben.


    Gut, da gehen unsere Ansichten auseinander.
    Den Kaufvertrag unterschreibe ich als Verkäufer mit dem, der mir zuerst den vollen Betrag auf den Tisch legt. Vorher binde ich mich nicht, und dann wird gleich Zug um Zug getauscht.
    Bestenfalls kann er die Maschine noch ein paar Tage stehen lassen, wenn er sie nicht sofort mitnehmen will, aber dann hat er Schlüssel und Papiere und ich das Geld.


    Als Käufer habe ich ja auch den vollen Betrag dabei, wenn ich mir eine Maschine ansehe. Um ehrlich zu sein - ich käme nicht unbedingt auf den Gedanken, ein Motorrad in Kaufabsicht zu besichtigen und ohne kaufverhindernde Gründe dennoch mit dem Vertragsschluß zu warten. Das ist aber meine persönliche Sicht der Dinge.
    Doch, eine Ausnahme gibt es da: Mehrere gleichermaßen interessante Fahrzeuge und eine ausstehende Entscheidung meinerseits. Selbst da bin ich dann aber selbst schuld, wenn mir jemand zuvorkommt, der sofort bar bezahlt und sofort mitnimmt. Wenig anderes interessiert den Verkäufer ja in der Regel, als alles schnell und reibungslos unter Dach und Fach zu haben.


    Quote

    Die Frage ist doch eine völlig andere als dein "damit bin ich gut gefahren, mögest du weiterhin Glück haben", nämlich "wärst du nicht gut gefahren, wenn du das nicht getan hättest?"


    Die Frage stellt sich mir gar nicht erst. Ich habe die Bedingungen festgelegt, diese wurden akzeptiert, und ich habe die Maschine ohne längere Wartezeit verkauft. Kein negativer Lerneffekt.


    Die gewerblichen Verkäufer können zudem etwaige Verluste nach einem wie auch immer gearteten Schadensfall und nach erfolgtem Versicherungsausgleich in der Regel, zumindest als Trostpflaster, noch steuerlich absetzen. Der Finanzbeamte bekommt bei mir als Privatverkäufer hingegen einen besseren Lachanfall, wenn ich so etwas abzusetzen versuchte.
    Und - Punkt für Dich - die Unternehmen leben vom Verkauf. Ich nicht. Ich kann mir daher keine Erfolgsstreuung leisten. So hoch ist mein monatlicher Besoldungseingang nicht.


    Servus,


    Holger


    Edit:
    Wer ein Fahrzeug verkauft, soll das hinsichtlich einer Kaution (Nein / Ja / Wie hoch?) halten, wie er mag. Die ursprüngliche Frage in Phils Verkaufsthread lautete: "Hat das schon mal jemand getan?"
    Ja. Ich. Als Verkäufer. Und darüber habe ich berichtet.

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    Edited once, last by DieLegende ().

  • Als Käufer habe ich ja auch den vollen Betrag dabei, wenn ich mir eine Maschine ansehe. Um ehrlich zu sein - ich käme nicht unbedingt auf den Gedanken, ein Motorrad in Kaufabsicht zu besichtigen und ohne kaufverhindernde Gründe dennoch mit dem Vertragsschluß zu warten. Das ist aber meine persönliche Sicht der Dinge.


    Es geht ja auch um nichts anderes als persönliche Sichten. Und deren Effekt, wenn dieselben Ansichten im Kollektiv auftreten - und die Frage, wie begründet sie objektiv sind.


    Ich muss ja nicht mit dem Vertragsabschluss warten. Wenn ich nach Besichtung sage "die kaufe ich" und der Verkäufer sagt "okay", ist der Vertrag geschlossen. Ich muss das Geld rausrücken und er die Maschine. Das muss aber nicht gleich in diesem Moment sein. So viel Kohle hab ich nämlich wiederum nicht, dass ich mir vor jeder Besichtigung einen Transporter oder Anhänger leihe, um damit dann zum Anschauungsobjekt zu juckeln. Und du schriebst ja selbst: deine Intention war die Reduktion des Interessentenkreises. Wo unsere Meinungen auseinandergehen ist die Bewertung derjenigen, die abgesprungen sind: du scheinst zu denken, dass die nicht ernsthaft interessiert sind, ich denke, dass viele davon sehr wohl ernsthaft interessiert waren, aber ihrerseits wiederum Ansprüche an das Gebahren des Verkäufers hatten. So wie hier nicht an jeden verkauft wird, kaufe ich auch nicht *von* jedem. Die Erfahrung, dass jemand, der jeden Scheiß für eine Maschine mitmacht, ein echter Interessent sein muss, erlaubt doch nicht den gegenteiligen Rückschluss.


    Den Fall, dass jemand die gegen Quittung hinterlegte Kaution nicht wieder rausrückt, kann man übrigens gedanklich gerne auch mal durchspielen. Es wird zu sehr darüber nachgedacht, was der Käufer alles anstellen kann, aber keiner kümmert sich gerade darum, was der Verkäufer so alles bringen könnte. Um sich dann zu überlegen, ob man wirklich mal eben einen Berg Kohle für eine Probefahrt aus der Hand geben mag.



    Edit: Ich hab nicht vergessen (und werde es auch nicht), wie ich jemanden, den ich vielleicht fünf oder sechs mal kurz getroffen habe und den ich nichtmal mit vollem Namen kannte, nach mehreren Jahren bat, mir €50 vorbeizubringen. Und der vorbeikam und ungefragt €70 anbot. Und der dafür keine Quittung bekommen hat. :)
    Ich glaube einfach, dass es viel mehr halbwegs normale Menschen gibt, als gemeinhin gedacht wird. Es bleibt ein Restrisiko, und den Einsatz dafür kann ich selbst kalkulieren. Vielleicht verliere ich mal, aber im Groben und Ganzen gewinne ich, und zwar auch deshalb, weil ich auch mal auf der anderen Seite des Deals stehen kann und dann eher damit rechnen darf, dass jemand genauso denkt wie ich. Wenn ich mich ständig gegen alles absichere, glaube ich irgendwann, dass ich mich tatsächlich gegen alles absichern muss. Und dann Gute Nacht. Dann haben wir Helikoptereltern, Big Brother, Warnwestenpflicht, die Castle Doctrine und Tempolimit 50 außerorts.


    Ich denke mal wieder eine Ebene abstrakter. ^^

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    Edited 3 times, last by Coyote ().

  • Das Beispiel mit den 50/70 € halte ich für wenig zielführend.
    1. "Kanntet" ihr euch ein wenig.
    2. Siehst du aus wie "Schwiegermutters Liebling", da haben auch andere Zutrauen (könntest du für den "Enkeltrick" missbrauchen ^^ )
    3. In ähnlichen Kleingeldbereichen hat sogar der knorrige, misstrauische, grummelnde alte Sack Max Geld an Penner oder so verschenkt, obwohl er die eigentlich nie und nimmer alimentieren würde :rolleyes:


    Trotzdem schön, dass Menschen ohne Arg an Sachen und andere Menschen herangehen.


    Max

  • Quote

    So viel Kohle hab ich nämlich wiederum nicht, dass ich mir vor jeder Besichtigung einen Transporter oder Anhänger leihe, um damit dann zum Anschauungsobjekt zu juckeln.


    Wenn ich eine Maschine besichtigt und gekauft habe, habe ich die immer gleich mitgenommen. Auf eigener Achse und noch auf den Verkäufer angemeldet.
    Das hatte ich aber jedesmal vorher mit ihm / ihr abgesprochen.


    Quote


    du scheinst zu denken, dass die nicht ernsthaft interessiert sind, ich denke, dass viele davon sehr wohl ernsthaft interessiert waren, aber ihrerseits wiederum Ansprüche an das Gebahren des Verkäufers hatten.


    Nicht ganz. Natürlich werde ich einige ernsthafte Käufer mit meiner Forderung "verschreckt" haben. Das war mir ebenso klar wie egal - ich hatte ja dennoch mein Wunschergebnis: genügend hinreichend solvente Interessenten beim Verkauf der 1XJ, so daß ich über eine Änderung im Filter gar nicht nachzudenken brauchte. Zudem genoß ich eben den Nebeneffekt, daß ich mir zugleich mit einigen ernsthaften Interessenten die gesamte unerwünschte "Klientel" vom Leibe hielt. Erfolgsquote 100% unter allen Gesichtspunkten.


    Der Faktor, den Du hinsichtlich des ausgelegten Betrags, ansprichst, ist aus zwei Gründen nicht auf mich anzuwenden - hier hat es Max schon recht gut getroffen.
    Wenn sich jemand gemeldet hätte, mit dem ich nicht nur einmal positive Erfahrungen gemacht habe, hätte der oder die vermutlich keine Kaution hinterlegen müssen. Da hätte mir Dein bevorzugtes Verfahren wohl auch gereicht. Dem war aber nicht so, ich hatte es nur mit unbekannten Gesichtern zu tun.
    Was den anderen angesprochenen Fall betrifft, da erzähle ich Dir den Unterschied zum Pfandgeld aus meiner Sicht beim nächsten Wiedersehen sehr gerne persönlich. Das führt in der Sache höchstwahrscheinlich etwas zu weit vom Thema weg.


    Quote

    Es geht ja auch um nichts anderes als persönliche Sichten. Und deren Effekt, wenn dieselben Ansichten im Kollektiv auftreten - und die Frage, wie begründet sie objektiv sind.


    Ich habe ebenso oft habe Motorräder ohne Besichtigung auf mehr als 500 Kilometer Distanz gekauft wie mit selbiger. Ohne Besichtigung hatte ich im Nachhinein meistens noch mehr Glück gehabt als bei den besichtigten Maschinen. Anderen Leuten ging es da genau umgekehrt.
    Ebenso bei meinen Erfahrungen als Verkäufer. Ich habe die Maschinen und die aus meiner Sicht anstehenden Arbeiten so gut als möglich beschrieben wie auch die erledigten Arbeiten. Bislang hat sich noch niemand beschwert, daß er ins offene Messer gerannt wäre.
    Das halte ich für ausschlaggebender als einen Verkauf mit oder ohne Pfand.


    Daraus ziehe ich aber keine Rückschlüsse. Weder für die Allgemeinheit, noch für die Zukunft. Das waren jedesmal Einzelfälle, bei denen mein Bauch und mein Verstand manchmal einer Meinung waren, manchmal nicht, und noch nicht einmal daraus will ich irgendeine Korrelation mit Handlungsempfehlung für die Zukunft ableiten. Das kann man aus meiner Sicht bestenfalls bei einer längeren Handelsbeziehung mit einer bestimmten Person wagen.


    Vielleicht verlange ich bei meinem nächsten Verkauf wieder ein Pfand - oder kündige es zumindest in der Annonce an und behalte mir die Umsetzung desselben im Stillen vor.
    Oder ich lasse es von Anfang an ganz - auch das habe ich nun schon mehrfach getan. Ich habe da kein Muster. Das hängt von der ersten Annonce ab und wer sich daraufhin meldet. Oder wieviele. Und wie viel oder wenig Zeit und Lust ich für eine große Anzahl an Interessenten habe, die alle eine Antwort wollen, am besten mit Preisverhandlungen schon vor der ersten Besichtigung. Dieses Mal wird mein Hauptaugenmerk vermutlich darauf liegen. Nicht auf dem Vertrauen.


    Servus,


    Holger

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  • Das Beispiel mit den 50/70 € halte ich für wenig zielführend.


    Da hast du völlig Recht. Es ist IMO ein Maßstab für die allgemeine Einstellung anderen Menschen gegenüber. Beim Thema Motorradverkauf ist das Beispiel tatsächlich fehl am Platze - für mich ist das Gebahren aber ein weiteres Zeichen dafür, in welche Richtung sich unsere Gesellschaft bewegt. Und diese Gesellschaft würde mir später in derselben Situation auch keine €50 mehr leihen.


    "Ohne Arg" heißt ja auch nicht "ohne Sinn und Verstand". :)


    Holger: damit bestätigst du eigentlich alles, was ich sagen wollte: du bist nicht grundsätzlich so eingestellt, dass du glaubst, jeder wolle dich nur abzocken, deine Motive für deine Forderungen waren ganz andere (Aussieben von Bewerben; derselbe Grund, weswegen Personaler bestimmte Bewerbungsmappen gleich ungelesen verwerfen). Die Tendenz geht aber in eine andere Richtung, und wenn du ihr folgen würdest, hättest du mir damals nichts gegeben.

    WELCOME TO THE RIDE OF YOUR LIFE

    Edited once, last by Coyote ().

  • Quote

    du bist nicht grundsätzlich so eingestellt, dass du glaubst, jeder wolle dich nur abzocken,

    Doch, bin ich. Aber ich kann damit halbwegs umgehen. ^^


    Quote

    Die Tendenz geht aber in eine andere Richtung, und wenn du ihr folgen würdest, hättest du mir damals nichts gegeben.


    Ich denke, wir hören zu wenig gute und zuviele schlechte Nachrichten. Wie wenige Leute sind in den Medien, weil sie anderen helfen und wieviele, weil sie andere abzocken?
    Dazu die sinnlose Vermögenszusammenraffung in höheren Einkommensschichten und die kaum vorhandene Abhängigkeit der Politik und ihrer Entscheidungen von der Wirtschaft.
    Das prägt unser Menschenbild nicht wenig, denke ich. Und damit auch unsere Entscheidungen und unsere Handlungen.
    Kommen wir unter dem Gesichtspunkt auf Dein Beispiel zurück und stellen uns folgendes vor:


    Aussage a)
    Jemand, den Du ein paar Mal gesehen hast, bittet Dich um Geld für eine Tankfüllung und ein Abendessen. Er wohnt in einer anderen Stadt, so schnell wirst Du ihn nicht wiedersehen. Gibst Du ihm den entsprechenden Betrag?


    Aussage b)
    Jemand, den Du als feinen Kerl kennengelernt hast, sitzt wegen eines Mißgeschicks zufällig in Deiner Stadt fest und bittet Dich um Hilfe, weil er außer Dir dort kaum Ansprechpartner kennt. Du weißt, daß er Dir im umgekehrten Fall ohne zu zögern helfen würde. Gibst Du ihm den entsprechenden Betrag?


    Beide Male derselbe Sachverhalt, beide Male dieselben Optionen. Nur die Berichterstattung dazu ist anders.
    Klar, daß ist jetzt nicht DIE Ursache für zunehmenden Vertrauensverlust. Aber keine unwichtige dennoch, finde ich.


    In unserem Falle hätte ich Dir aber dennoch nichts gegeben, wenn wir uns nicht schon vorher gekannt hätten.
    Die berufsmäßigen Bettler jedenfalls verweise ich an die sozialen Anlaufstellen.


    Servus,


    Holger

    Vor zehn Jahren: Quidquid agis, prudenter agas, et respice finem!
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