Ich hab vorhin 45 Minuten lang einen Tesla S Performance (Allradantrieb) probefahren dürfen. War schon beeindruckend.
Leider kostet das Ding 120000 Euro - dafür eine Tankfüllung im Schnitt 20 Euro (je nach Tarif daheim, und öffentliches Laden ist gratis), und feste Wartungsintervalle gibts nicht. Lediglich irgendwann mal Bremsflüssigkeits- und Getriebeöl-Wechsel; Softwareupdates werden angekündigt und können über Nacht durchgeführt werden. Und die Lebensdauer des Akkus reduziert sich halt. Dafür hat man auf dem Display einen Schalter, ob die Beschleunigung "Schnell" oder "Wahnsinn" sein soll. "Wahnsinn" durfte ich ausprobieren: 0-100 in 3,3 Sekunden. Spontaner Kommentar von mir dazu: "Yeehaw!" Und die Landstraße wurde plötzlich verdammt schmal, ab 70 km/h hab ich es mit dem Durchbeschleunigen dann lieber gelassen... ansonsten fährt man mit dem Teil sehr angenehm und, nach Konfiguration, auch sportlich. Bei fast 530 abrufbaren PS und über 1000 Nm Drehmoment auch angemessen.
Die Reichweite bei meinem realistischen Reiseverhalten (derzeit ca. 160 km/h auf der Autobahn) ist wohl so bei 280-300 km anzusetzen, bei 130 km/h wären es 500 km. Laden: 8 Stunden bei 16 A Drehstrom. 220 V geht zwar auch, dauert aber halt ewig. Aber evtl. braucht man ja auch nur ein paar Kilometer. Spaßigerweise ist Allradantrieb bei E-Autos effizienter als bei Verbrennern: da ein kleiner und ein großer Motor verbaut werden (der kleine ist unter der Motorhaube verbaut und macht sich durch Turbinenheulen bemerkbar), kann für den Normalbetrieb der kleinere Motor verwendet werden. DAs zusätzliche Gewicht gleicht der größere Akku aus.
Die Rekuperation kann auf "Standard" und "wenig" eingestellt werden. "Wenig" entspricht wohl dem Fahrgefühl der normalen Motorbremse. "Standard" ersetzt weitgehend die Bremsen des Fahrzeugs - auf 45 Minuten Probefahrt hab ich die Bremsen kaum gebraucht. Dafür muss man aber halt auch immer auf dem Gas bleiben: kein Gas geben = bremsen. Daran gewöhnt man sich aber schnell.
Insgesamt braucht man kaum Zusatzausstattung, alle möglichen Sensoren sind schon verbaut, um das Auto auf die Autonomie zu trimmen. Das Cockpit unter dem riiiiiesigen Sonnendach (<3) hat lediglich einen Schalthebel rechts am Lenkrad (Vorwärts, Rückwärts, Parkbremse), drei Schalthebel (Blinker/Scheibenwischer, Abstandsautomatik, elektrische Lenkradverstellung) links und einen großen Touchscreen - sonst nichts. Der Bildschirm ist während der Fahrt unpraktisch zu bedienen und gefühlt viel zu groß, viele Funktionen (z. B. Sonnendach auf/zu) gehen aber über die Lenkradsteuerung oder die (derzeit nur englische) Sprachsteuerung. Das Auto ist auf Tesla-Kosten mit UMTS-Simkarte ausgestattet, damit hat man imemr aktuelle Infos fürs Navitainment (Spotify ist auch eine Option) - und Tesla weiß auch immer, wo man gerade ist.
Da die Heizung/Kühlung und alles sonst rein elektrisch laufen, ist Standheizung/Kühlung auch quasi automatisch verbaut. Der vordere Kofferraum ist durch den zweiten Motor recht winzig, vielleicht passen zwei Wasserkisten rein. Der hintere ist dagegen einfach nur riesig (Rücksitze umklappbar mit Durchladevorrichtung). Damit lasse ich mir auch eine Limousine gefallen. Geckig: die Türgriffe verschwinden flach in den Türen und werden nur bei Berührung ausgefahren - verringert den Luftwiderstand und sieht einfach nur cool aus.
Zwei Dosenhalter in den Armlehnen zwischen den Sitzen für die Praktiker wie mich, eine Mittelkonsole gibts nicht - da ist einfach nur leerer Raum, der aber durch eine Zubehörbox aufgefüllt werden kann. Die Türen haben auch keine Staufächer. Also kleine Abstriche bei der Alltagsreisetauglichkeit. Aber ich glaub, für sowas ist das Ding auch nicht entworfen, eher für die Normalverwendung. Das Einparken ist dank Rückfahrkamera ist leicht (die Sicht nach hinten ansonsten begrenzt), die Parksensoren zeigen ihre Infos allerdings auf dem Fahrerdisplay an. Da sieht man sie bei verdrehtem Lenkrad aber nicht gut. Der digitale Tacho ist gut ablesbar (klar sind mir Zeigerinstrumente lieber, aber deren Fehlen hat null gestört), statt einem Drehzahlmesser gibts eben den Entlade-/Rekuperations-Rundbalken.
Alles in allem eine tolle Sache, ich kann aber weder den Preis stemmen noch passt das Ding in mein Fahrprofil. Sollte sich das ändern, würde ich umsteigen.