Dieser Reisebericht ist eine Fortsetzung von "Höhentreffen 2020". Das Intro schmalos kopiert:
Jeweils im September 2020 treffen sich seit einigen Jahren um die 20 nette Leute aus dem Versysforum in Südtirol oder im Trentino, um dort eine Woche genüsslich Motorrad zu fahren. Als Basislager dient immer ein Hotel mit Halbpension. So kann man Tagestouren ohne Gepäck genießen. Diese Veranstaltung besuche ich sehr gerne, und nehme sie auch gern zum Anlass, südlich der Alpen weiter zu reisen. Für dieses Jahr konnte ich drei Mitfahrer gewinnen, die danach mit mir Schotterpässe in den Westalpen erobern wollen. Dafür werden wir Ferienwohnungen an wechselnden Orten verwenden.
Mein Fuhrpark besteht im Moment aus Kawasaki Versys 650 und Yamaha MT-09. Davon eignet sich die Versys klar besser für den Schotterteil. Sie wurde noch zusätzlich mit einem robusten Unterfahrschutz, Enduro Fußrasten "Pivot Pegz" und schottertauglichen Reifen Conti TKC 70 aufgewertet, wobei ich für den asphaltlastigen ersten Teil der Reise noch einen Straßen-Vorderreifen verwende. Als Gepäcksystem genügen mir Tankrucksack, Topcase und ein Netz auf dem Soziussitz. Außerdem sind die Räder jetzt seriös goldfarben lackiert, weil ich das schön finde.
Wer wissen will, wie ich eine Woche von Nürnberg gestartet bin und mich eine Woche im Trentino vergnügt habe, lese dort Reisebericht Höhentreffen 2020 Trentino
Wo der Reisebericht endet, geht es hier weiter - Start ist in Lavarone im Trentino auf einer geländemäßig gepimpten Versys 650.
Sa 12.9. Lavarone-Comer See
Heute endet das Höhentreffen offiziell. Nach dem Abschied am Morgen geht es für Mirko und mich weiter zum Schotterteil, mit Zwischenübernachtung am Comer See. Dort trifft uns hoffentlich Luca. Chris ist leider ausgefallen, da seine KTM Elektrofieps hat. Nun muss Mirko die Orangene Farbe alleine hoch halten. Wir sind nicht besonders früh dran, haben es aber auch nicht besonders eilig.
Das Wetter ist wie immer super. Der erste Passknacker ist erst der Passo Tonale, inkl. nerviger Anfahrt mit nerviger Autobahnmautstelle. Merken, künftig nicht mehr für 10 km auf die Mautobahn fahren: Wenn man dafür 2x anhalten und Umwege an den Mautstellen fahren muss, spart man keine Zeit und holt sich potentiell Ärger ins Haus: Autobahnstau, Wartezeiten an den Mautstellen, oder gar peinlich und zeitraubend an der falschen Schranke angestellt.
Ganz oben am Tonale ist jetzt auch Tempo 60 nur für Motorräder - was natürlich niemanden interessiert. Die Polizei steht sogar auf der Passhöhe, die ist aber innerorts und daher ohnehin Tempo 50, außerdem messen sie nicht, sondern sprechen eher Autofahrer an - warum, weiß ich nicht. Danach geht's weiter westlich, nach Edolo, wo ich im Juli am Rückweg von Sardinien übernachtet habe. Das erste echte Highlight heute ist ein kleiner Umweg nach Norden, der Passo de la Foppa. Da gibt es einen Kaffee und ein Eis für uns.
Dann geht's westlich auf die sehenswerte Höhenstraße Richtung Passo di Guseppa. Hier fährt sonst praktisch niemand, höchstens Radfahrer, und die wenigen Autofahrer machen auch sofort Platz.
Nach der Abfahrt geht's weiter, Bundesstraßengebolze. Der Einstieg zum Passo San Marco ist schwer zu finden, wenn man ein Navi mit alten Karten hat, aber ein neuer Tunnel den Ort umfährt. Immerhin war es im Tunnel erfrischend kühl, denn es ist heute wieder recht heiß. Ich habe eigentlich keine große Lust mehr auf Kehren, daher darf Mirko in seinem Tempo vorfahren. Auf dem Weg nach oben steht etwas Polizei und Feuerwehr am Straßenrand und guckt bedröppelt. Rechts daneben, aber 300 Meter diagonal weiter unten, liegt ein kleiner Jeep mit den Rädern nach oben und eingeknickter A-Säule. Oha. Da keine Hektik und keine Rettung zu sehen ist, wurde/n der/die Insasse/n wohl schon versorgt. Gesund sah das nicht aus. Positiv dagegen die Aussicht allgemein und auf der Passhöhe.
Auf der Abfahrt streitet sich ein entgegenkommender MV Agusta Fahrer mit einem Autofahrer. Leider hält er dafür nicht an, sondern fährt mir dabei so ziemlich direkt vors Vorderrad. Naja, da kommt man vorbei.
Unten im Tal geht's rechts über ein paar Minipässe Richtung Lecco. Da haben wir im Mittel 3 Meter Straßenbreite und selten mehr als 100 Meter Geradeaus, das Ganze im Wald oder auch mal in einer ziemlich beeindruckenden Schlucht. Man wähnt sich fast in Frankreich. Das ist durchaus schick, aber auch anstrengend. So freuen wir uns auf die Pause, und beschließen dort auf den geplanten Abstecher zur Forcella di Olino zu verzichten, samt je 46 Kehren rauf und runter.
Nach Lecco hat man dann schon eine sehr schöne Sicht auf den sehr schönen Comer See. Dann taucht die Straße in einen Tunnel ein, so kommt man wenigstens vorwärts. Leider ist am Ende Stau und wir stehen eine Weile - bis wir zu zaubern beginnen. Am Comer See ist es natürlich dicht bebaut und es viel Verkehr. Das drückt den Erholungswert, aber schön ist er trotzdem.
Unsere Unterkunft ist trotz gesperrter Uferstraße leicht zu finden. Die Bude hat zwei Schlafzimmer mit je 2 Betten, ein Bad und eine Küche, und sie kostet nur 65 Euro für eine Nacht. Und Luca erscheint 5 Minuten nach uns – das ist mal klasse Timing!
Leider trägt der Wirt keine Maske und hat ein Poster am Eingang, dass Covid eine abgekartete Impfkampagne ist. Als er weg ist, wird also erst mal gelüftet. Dabei kommen sofort 100 Stechmücken in die Wohnung. Jede Fewo und jedes Hotel hat (mindestens) einen Nachteil, den man vorher nicht rausfinden kann, aber vor Ort sofort: Hier sind es fehlende Fliegengitter und Verkehrslärm.
Unser Abendessen gibt's fußläufig in der nächstbesten Pizza/Kebap-Bude. Draußen ist es zu laut wegen der Straße, also gehen wir rein, wo es zu laut ist wegen der Leute. Immerhin ist es gut durchlüftet, und geschmeckt hat's auch. Falafel für mich!
Nach dem Döner Dinner geht's zu Fuß wieder heim und wir freuen uns auf die kommenden Tage. Es ist allerbestes Wetter angesagt.