Ich fahre ja auch durchaus gern Motorrad wenn es eher kalt ist, ich beherrsche auch das Zwiebelprinzip und habe für den Winter ein höheres Windschild an der Versys. Aber irgendwann kriecht die Kälte dann doch rein, und dann werde ich nur schwer wieder warm. Also habe ich mir eine Heizweste gekauft. Mangels qualitativ hochwertiger Produkte - die Motorradfilialen vertreiben den gleichen China-Kram wie alle anderen auch - habe ich mir halt China-Kram aus dem Internet bestellt, und weil es schnell gehen sollte, sogar vom bösen Händler mit dem A für 33 Euro. Direkt aus China geht das vermutlich zum halben Preis.

Die Weste kostete 33 Euro. Ich habe XXL bestellt, weil ich Bedenken hatte, dass chinesische Größen klen ausfallen. Mit 190 cm x 80 kg trage ich normalerweise XL, aber eine etwas bessere Überlappung zur Hose ist durchaus gewünscht. Und XL war ausverkauft
Diese Heizweste ist wattiert und hat einen Reißverschluss, aber keinen eigenen Akku, und das war mir wichtig: Geht der Akku kaputt, wäre die Heizweste sonst ein Fall für die Tonne, und unterwegs zu laden wäre auch erschwert. In der linken Tasche der Weste ist ein USB-Winkelstecker. Dort kann man eine USB-Powerbank einstecken und sie danach direkt in der Tasche aufbewahren - und wenn der Hosenbund etwas drauf drückt. Wer mutiger ist, kann auch ein USB-Verlängerungskabel mit seiner Bordsteckdose verbinden, was aber natürlich offensichtliche Nachteile hat (Wasserdichtigkeit der USB-Dose, Stolperfalle mit Verletztungs- bzw. Beschädigungsgefahr). Natürlich könnte man sich in sehr seltenen Fällen auch am Kabel oder an der Powerbank auch verletzten - das Risiko muss man leider eingehen.
An der Weste ist ein leuchtender Schalter, der drei Heizstufen ermöglicht und dabei die Farbe wechselt: rot 60°, weiß 50°, blau 40° (oder je 5 Grad mehr, weiter unten in der Beschreibung). Es war mir wichtig, dass in der Produktbeschriebung Gradzahlen dran stehen, denn dann habe ich den Eindruck, dass da irgendwo ein Thermostat verbaut ist und ich nicht einfach mit konstanter Heizleistung gegrillt werde, wenn mir eigentlich gerade gar nicht kalt ist, sondern womöglich schon zu warm.
In der Praxis zieht man Heizweste möglichst körpernah an, trägt sie aber niemals direkt auf der Haut. Einerseits ist es Textil aus China mit fragwürdigem Schadstoffgehalt (auch wenn sie nicht ungewöhnlich riecht), andererseits kann sie sehr heiß werden. Jede zusätzliche isolierende Schicht darüber hilft, Wärme zu halten und Akkuleistung zu sparen. Ich habe stets nur die unterste Stufe verwendet. Die empfundene Temperatur bei Autobahntempo ist dabei etwa so viel höher, als hätte man eine warme Regenjacke übergezogen, jedoch mit dem Unterschied, dass die Arme nicht gewärmt werden. Ansonsten hat man immer einen warmen Bauch und Rücken, was wirklich sehr angenehm ist und bei mir auch Ermüdung vorbeugt. Eine uralte Powerbank, die ich eigentlich schon als defekt abgeschrieben habe, hielt bei 3-8 Grad und Nebel 5h durch. Eine moderne Powerbank mit 10 Ah hätte mühelos den ganzen Tag geschafft (Intenso Powerbank PD 10000).
Die Weste soll laut Beschreibung niemals nass werden, daher sollte man sie nicht im Regen anziehen, und auch waschen lässt sie sich eigentlich nicht. Noch ein Grund, sie nicht auf der Haut zu tragen.
Die Heizweste regelt auch runter, wenn es von außen wärmer wird. Natürlich ist sie eine weitere Lage, man kommt also trotzdem eher ins Schwitzen als ohne, und natürlich trägt sie auch etwas auf. Das Packmaß ist etwa wie bei einem Fleecepulli, wobei ich sie nicht so eng rollen/falten/komprimieren würde, was die Verwendung auf Fernreisen fraglich macht.
Für Leute, die gern auch bei Kälte fahren, und das nicht nur von Cafe zu Cafe, kann ich das Prinzip Heizweste absolut empfehlen. Man bleibt einfach den ganzen gleichbleibend warm. Das nimmt der Kälte echt den Schrecken. Das gilt wohl nicht nur fürs Motorrad, sondern z.B. auch für Leute mit Wachaufgaben. Heizgriffe brauche ich trotzdem. Sitzheizung liegt auch bereit zum Einbau. Es soll auch beheizbare Schuheinlagen geben, aber so weit bin ich noch nicht
Vielleicht hilft's ja jemandem