1 Woche Kärnten im Rahmen eines Treffens des Versysforums. Eigentlich ganz einfach. Doch dann kam das Leben dazwischen. An meinem rechten Zeigefinger hatte ich auf der Unterseite schon im Winter eine Hautveränderung, die immer größer wurde. Ich war damit auch in Behandlung, habe es begutachten und vereisen lassen, und ganz am Anfang hat der Hautarzt sogar versucht, es zu entfernen. Das Ding wuchs völlig unbeeindruckt immer weiter. Anfang März war mir klar, dass das Ding weg muss. Eine Erbse aus Hackfleisch braucht man nicht am Finger, besonders nicht, wenn sie bei jeder Berührung schmerzt und danach gern blutet. Mit einem Pflaster drüber konnte ich noch Motorrad fahren, aber an Verwendung von Werkzeug war nicht zu denken. So stand die neue Versys (Nr. 4) unverändert und ohne Zubehör neben der alten Versys (Nr. 2), die ich zu Silvester noch gefahren, aber nach 3x Wäsche in die Garage gestellt hatte.
Nach 16 Tagen Portugal-Tour auf der Yamaha im März war der Fingerfortsatz dann auf Murmel-Größe gewachsen und somit passte ich nicht mehr in einen Handschuh rein. Jetzt sieht es auch der Hautarzt ein – will es aber nicht selbst entfernen, sondern überweist mich an einen Handchirurgen. Damit begann ein beeindruckender Ärztehürdenlauf über insgesamt 4 Wochen mit 10 weiteren Arztterminen, alles neben einem Vollzeitjob, natürlich, bis es Ende April dann endlich tatsächlich entfernt wurde. Das war erleichternd. Die Wunde wurde genäht und so war weiterhin nicht an Werkzeuggebrauch oder Motorradfahren zu denken. Ich wurde langsam unruhig. Noch mal 7 Tage später wurden die Fäden gezogen. Jetzt bitte noch eine Woche Pflaster drauf und nicht belasten! Ja leckt mich doch, darf ich dieses Jahr überhaupt irgendwann noch irgendwas? Wegen einer Hautveränderung??
Anfang Mai durfte ich dann wieder. Die neue Versys steht noch immer ohne Zubehör da, das ist alles noch an der alten Versys. Na, dann fahre ich doch mit der alten! Ich hole sie aus dem Winterlager und mir fällt alles aus dem Gesicht. Überall Korrosionsschäden. Salzkruste am Kühler. Das hatte ich doch definitiv abgewaschen! Der Verdacht fällt auf das Auto, das in der gleichen Garage steht, und dort gern nass reingestellt wird. Jetzt, Anfang Mai, ist noch immer Salz am Auto zu sehen. Gewaschen wurde es nie. Einfach nass und dreckig neben das Motorrad und Tor zu. Auch der Garagenboden war eine einzige Salzfläche. Na, schönen Dank auch! Okay, aber fahren kann man ja noch? Die Batterie stellt sich tot. Gut, es ist 4 Monate her. Batterie aufladen, Motorrad springt an. Probefahrt! Warum geht nach 5 Minuten die FI-Lampe an und nach 6 Minuten die ABS-Lampe? Anhalten, gucken ob alles fest ist – vielleicht ist ein Sensor lose? Alles sieht gut aus. Weiterfahren… nein, die Maschine möchte nicht mehr anspringen. Das Starterrelais klackert traurig vor sich hin. SEUFZ.
Ich rufe einen Freund an, der mich mit Starthilfekabel besucht. Wir überbrücken, mein Motorrad startet. Daheim lasse ich laufen und stecke ein Voltmeter in die Bordsteckdose (direkt an die Batterie angeschlossen). 9 Volt. Wow. Schöne Scheiße! Ich stelle den Motor ab. 10 Volt. Was zur Hölle… Jetzt wäre ein guter Zeitpunkt mal so richtig auszurasten. Fluchen, schreien, das salzige Auto verfluchen. Oder das Gesundheitssystem, das mir so viel Zeit geklaut hat. So stehe ich hier 5 Tage vor Urlaubsanbruch und habe keine fahrbereite und Tourentaugliche Versys. Es gäbe noch eine Yamaha, aber es ist ja ein Versys-Treffen, also hey Außerdem will ich Austria lieber etwas brav fahren.
Es folgt ein Wochenende, und dann folgen einige Abende in der Garage, die ich zunächst reinige, und wo ich mich dann an den Bau einer zuverlässigen und tourentauglichen Versys mache. Ich beschließe, nicht jetzt bei der alten Maschine den Fehler zu suchen, sondern die neue aufzurüsten. Das führt zuverlässiger zum Ziel als der Tausch der Batterie an der Versys, in der Hoffnung, dass es nicht der Regler ist. Dann tauscht man den Regler und stellt fest, dass es doch die Lima war. Die inzwischen auch wieder den Regler gekillt hat. Und die Batterie. Nö, danke, damit ärgere ich mich später in Ruhe rum – oder ich überlasse es einem Bastler, der mir dieses Motorrad abkauft. Dank der Salzschäden ist der Restwert jetzt ohnehin übersichtlich. 14 Jahre hat das Motorrad auf dem Buckel, und diesen einen Winter gammelt es weg, als hätte es von Tag 1 an am Straßenrand geparkt. Ich bin noch immer traurig.
Genug des Geplänkels, für diese Tour steht bereit eine 2007er Versys 650 mit 41000 km, Navi, frischen Dunlop Roadsmart 4, Wilbers 641 Federbein, leicht undichter Gabel, schmalem Endurolenker, Heizgriffen und Topcase. Auf Unterfahrschutz, Sturzbügel, Sitzheizung, klappbare Hebel, schönere Blinker, die bessere Bremspumpe der 2009er Versys und scharfe Bremsbeläge muss ich zunächst verzichten. Aber das sind Details. Dass ich das Hinterrad 3x ein- und ausgebaut habe, weil ich immer irgendwas vergessen oder falsch gemacht hatte, ist auch schon fast vergessen. Ich wollte es richtig richtig machen und war sorgfältiger als sonst, obwohl mir die Zeit davon lief.
Die erste längere Probefahrt erfolgt am 1.5., und die letzten Änderungen erfolgen am Abend vor der Abreise. Es geht am Samstag in einem Rutsch von Nürnberg zum Treffen nach Podlanig, im Lesatach. Kötschach-Mauthen liegt in der Nähe und ist bekannter, auch wegen des Plöckenpasses.