Heute lüfte ich mal den Nebel um mein kleines schwarzes Mopped.
Es knattert und röhrt, mag Benzin, hat zwei Räder und eine Sitzbank, Fußrasten, eine Schaltung und eine Kupplung, man wird bei Regen naß und dreckig, im Sommer schwitzt man in den (falschen) Klamotten, man kann damit gegen den Baum fahren, es macht Spaß, es muß also ein Motorrad sein. Ein kleines.
Seit Ende November gurke ich also mit einer Yamaha MT-125 (2021) durch die Gegend. Das ist sie, ungeputzt und ungeschminkt und in freier Wildbahn:
Was soll man zu dem Maschinchen sagen?
Ja nun, es ist eben eine unverbastelte, ladenfrische 125er, 15 PS, ABS. Räder, Lenker, Motor, Tank, Auspuff. Licht vorne und hinten, ein paar Knöpfchen, aber nur wenige. Und für eine qualifizierte Bewertung des Maschinchens hab ich viel zu wenig Ahnung und im Internet gibt es viel bessere Bilder, als ich sie machen könnte.
Also gibt's meine ganz persönlichen Eindrücke der ersten rund 6700 km, Eindrücke eines Fahranfängers:
Schon beim Probesitzen mochte ich das Maschinchen, irgendwie rastete mein Hintern auf der Sitzbank fast ein. Prima. Allerdings erscheint mir der Sitz recht straff gepolstert, das ist kein Sofa. Merkt man nach vier bis fünf Stunden... Schön breiter Lenker, gibt eine leicht gewinkelte Armhaltung, nicht verstellbare Hebel, für meine Pfoten aber wunderbar. Bei mir ist die Sitzposition recht aufrecht, gibt auch eine schöne Übersicht im Stadtverkehr. Allerdings ist der Kniewinkel ziemlich spitz. Geht aber auch über ein paar Stunden problemlos, muß man nur beim Klamottenkaufen bedenken, nicht, daß da in der Kniekehle was zwickt.
Schwierigkeiten bekommt man möglicherweise mit großen Füßen ab ungefähr Schuhgröße 46: dann stehen die Hacken irgendwo an und die Ballen passen nicht mehr anständig auf die Rasten. Find ich grenzwertig.
Was eher nicht problemlos geht: Als Erwachsener eine erwachsene Sozia mitnehmen. Hab ich mal vorsichtig probiert, ist... kuschelig. Das Fahrgefühl wird dann auch etwas... hmmm... wattiger. Für Notfälle geht's.
Für den Pendler-Landstraßenverkehr, für den ich die ursprünglich eigentlich hauptsächlich gedacht hatte, da erfreuen mich die Spiegel. Spiegel, in denen ich auch was sehen kann! Das hat mich bei der Fahrschulmaschine immer total genervt, da wußte ich nie, ob der Fahrlehrer noch da war.
Sehr hübsch finde ich auch das Licht. Daß so ein LED-Lampion so hell machen könnte, das hatte ich nicht gedacht. Man sieht tatsächlich auch in der Dunkelheit was. Aber die entgegenkommenden Autofahrer sehen nix mehr, wenn - wie zu Anfang - der Scheinwerfer zu hoch eingestellt ist.
Was mich aber ziemlich nervt: der Spritzschutz hinten. Coole Optik hin oder her, das Ding ist für den Alltagspendlerbetrieb schon sehr besonders. Bei feuchter Straße klebt der ganze Dreck als Spur auf dem Rücken und hinten am Helm. Im Sommer also die Fliegen vorne, im Winter der Straßendreck hinten. Ganz toll!
Und es gibt kaum/wenig/keine mich überzeugende Lösungen für zumindest kleines Gepäck. Hecktaschen, die man an Kunststoff-Blinkerauslegern (heißen die so?) festbinden soll - nix für mich. Muß ich mal was erfinden. Fernreisende sind aber auch sicher eher nicht die Zielgruppe für solche Maschinchen.
Mit einem kleinen Rucksack für Kleinzeug komme ich klar, bei meinem größeren Rucksack setzt der auf dem Sozius-Sitz auf, das irritiert mich ziemlich.
Die Bremsen bremsen für meinen Geschmack schön, vorne sogar sehr schön, das ABS hilft artig mit, wenn es gefragt wird, dazu muß ich aber schon kräftig an die Bremse packen. Auch wenn einem auf der Landstraße ein Ortsschild vor's Mopped springt, kriegt man die Fuhre ohne Geschlinger und Gewabbel sicher entschleunigt, das Mopped hält sauber Kurs. Kann man ja aber eigentlich auch so erwarten.
Die Reifen kann ich nicht einordnen. Die Standard Michelin Pilot Street werden zwar verschiedentlich beschimpft, ich hab da aber nix dran zu mäkeln. Hab aber auch keine Ahnung und keinen Vergleich. Hab im feuchten Winterbetrieb gelegentlich bei geringeren Geschwindigkeiten (vorsichtig!) versucht, das ABS aufzuwecken - ging nicht. Im Sinne von: die Reifen greifen und es bremst. Kein Rutschen, kein Blockieren, kein ABS-Geratter. Nett.
Allerdings könnte es eventuell auch schwierig werden, bessere Bereifung zu finden, denn die Auswahl bei 100/80 vorn und 140/70 hinten ist wohl nicht gigantisch groß.
Das Mopped fährt stabil auf brauchbarem Asphalt, alles wunderbar. Geradeaus sowieso, aber auch in Kurven. Ich meine aber, man sollte die Lenkimpulse vorsichtig dosieren. Schon ein bißchen schubsen, klar, aber nicht übertreiben. Das Maschinchen finde ich auch so schon wendig, sehr langgezogene Kurven geraten (mir) da dann (noch immer) recht leicht etwas mehreckig.
Sehr buckelige Landstraßen merke ich aber deutlich, da wird die Fuhre schon hoppelig, das macht mir dann keinen rechten Spaß, eher Sorge. Die bisherige Erfahrung sagt aber: unbegründete. Aber luxuriöses Drübergleiten ist das definitiv auch nicht.
Ein Getriebe und eine Schaltung hat das Maschinchen auch, ist ja kein Roller Der Kupplungshebel läßt sich extrem leicht hebeln, ein Finger reicht dazu völlig. Hab' schon was von "Hand tut vom Kuppeln weh" gelesen - also, ich merk' nix. Und weicher kuppeln als die Fahrschulmaschine tut sie definitiv, es soll ja eine Anti-Hopping-Kupplung verbaut sein. Find ich gut.
Das Getriebe schaltet wunderbar weich. Kraft braucht man dazu auch nicht, man könnte auch in Badelatschen fahren Zum Runterschalten reicht ein leichtes Antippen. Zweiter zum ersten Gang ist bei meinem Maschinchen manchmal etwas hakelig, besonders an der Ampel...
Kuppeln und Schalten geht aber im Fahrbetrieb präzise und ruck-zuck, ist an Steigungen ja aber auch zwingend erforderlich