Ungefähr ziemlich genau vor einem Jahr (es war irgendwann so Mitte bis Ende Oktober, hab' ich mir gar nicht aufgeschrieben) war ich mit der B196-Schulung fertig. Und mir ist grad nach spammen und da dachte ich, ich ziehe mal sowas wie eine Bilanz. Oder verfasse einen Rückblick. Ein Jahr B196.
Warum hab ich denn den B196 überhaupt gemacht? Was soll das, warum nicht gleich einen richtigen Führerschein?
Hab ich ja irgendwo schon mal geschrieben, ich dachte, so eine 125er, das wäre was, um ein zweites Vehikel zu haben, da ich ja aufs Land ziehen würde und um mobil zu sein und so und ich dachte, das könnte eine Möglichkeit sein, um spritsparend zu pendeln. Und mit motorisierten Zweirädern hatte ich bis dahin nix, überhaupt gar nix zu tun, nicht mal mit einem Mofa. Und für den Führerschein hatte ich schlicht und ergreifend keine Zeit, das hätte sich viel zu lange hingezogen. Aber mal eben ein paar Stunden Schulung... Die Fahrschule hatte Zeit, denn es gab zu der Zeit praktisch keine Prüfungstermine für Führerscheinaspiranten und da paßten die 196er dem Fahrlehrer sehr gut ins Konzept und die Fahrstunden exakt saugend-schmatzend in hoher Dosis in meinen Herbsturlaub.
Irgendwann im September hab ich also beschlossen, das mit dem B196 nun doch mal durchzuziehen, überlegt hatte ich das schon vorher ab und zu, aber dann kam Corona... Also geguckt, welche Fahrschule in der Nähe war. Die eine wollte im Oktober nicht mehr, die zweite wollte gar nicht, die dritte nur noch bis Ende Oktober, das paßte doch genau. Semi-kurzentschlossen zugesagt, bis zur ersten Fahrstunde dauerte es aber noch wenige Wochen. In der Zeit einmal die alten Mopped-Klamotten gesichtet, den 30 Jahre alten Helm lieber wieder in die Kiste gelegt und losgezogen, eine neue, kleidsame Kopfbedeckung einkaufen.
So geriet ich dann also, eigentlich mehr durch Zufall, an einen älteren Fahrlehrer, selber Motorradfahrer, der sich im Oktober mit Engelsgeduld meiner annahm. Mit zwei Theorieeinheiten, 10 Pflichtstunden mit Stadt, Land und Hütchenumschubsen, dazu hab ich mir noch zwei Stunden Landstraße extra gegönnt. Dann wollte mich der Fahrlehrer aber nicht mehr sehen und hat mich mit dem Zettel abgeschoben, er hatte wohl Mitleid mit dem Anlasser seines Moppeds
War aber irgendwie ganz sinnig, im naßkalten Oktober Fahrstunden zu machen, da hab ich dann gleich sechs bis acht Grad, beschlagende Brillengläser und Visiere, zermatschte Blätter, Nieselregen und glitschige Eisen- und Straßenbahnschienen und aufgeweichten Ackermodder auf der Straße mitgekriegt. Bißchen Herbstsonne und Laubfärbung zum Anfixen war aber auch dabei. Und schon in der Fahrschule winzige Straßen und freilaufende Kühe und das nur 20 km von einer recht großen Stadt weg, war wirklich lustig.
Dann hatte ich also im Oktober meinen Zettel und stellte mich in der Stadt bei der Führerscheinstelle an, um einen Termin zur Führerscheineintragung zu erhaschen. Dann habe ich einen Abend freundlich gucken geübt, um ein erträgliches Foto machen zu lassen. Das gelang erst im zweiten Anlauf, weil die biometrische Software der Paßbildkamera mit meiner Frisur doch so gewisse Schwierigkeiten hatte... Keine drei Wochen später war der Papierkram aber auch überstanden, es gab einen vorläufigen Papierführerschein und etwas später per Post ein neues Kärtchen, womit der sonst fällig gewordene Führerscheinumtausch auch gleich erledigt war.
Nun fehlte aber ein Mopped. Bis zum Frühjahr zu warten, das war keine Option, dann hätte ich alles wieder verlernt, es mußte also schnell gehen. Der Gebrauchtmarkt war total überteuert und Ahnung hatte ich auch keine. Und sowas wie Händlergarantie war mir auch genehm, ich wollte das Mopped ja als Fahrzeug. Also Neukauf. Nach einigem Blättern im Internet war die Auswahl für mich eigentlich einfach: entweder die Honda CB125R oder die Yamaha MT-125. Die Honda war im weiteren Umkreis nicht einmal zum Ansehen und Probesitzen verfügbar, wann die wieder beim Händler zum Verkauf vorrätig sein würde, das war nicht abzusehen. Beim Yamaha-Händler gab's die MT in blau, schwarz und grau, alle gleich zum Mitnehmen.
Einmal zum Probesitzen beim Händler gewesen, da fühlte ich mich schon sehr wohl, gutes Novemberwetter abgewartet und dann einen Probefahrttermin ausgemacht. Eine kleine Probefahrtroute ausgeguckt und die auf der Karte und auf dem Luftbild mehrfach abgefahren. Denn sich auf der Probefahrt in unbekannter Gegend zu verfahren, das fand ich auch irgendwie doof.
An einem grauen Novembertag also mit weichen Knien zum Händler gefahren, das Mopped in Empfang genommen und losgerullert - mit mächtig Schiß inne Büx, wegen erste alleinige Fahrt und unbekanntes geliehenes Mopped und so. An der ersten Ampel auch gesund um die Kurve gekommen, dann war das Mopped eigentlich schon "gezähmt" und ich fühlte mich fast wohl. Bis zur Schnellstraße. Einfädeln ging problemlos, weil: Baustelle, Stau. Prima, da konnte ich dann gleich die Langsamfahrübungen wiederholen... Aber Streß kam auf, ich hatte das Mopped doch nur für rund eine Stunde... Irgendwann ging es dann aber weiter, den geplanten 50 km-Kringel über Land gedreht, beschlossen, daß das Mopped mir wenig oder keine Angst macht, zum Händler zurückgetuckert. Noch fünf Minten überlegt und den Kaufvertrag für ein Mopped in schwarz unterschrieben.
Während der Händler das Mopped aus dem Karton fummelte, da reihte ich mich in die Terminwarteschlange an der Zulassungsstelle ein. Das dauerte nicht so lange wie die Führerscheingeschichte, war aber trotzdem nervig. Aber auch irgendwann überstanden.
Ende November holte ich dann also mein kleines Maschinchen vom Händler ab, es war Mittag und es war kalt. Aber trocken und deutlich über null Grad, so vier bis sechs Grad vielleicht. Ich war aber warm eingepackt, mutig oder tollkühn oder leichtsinnig, jedenfalls setzte ich mich aufs erste eigene Mopped und tuckerte los. Noch unbeholfen und unerfahren, vorsichtig, weil es war kalt und die Reifen waren neu. Schnell durfte ich ja sowieso nicht fahren, der Motor wollte erst eingefahren werden, mehr als 5000 1/min sollte ich mir bitteschön verkneifen. Mehr als 65 km/h waren also wegen der Einfahrrichtlinien nicht drin und ich suchte mir Schleichwege, um aus der Stadt rauszukommen und nicht zu blöd aufzufallen. Immer schön vorsichtig, die landschaftlich netteren Gegenden kamen zumindest näher.
Nach einer Stunde war eine Abkühlpause vorgeschrieben, dem Mopped Ruhe gegönnt und mal vorsichtig die Reifen befühlt, die waren immerhin lauwarm. Noch einen Moment den schönen Blick von der netten Anhöhe über die Stadt genossen und dann ging es weiter nach Norden.
Irgendwann gelangte ich in die Fränkische Schweiz und fuhr dann im schönsten Novembernachmittagssonnenschein durchs Trubachtal, in dem sich das Bächlein durch Wiesen schlängelte, auf denen noch Rauhreif zu sehen war... Ein schöner Anblick, mir wurde aber doch etwas mulmig ob etwaiger Glätte, solche Temperaturunterschiede zur Stadt hatte ich als Stadtbewohner nicht einberechnet. Die Straße war aber trocken und es fuhr sich problemlos. Am Spätnachmittag kam ich dann wohlbehalten, aber doch etwas aufgeregt und mit rotem Näschen nach rund 150 km Jungfernfahrt wieder zu Hause an.
Fortsetzung...