Luca, ein Freund von mir wechselt den Arbeitgeber zum 1.4. und hat deshalb noch Resturlaub, der im März weg muss. Da bin ich ein echter Freund und helfe natürlich gerne. Da es im März meist noch eher frisch ist, und weil wir nur eine Woche haben, suchen wir uns etwas südliches, was nicht allzu weit weg ist. Voila: Südfrankreich! Unser Basislager wird eine Ferienwohnung in Grasse sein. Wichtige Merkmale: Zwei Schlafzimmer, sicherer Stellplatz für die Motorräder. Da werden wir fündig und buchen uns Sonntag bis Donnerstag ein. Damit bleiben 2 Tage und ein Vorabend für die Anreise und 3 Tage für die Abreise. Das passt, weil keiner von uns einen Anhänger vor der Tür hat, und so fahren wir eben auf Achse. Den Freitagabend und Samstag eher Autobahn, den Sonntag dann schöner auf der Route Napoleon.
Zur Vorbereitung bekam die MT-09 den Radsatz mit dem besseren Restprofil. Vorne ist das ein neuer Bridgestone S22, hinten dreht sich ein 1500 km alter ContiRoadAttack 3. Für 7,5 Tage ohne allzu brutale Exzesse sollte das reichen. Angesichts durchwachsener Wetteraussichten zumindest bei An- und Abreise schwanke ich dann aber doch bis zum Abreisetag, ob ich nicht doch mit der Versys fahren soll? Da ich dieses Jahr aber außer eine Woche Dolomiten sonst nichts mit der Yamaha machen würde, wird's halt die - so hat sie einen Sinn. Und Luca fährt Yamaha Tenere, dann verstehen sich die beiden wenigstens.
In Frankreich hat die Regierung kürzlich am Parlament vorbei beschlossen, das Renteneintrittsalter von 62 auf 64 anzuheben, was vielen Franzosen nicht so gut gefällt. Es gibt Demos und Streiks und Polizeigewalt und Blockaden von Raffinieren. Das ist nicht meine erste Frankreichreise während Streiks, und wahrscheinlich auch nicht meine letzte, also bleibe ich eher gelassen. Vielleicht plane ich die Tankstopps bei der Anreise zunächst so, dass ich notfalls in der Schweiz tanken kann.
Freitag, 24.03. Der Vorabend
Mein Gepäck habe ich schon gestern zusammengesucht, und am Mittag steigt die Nervosität im Home Office. Dank 38h-Woche muss ich nicht bis 17 Uhr sitzen bleiben, sondern steige 15 Uhr auf und breche auf - mitten in einem Regenschauer. Das Headset koppelt sich zwar mit dem Handy, aber es spielt weder Podcast noch Musik. Was'n da los? Ein Blick nach unten zeigt das Problem: Der Tankrucksack ist nicht da. Das könnte daran liegen, dass er noch in meiner Garage liegt. Weil da alle Wertsachen, Dokumente und mein Handy drin sind, lohnt es sich wohl, umzudrehen. Diese kleine Panne später geht's auf zur Autobahn. Stumpf A6, Regenschauer, ich habe keine Lust auf Regenkombi und lasse mich anfeuchten. Die Sitzheizung soll mir Trost spenden, aber die Lampe im Schalter bleibt voller Häme einfach aus. Mist! Ich halte jetzt aber nicht an, um den Fehler zu suchen. 18:30 Uhr am Hotel ist spät genug, dann kann ich den Fehler noch immer suchen. Aber ich kann ja in die Regenjacke rein.
Dann A5 - Regenschauer Ende. Bei Bruchsal tanken, noch in Deutschland - ist sicherer und billiger, außerdem gerade nötig. Es sind noch 100 km übrig. Über den Rhein nach Frankreich - immer wieder ein schönes Gefühl. Die Yamaha schnuppert Frühlingsluft, aber ich bleibe brav. Das Tempolimit ist inzwischen 80 und es halten sich fast alle dran. Beim Tankstopp tausche ich das alte Sena 30K wegen leerer Batterie gegen mein neues Sena 50S, und stelle fest, dass es viel zu leise ist. Da hilft auch Nachregeln am Handy nicht. Grrr. Wieder ein Problem für den Abend.
Das Hotel ist heute in Hagenau, also knapp nördlich von Straßburg. Ein Motel mit Zweibettzimmer und Frühstück. Ich sehe direkt Luca noch in Motorradklamotten an einer Zimmertür - juhu, das hat ja prima geklappt! Gepäck ins Zimmer, und dann die Wartung: Schnell den liebevoll abgegriffenen Zündplusstecker der Sitzheizung wieder in irgendein stromführendes Teil gehämmert, die verlorene Gasgriffklemme (Tempomat für Arme) betrauert, und fertig.
Nun den Hunger stillen. Nix ist fußläufig, keine Soziusrasten an der MT-09, also fahre ich als Sozius zur nächsten Pizzeria. Wir bestellen getrennt voneinander je die gleiche Pizza und erhalten zwei unterschiedliche. Das macht aber nix, weil beide lecker sind. Und anscheinend vergisst man, mir das Getränk in Rechnung zu stellen, oder es ist Aktionstag "Nimm die falsche Pizza und erhalte ein Getränk gratis!"
Vorabendanreise ist selten interessant, lief heute eher so 2-, aber die Vorfreude überwiegt
306 km