Hallo in die Runde,
in meinem aktuellen Reisebericht wurde ich mehrmals darauf hingewiesen, dass einiges an selbstgewählten Leid vermeidbar sei, wenn ich doch nur aufhören würde mit Passknackern und mich auf andere Dinge konzentriere.
Irgendwie geht mir meine Story diesbezüglich nicht mehr aus dem Kopf weswegen ich sie mit euch teilen möchte.
Als Kind bin ich sehr selten verreist. Meine Eltern hatten einfach das Bedürfnis, oder das Kleingeld, nicht. Mit 18 habe ich Deutschland zum ersten Mal „auf eigene Faust“ verlassen. Mit den Jungs nach Malle , das war natürlich kein Reisen.
2012 ging es für mich dann ganz plötzlich nach Indonesien auf ein Auslandssemester. Eine Kommilitonin hatte mich überredet. Ich war 0 vorbereitet und der Kulturschock entsprechend Groß. In den kommenden Jahren bin ich ganz Südostasien und einige Teile Afrikas bereist. Es gab viele positive aber auch negative „Firsts“. Ich wurde mit der nicht so heilen Welt außerhalb Mitteleuropas konfrontiert. Erfahrungen, die jeder mal machen sollte.
2016 bereiste ich Marokko und traf zum ersten Mal einen Overlander. Ein Ü70 Belgier mit seinem Fahrrad. Ich lauschte seinen Stories und realisierte, dass ich mit meinem Rucksack ja zumeist auch nur von Touri-Spot zu Touri-Spot reise. Nur halt mit dem ÖPNV im jeweiligen Land.
Als Overlander bereist man aber alle Orte zwischendrin. Man stoppt in den kleinsten Dörfern und muss sich in absolut unbekanntem Terrain, unter Locals die keinen Reisenden erwarten oder kennen, seinen auftretenden Problemen und Dämonen stellen.
Da ich nicht soviel Zeit habe Länder mit dem Fahrrad oder zu Fuß zu entdecken, habe ich einen Motorradführerschein gemacht. Bin ich 2018 in Italien noch von Stadt zu Stadt gereist, Garmin Navi auf „Kurvig“ eingestellt, mehr nicht, habe ich 2019 dann Passknacker entdeckt. Die Pässe in Passknacker abzufahren ermöglicht mir ohne viel Aufwand genau diese Overlander Erfahrung ohne viel Aufwand zu erleben. So schlafe ich heute z.B. in einem 100 Einwohner Dorf in der Slowakei und die Leute hier sind keine Touris gewohnt.
Für mich ist es also nicht „die Freiheit“, das Kurvenjagen oder Knieschleifen was das Motorradfahren angeht. Es ist mein Mittel zum Overlandern. Es hätte auch das Fahrrad, ein Wanderstock oder ein Van werden können.
Und ihr so?