Enduroreifen vs. Reiseenduroreifen 2019

  • MOTORRAD macht im Moment über mehrere Hefte nacheinander verteilt Reifenvergleichstests, bei denen sie mit baugleichen Motorrädern verschiedene Reifen gleichzeitig in der Gruppe abfahren. Testfahrzeug ist dieses Jahr die BMW R1250GS, aber grundsätzlich halte die Ergebnisse für allgemein interessant. Ich will jetzt nicht Copyright verletzen, aber eine wichtige Erkenntnis ist für mich der Vergleich der Ergebnisse aller Enduroreifen vs. der Ergebnisse aller Reiseenduroreifen.


    Die Reifen wurden in den Kriterien "Landstraße", "Nässe" und "Verschleiß" mit Punkten bewertet: max. 150 "Landstraße", max. 100 "Nässe" und max. 100 "Verschleiß". (Die Enduroreifen zusätzlich noch max. 100 auf Offrad, aber das tut hier nichts zur Sache).


    Es waren folgende Reifen im Topf:
    Enduroreifen: Bridgestone AX41, Continental TKC80, Metzeler Karoo 3, Michelin Anakee Wild, Mitas E-07+, Pirelli Scorpion Rally


    Reiseenduroreifen: ContiTrailAttack 3, Pirelli Scorpion Trail 2, Michelin Anakee Adventure, Dunlop Trailsmart Max, Bridgestone A41, Metzeler Tourance Next


    Spannende finde ich die Breite der Ergebnisse. Die Enduroreifen lagen bei "Landstraße" zwischen 97 und 125 Punkten. Die Reiseenduroreifen lagen zwischen 132 und 138.


    Guckt man sich nur die Kriterien "Haftung Schräglage" und "Haftung Schräglage" an, sind es 17-18 Punkte (Reiseenduro) vs. 9-16 Punkte.


    Das heißt, die Reiseenduroreifen auf Straße den Enduroreifen DEUTLICH überlegen sind: 135 vs. 114 Punkte im Durchschnitt.


    Bei Nässe liegen die Reisenenduroreifen auch deutlich vorne: sind es 83-98 vs. 61-84; bzw. 91 Durchschnitt vs. 74 Punkte.


    Ich möchte also davor warnen, sorglos Enduroreifen aufzuziehen, weil die auf Straße ähnlich gut sein sollen wie Reisenenduroreifen. Das sind sie eben nicht, und das kann im Notfall die entscheidenden Meter Bremsweg kosten. Die Bremswege bei Nässe sind im Mittel 9 Meter länger aus Tempo 100, also 51 statt 42 Meter. Das sind Welten!


    Verschleiß ist übrigens ebenfalls zugunsten Reisenenduroreifen ausgegangen: 80-90 vs. 71-80; bzw. 85 Durchschnitt vs. 76 Punkte. Die Enduro-Hinterreifen haben nach 1500 km weniger Restprofil (anteilig) als die Reiseenduroreifen nach 3500 km.


    Tourensportreifen werden dieses Jahr keine getestet. Aber Sportreifen im übernächsten Heft.

    2 Mal editiert, zuletzt von blahwas ()

    • Offizieller Beitrag

    Irgendwie finde ich den Test seltsam trivial: Da werden zwei "Spezialisten" miteinander verglichen - aber nur auf dem "Spezialgebiet" eines der beiden Kandidaten? Und dann kommt auch noch raus, dass der "passende" Spezialist besser ist? Na sowas...


    Ich glaube, die Wenigsten Moppedfahrer* ziehen sich ohne Not richtige Enduroreifen auf, wenn sie nicht auch einen Mindestanteil an Schotter fahren. Ich halte die meisten Moppedfahrer* auch für so rational, dass sie sich erst Enduroreifen zulegen, wenn sie mit den Reiseenduropellen im Dreck an die Grenzen kommen.


    Gruß,
    Thomas


    :* Im Bezug auf die zurückgelegten Kilometer pro Jahr, nicht auf die Anzahl.

  • also manch einer zieht eben die enduroteile drauf, weil es einfach geil aussieht, ist leider so

  • Richtige Enduroreifen haben halt den Nachteil, daß sie auf Asphalt sehr schnell abbauen. Da sind dann teilweise nur 2-4000km machbar.


    Und da eben die meisten Motorradfahrer, und auch (Fern)reisende doch in erster Linie Straße und nur ab und zu Offroad fahren, lohnen sich reine Enduroreifen meist nicht.

  • Klar, eine Offroad-Wertung der Reiseenduroreifen wäre aufschlussreich gewesen - aber eigentlich kommt man doch auch mit Straßenreifen überall hin, wo man fahren darf, selbst in den Alpenländern.

  • Genau das was ich schon seit langem anmerke: Es gibt keine eierlegende Wollmilchsau! Selbst eine noch so auf Offroad getrimmte Reiseenduro wird selbst mit semi-Offroad Reifen nicht wirklich Offroad tauglich . . . und damit auch nicht optimal für die Straße. Wer schon bei der Anschaffung weiß, das er mit der Reiseenduro wohl niemals abseits von Asphalt unterwegs sein wird, sollte besser gleich zur Tourenmaschine mit guten Straßenreifen greifen.
    Für diejenigen die zumindest etwas Schotter fahren wollen . . müssen sich halt mit weniger Reifen-Performance auf der Straße abfinden, da hilft auch die modernste Austattung mit Offroad-Modus und elektronischem Fahrwerk nicht weiter.

    Geradeaus kann (fast) jeder und nahezu 100% der Erdoberfläche sind nicht asphaltiert ! :dakar:

    • Offizieller Beitrag

    also manch einer zieht eben die enduroteile drauf, weil es einfach geil aussieht, ist leider so


    Deswegen schrieb ich ja, im Bezug auf die Jahreskilometerleistung... Der Eisdielenposer mit Matsch aus der Dose und 1250 km im Jahr ist damit explizit nicht gemeint.


    Gruß,
    Thomas

    • Offizieller Beitrag

    Für die Erkenntnis, das Enduroreifen auf der Straße nicht mit Straßenreifen mithalten können braucht man keinen Test.


    Wenn man mit dem TKC80 auf der Straße bremst ist man schneller im ABS-Regelbereich als man bremsen kann. Die heißen Enduro-Reifen, weil sie für den Offroad-Betrieb gedacht sind. Damit kommt man auch steilste Sandpisten hoch. Dass die auf der Straße aufgrund der Stollen keine hohe Präzision haben, und auch bei der Haftung nicht mit halten können, ist nichts neues. Die sind nicht für die Straße gedacht. Die Hersteller geben die mit Einsatzzweck 80-90% Gelände an. Straßen sind nur als Überführungsetappen mit diesen Reifen sinnvoll.


    Vielleicht sollte man klar stellen, dass die Bezeichnung "Reiseenduroreifen" bedeutet, dass die Reifen für große Reiseenduros konzipiert sind, aber nicht für den Offroad-Betrieb. Das sind Straßenreifen mit einer verstärkten Karkasse wegen des hohen Gewichts der GS&Co und mehr Gummi wegen der höheren Laufleistung.
    Ein CTA3 ist im Grunde ein festerer CRA 3 mit mehr Gummi drauf. Also ein reiner Straßenreifen. Die können im Gelände nichts besser als ein normaler Straßenreifen.


    Die einzige Ausnahme im Test ist der Michelin Anakee Adventure, der trotz der Profilblöcke auf Asphalt die Performance der Straßenreifen erreicht. Dieses Profil bietet aber nur auf Schotter ein Mindestmaß an Offroad-Tauglichkeit. In Sand oder Matsch hat der nichts verloren. Dieser Reifen wird von Michelin auch mit 80% Straßeneigung und 20% Offroad-Eignung beworben. Mehr nicht. Erstaunlich im Test ist, dass dieser Reifen bei Nässe allen Straßenreifen überlegen ist. Das ist für mich die einzige Überraschung im Test.
    Deswegen habe ich mit den Anakee Adventure zugelegt. 20% Schotter entspricht genau dem, was ich im Urlaub fahren möchte, Auf Asphalt hält der mit den anderen mit und bei Nässe ist er sogar besser. Wie für mich gemacht :thumbup:


    Für den reinen Straßenbetrieb nehme ich Straßenreifen und für's Offroad-Training kommen die TKC80 wieder drauf. Da ist es von Vorteil, wenn man die Reifen selber montiert.


    Manuel: Natürlich kauft man ein Motorrad auch nach optischen Gründen. Bei einer Enduro wollen die meisten wie bei einem SUV ja zumindest das Ich-könnte-wenn-ich-wollte-Gefühl mit erwerben. Da macht ein Straßenreifen nicht viel her. Also kommen Stollen drauf. Wenn die dann entsprechend vorsichtig fahren, ist das doch ok. Schau dir die ganzen Scrambler an. Die werden nur aus optischen Gründen gekauft und mit Stollenreifen ausgerüstet.

  • Schau dir die ganzen Scrambler an. Die werden nur aus optischen Gründen gekauft und mit Stollenreifen ausgerüstet.

    Ja, ichh sollte mich wohl hier von meiner Vorstellung lösen dass Reifen wegen Grip und so gekauft werden. Für 20km zur Eisdiele und zurück im Bummeltempo brauch ich auch keine Performance Reifen. Da tun es auch die geil aussenden Stollenreifen.

  • Eben dieses "Stollen wegen Optik" möchte ich kritisieren. 50 statt 40 Meter Bremsweg heißt, dass man bei einer Gefahrenbremsung aus Tempo 100 mit 40-50 km/h Restgeschwindigkeit einschlägt, statt rechtzeitig zum Stillstand zu kommen.


    Die einzige Ausnahme im Test ist der Michelin Anakee Adventure, der trotz der Profilblöcke auf Asphalt die Performance der Straßenreifen erreicht.


    Der ist doch einer der Reiseenduroreifen - oder meinst du jetzt im Vergleich zu Tourensportreifen? Da habe ich die letzten Testergebnisse nicht vor Augen.

    • Offizieller Beitrag

    Ja, das ist einer der Reiseenduro-Reifen im Test. Diese betrachte ich alle als reine Straßenreifen, was sie faktisch alle sind. Der Anakee Adventure hat als einziger von denen ein gemäßigtes Stollenprofil und damit eine Rest-Eignung für Schotter, erreicht aber trotzdem die Asphalt-Performance der anderen Reiseenduro-Reifen.
    Die Stollen des Anakee Adv sind über Stege miteinander verbunden, weshalb sie nicht so verziehen, wie bei echten Stollenreifen. Und die Gummimischung muss schon etwas besonderes sein, wenn sie bei Nässe alle anderen hinter sich lässt.

  • Eben dieses "Stollen wegen Optik" möchte ich kritisieren. 50 statt 40 Meter Bremsweg heißt, dass man bei einer Gefahrenbremsung aus Tempo 100 mit 40-50 km/h Restgeschwindigkeit einschlägt, statt rechtzeitig zum Stillstand zu kommen.



    Der ist doch einer der Reiseenduroreifen - oder meinst du jetzt im Vergleich zu Tourensportreifen? Da habe ich die letzten Testergebnisse nicht vor Augen.


    Hm, verstehe deine Idee, aber auch du fährst eine Versys und keine R1, trotz der schlechteren Bremsen.
    Will sagen: Manche Leute gehen dieses Risiko, warum auch immer ein - manche fahren sogar eine Ur-BMW, oder andere Oldtimer. Und ich glaube nicht, dass ein Fahrer mit echten Enduroreifen auf Jagd auf der Straße gehen möchte.


    Falls es diejenige/derjenige echt nicht wusste, dann ist dieser Thread für sie/ihn aber sicher eine gute Sache und deckt auf :)

  • Wer schon bei der Anschaffung weiß, das er mit der Reiseenduro wohl niemals abseits von Asphalt unterwegs sein wird, sollte besser gleich zur Tourenmaschine mit guten Straßenreifen greifen.


    Eine Reiseenduro, auch nur auf der Straße bewegt ;) , ist aber einfach höher, die Sitzposition ist aufrechter und der Kniewinkel ist entspannter, als auf einem Reisetourer. Ich kann Reiseenduro für die Straße durchaus nachvollziehen. :rolleyes:


    also manch einer zieht eben die enduroteile drauf, weil es einfach geil aussieht, ist leider so


    Ich finde den TKC70 auf meiner NC aber auch geil... ^^ - übrigens auch bei Regen. Wenn jetzt noch die Laufleistung passt...

  • Ich fahre auch Reiseenduro, weil's für mich bequemer ist - bin halt groß und nicht so der Muskelmeister. Bißchen Schotterwege fahre ich auch, aber nur auf "Durchkommen" - und die fahre ich mit der Naked genauso.


    Hm, verstehe deine Idee, aber auch du fährst eine Versys und keine R1, trotz der schlechteren Bremsen.


    Interessanter Einwand, habe mal nachgeschaut: Versys 650, Bremsweg aus 100 km/h 43,4 m laut MOTORRAD mit der ziemlich ungriffigen OEM-Sonderbereifung Dunlop D221.
    Yamaha R1 2004 40,1, 2009 40,5 Meter
    Das ist recht nah zusammen - richtig schlecht an der Versys-Bremse ist eigentlich nur Gummi-Druckpunkt. Bei Gefahr packt man einfach herzhaft rein, hat ja ABS, und tritt vielleicht noch zusätzlich hinten drauf.


    Zitat

    Will sagen: Manche Leute gehen dieses Risiko, warum auch immer ein - manche fahren sogar eine Ur-BMW, oder andere Oldtimer. Und ich glaube nicht, dass ein Fahrer mit echten Enduroreifen auf Jagd auf der Straße gehen möchte.


    Ich fürchte, die gibt es doch. Und eben auch ohne "Jagd" gibt es ungeplante Gefahrensituationen, wenn du übersehen wirst und dir einer die Vorfahrt nimmt, als wärst du gar nicht da.


    Zitat

    Falls es diejenige/derjenige echt nicht wusste, dann ist dieser Thread für sie/ihn aber sicher eine gute Sache und deckt auf


    Genau darum ging's mir :thumbup:

  • Der/diejenige braucht doch so einen Thread nicht, weil "hatbisjetztimmerfunktioniert" und "MeineBMWfährtschonseit30Jahrenso" und "dergutemetzelerlaserdreckhatdochnochprofil"

  • Das ist noch ein andere Thema, warum dürfen so beschissene Reifen überhaupt noch verkauft werden, bzw. warum werden Altfahrzeugbesitzer gezwungen, so einen gefährlichen Müll zu fahren :evil:

  • Ist aber echt so, wenn ich an manchen Bikertreffs sehe mit welchen Reifen da manche ankommen zieht es mir echt die Schuhe aus und ich bin froh was modernes fahren zu können.

  • Ich hab mit dem Lasertec die Rasten auch auf den Asphalt bekommen und bin nie gerutscht. Weiß gar nicht, was immer alle dagegen haben. Und ich bin damit auch oft im Regen gefahren, ohne zu rutschen.





    Ich halte dieses ganze "noch mehr Grip" Gehype eh für Voodoo. :supercrazy: Da bringt ein Hersteller das Modell "Superreifen" auf den Markt. Guter Nässegrip, gute Laufleistung - der beste Reifen ever und von Zeitschriften wie Fahrern hochgelobt.


    Ein Jahr später kommt dann "Superreifen II" - viiiiel besser! Und nach ein Jahr später "Superreifen III" - noch viel, viel bessererer als der olle "Superreifen 1"


    Ich denke, irgendwann ist das Maximum an Grip und Laufleistung (ausgewogen) erreicht, und nur weil man am Profil eine klitzekleine Änderung gemacht hat, lassen sich damit auch keine Welten mehr wett machen.


    Zumal ich auch denke, daß der Großteil der Motorradfahrer weder den "Nässegrip" noch generell das Maximum an ihren Reifen jemals er"fahren". Nicht jeder ist sportlich auf der letzten Rille unterwegs und kann wirklich das letzte My noch rausholen, das der neue "Superreifen 5" zu bieten hat. ;)




    Und ich persönlich halte ja "Grenzbereich" eh für so einen Mythos, wie Weihnachtsmann, Osterhase und Marsianer. :whistling: ICH bin dafür zu unsensibel.

    • Offizieller Beitrag

    Ich hab mit dem Lasertec die Rasten auch auf den Asphalt bekommen und bin nie gerutscht. Weiß gar nicht, was immer alle dagegen haben. Und ich bin damit auch oft im Regen gefahren, ohne zu rutschen.


    Die Entwicklung der Reifen ist schon für Normalfahrer deutlich spürbar und auch messbar. Man konnte auch früher schon Reifen mit hohem Grip im Trockenen bauen, aber nicht gleichzeitig mit hohem Grip bei Nässe und dann auch noch hoher Laufleistung.
    Die erheblich gestiegene Durchschnittsleistung der Motorräder macht es zudem noch anspruchsvoller Reifen mit hoher Laufleistung zu konstruieren.


    Einen K60 kann man im Trockenen auch bis auf die Kante fahren. bei Nässe wird's aber richtig ekelig. Da merkt man die nach heutigen Maßstäben die veraltete Gummimischung. Bei meiner 95er Bandit bin ich einen Pireli-Reifen gefahren, der im Trockenen mördermäßigen Grip hatte, aber bei Nässe praktisch unfahrbar war. Wie auf Glatteis. Das kann man mit heutigen Reifen nicht mehr vergleichen.


    Und gerade bei Nässe kommen auch Durchschnittsfahrer locker in die Regionen der maximal möglichen Schräglagen. Bei Nässe sinkt der Reibwert schon erheblich. Den Spruch "Jeder moderne Reifen kann mehr als die meisten Fahrer" ist bei Nässe totaler Quatsch. Wer da meint er könne die gleichen Schräglagen wie im Trockenen fahren, wird ganz schnell eines Besseren belehrt.

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!