Immer wieder gibt es Anfragen von Anfängern, die zunächst hier beginnen, sich über das Hobby "Motorradfahren" zu informieren und die daher keine Vorkenntnisse haben, auf denen eine Beratung aufbauen könnte.
Mit diesem Beitrag soll daher ein Grundstein gelegt werden, auf dem der oder die Ratsuchende weiter aufbauen kann; mehr als Grundsätze und ein Überblick sollen an dieser Stelle daher gar nicht vermittelt werden.
Ich habe mir erlaubt, weitere Beiträge aus dem Forum zusammenzusuchen und hier zu verlinken oder wichtige Aussagen einzuflechten. Um Weiterentwicklung wird gebeten, etwaige Diskussionen bitte ich - der Übersichtlichkeit halber - in einem eigenen Thread zu führen.
1. Gründe für den Motorradführerschein
Dazu kann man alles und nichts sagen. Wer Motorrad fährt, dem muß man nichts erklären, wer aber die zweirädrig motorisierte Welt nicht kennt, dem kann man das Gefühl des Fahrens auch in den schönsten Worten nicht vermitteln.
Grundsätzlich ist die Entscheidung, Motorrad zu fahren, rationell nicht zu begründen; der Unterhalt ist ebenso teuer als wenn man sich für ein Kfz entschiede, und die Unfallstatistik spricht eindeutig gegen das Motorradfahren.
Motorradfahren will aber gar nicht rationell sein!
Ob wir nun die Freiheit darin suchen, kurvenräubernd alpine Serpentinen zu genießen, ob man sie darin sucht, Bestzeiten auf dem Kringel (= Rennstrecke) zu fahren oder ob man einfach seine Kurventechnik weiter perfektionieren möchte und dabei einige Stunden lang für jegliche berufliche Kommunikation unerreichbar ist oder auch einfach nur gerne zu einer Gruppe gehört, die sich abends in eine Kneipe setzt und Benzin plaudert - unter dem Strich sind wir Motorradfahrer eine Gruppe von Individualisten, die ein gemeinsames Hobby irgendwie vereint. Motorradfahren ist emotional, ist Leidenschaft und kann durchaus entspannend wirken, wenn man es gelassen angeht und nicht mit dem Messer zwischen den Zähnen über den Asphalt pflügt.
Auch das Thema Unfallstatistik ist so eine Frage für sich; man ist immerhin nicht chancenlos seinem Schicksal ausgeliefert.
Natürlich werden wir leicht von anderen Verkehrsteilnehmern übersehen und unterschätzt; immerhin ist ein Motorrad in jeder Hinsicht einem normalen Kfz unterlegen, was z.B. die Wendigkeit und die Bremsfähigkeit betrifft.
Das Motorrad trumpft nur in einer Kategorie auf, nämlich im Leistungsgewicht und in der hieraus resultierenden Beschleunigung. Das vergessen leider auch einige Motorradfahrer, die sich für unsterblich zu halten scheinen oder die aus unerfindlichen Gründen nicht "Motorrad fahren" und "riskant fahren" trennen können. Leistungsfähige Maschinen sind diesbezüglich natürlich auch verführerischer als angemessen motorisierte Fahrzeuge.
Eine defensive, vorausschauende Fahrweise und angepaßte Geschwindigkeit - was nicht gleichbedeutend ist mit "langsam" - in Kombination mit vernünftigen Schutzklamotten ist aber die beste Lebensversicherung, die wir Motorradfahrer haben, und das ist auch zugleich unsere einzige Möglichkeit, die Statistik Lügen zu strafen, denn das Glück ist ein launiger Mitfahrer, der ebenso oft unvermittelt auf- wie abspringt.
Ebenso ist es ein trügerischer Fehler, die gefahrene Schräglage mit Erfahrung gleichzusetzen. Für die Schräglage braucht man nur die Anwendung der Fahrphysik und Selbstüberwindung; um Erfahrung zu sammeln hingegen Intelligenz und gefahrene - überlebte - Kilometer en masse.