Haftung für Motorradbeschädigung bei Probefahrt

  • Hallo, ich möchte gerne um Rat bitten, wie ich mich in diesem Fall verhalten sollte:


    Miitte Mai (2017) habe ich nach frisch gemachtem Motorradführerschein eine Probefahrt bei einem größeren Händler vereinbart (gebrauchte Suzuki Bandit). Meinen Autoführerschein habe ich schon 20 Jahre, damit auch eine Auto-KFZ Haftpflicht, aber zu diesem Zeitpunkt noch keine Motorrad HP. Beim Händler wurde kein Vertrag vor der Probefahrt unterzeichnet. Bevor es noch auf die Straße ging ist mir das Motorrad beim Wenden auf dem Hof umgekippt :whistling: Der Verkäufer kam schnell hinzu und meinte, zum Glück sei nur der Blinker vorne beschädigt und ich solle in Ruhe meine Probefahrt durch die benachbarten Ortschaften machen. Diese lief ohne weitere Probleme. Das Motorrad habe ich dann zwar nicht genommen, kurz darauf aber ein anderes beim selben Händler.


    Anfang August bekam ich eine Rechnung über 940 Euro, da der Schaden anscheinend doch größer war: Blinker, Spiegel, Kupplungshebel, Motordeckel, Auspuffendtopf.


    Dummerweise habe ich damals keine Fotos gemacht. Ich habe den Händler nach Erhalt der Rechnung um Stellungnahme und Fotos gebeten.


    Beides bekam ich. Doch die Stellungnahme ist seltsam:
    "Einen Nutzervertrag haben Sie zum Zeitpunkt der Probefahrt nicht unterzeichnet, weil klar war, dass Sie mit dem Motorrad nur auf unserem Firmengelände fahren, und nicht am öffentlichen Verkehr teilnehmen werden. Eine Haftung gegenüber Dritten war somit ausgeschlossen. Dies entbindet Sie aber nicht von der Tatsache, dass Sie uns gegenüber von der Haftung ausgeschlossen sind. Schliesslich haben Sie fremdes Eigentum beschädigt und sind somit für den entstandenen Schaden voll haftbar."


    Mir war nicht klar, dass ich mit dem Motorrad nur auf dem Firmengelände fahren sollte, schließlich hat er mir ja eine Route durch die umliegenden Dörfer empfohlen.


    Meine Privathaftpflicht-Versicherung hat die Kostenübernahme verweigert, da es sich um einen KFZ-Vorfall handelt.


    Wohin kann ich mich nun wenden? Eine Rechtsschutzversicherung habe ich nicht. Soll ich dennoch einen Anwalt nehmen? Meine Auto-Haftpflicht habe ich noch nicht gefragt, rechne mir dort aber keine Chancen aus, da es sich nicht um mein Auto handelte.


    Für einen Tipp wäre ich sehr dankbar.

  • Ob du vom Firmengelände runtergefahren bist oder nicht ist ja schnuppe... es geht um die Schäden durch den Umfaller.


    Wenn rein gar nichts ausgemacht war (und vor allem: nichts unterschrieben wurde), solltest du eigentlich annehmen dürfen, dass das Motorrad eine VK ohne SB hat. Nennt sich "stillschweigende Haftungsfreistellung". Wenn sich die Rechtslage bisher nicht geändert hat, würde ich davon ausgehen, dass der Händler dich abzuzocken versucht. Es hängt natürlich ein bisschen davon ab, wieso du umgekippt bist (leichte vs. grobe Fahrlässigkeit), aber von grober Fahrlässigkeit oder gar Vorsatz gehe ich grad mal nicht aus. Und wenn erst Monate später reklamiert wird, sollte dir gegenüber auch der Nachweis erbracht werden, dass die Schäden damals und nicht in der Zwischenzeit entstanden sind. Die müssten eigentlich sofort reklamiert werden. Für mich stinkt das deutlich.


    Deine Kfz- oder eine theoretische Motorrad-Haftpflicht hat mit alledem so überhaupt nichts zu tun. Übrigens ist auch das "Firmengelände = Haftung gegenüber Dritten ausgeschlossen" völliger Blödsinn. Du könntest immer noch z. B. Kunden oder Kundenfahrzeuge anfahren. Ist ja vermutlich öffentlich zugängliches Gelände.


    Das wäre meine Meinung dazu...


    Edit: siehe auch
    https://www.ruv.de/presse/ruv-…unfall-bei-der-probefahrt
    http://www.pkw.de/ratgeber/autokauf/unfall-bei-probefahrt
    http://www.motorradonline.de/s…er-probefahrt.413973.html

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  • Bei seriösen probefahrten unterschreibt man vorher einen Wisch, wo auch die Versicherung dargelegt wird. Dort steht auch die Selbstbeteiligung drin.


    Und sonst von ich der Meinung der anderen hier, dass klingt sehr nach abzocke.


    Vorallem würde ich gerne mal die kosteaufstellung sehen. Für ein bisschen Spiegel, blinker und motordeckel über 900 € zu verlangen ist schon arg viel.


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  • Vorallem würde ich gerne mal die kosteaufstellung sehen. Für ein bisschen Spiegel, blinker und motordeckel über 900 € zu verlangen ist schon arg viel.


    Blinker, Spiegel, Kupplungshebel, Motordeckel - 200€
    geiler, neuer, lauter Auspuffendtopf - 600€ :whistling:


    Nee - schließe mich den andern andern: Das stinkt gewaltig!


    Hast Du denn NACH dem Unfall irgendwas unterschrieben, in dem Du Deine Schuld zugibst? Gab es irgendwelche Zeuge von dem Unfall, abgesehen vom Verkäufer? Dann soll er Dir erstmal nachweisen, daß Du a) überhaupt einen Un(Um)fall hattest, und b) daß die Schäden von Dir verursacht wurden. Ich denke, er ist in der Beweispflicht.


    Ab zum Anwalt und beraten lassen! - Und vielleicht für die Zukunft doch mal eine Rechtschutzversicherung abschließen.

  • Ich finde das klingt alles ziemlich plausibel unter der Annahme, dass kein Nummernschild am Mopped war. Dann kann man nicht von einer Versicherung ausgehen, mangels Zulassung. Ein neuer Originalauspuff kostet wirklich 500+x. Mein Teilkaskoschaden durch Umwehen bei Sturm an der NTV war auch vierstellig.

  • Ich finde das klingt alles ziemlich plausibel unter der Annahme, dass kein Nummernschild am Mopped war.


    Liest sich eigentlich nicht so - ganz ohne wohl (hoffentlich) nicht:


    Bevor es noch auf die Straße ging ist mir das Motorrad beim Wenden auf dem Hof umgekippt :whistling: Der Verkäufer kam schnell hinzu und meinte, zum Glück sei nur der Blinker vorne beschädigt und ich solle in Ruhe meine Probefahrt durch die benachbarten Ortschaften machen.


    Wenn es ein älteres Gebrauchtfahrzeug war, dann wohl mit rotem Kennzeichen. Daß Motorräder beim Händler fest angemeldet sind, und dann auch noch mit VK, dürfte nur für neue Vorführer gelten.


    Von daher: Hoffentlich mit roter Nummer und HP versichert (hilft dem TE nicht weiter), aber ohne TK/VK. :| Und selbst, wenn man einen Vorführer mit VK fährt, unterzeichnet man normalerweise vorab, mit wieviel SB man im Schadensfall dran ist.

  • Hallo,


    die Schadenshöhe ist durchaus realistisch für einen Umfaller auf die Auspuffseite.


    Bei einer Probefahrt trägt der Händler das Risiko bei einer Beschädigung- siehe das von Coy verlinkte Urteil. Deshalb wird für die meisten Probefahrten ein "Mietvertrag" abgeschlossen, bei dem der Probefahrer als Mieter des Fahrzeuges erscheint und damit haftbar ist. Ob und wie eine Kaskoversicherung vorliegt, wird im Mietvertrag geregelt.


    Auf Grund der langen Zeit zwischen Schaden und Rechnungsstellung würde ich mich hier auch auf die Hinterbeine stellen und nicht zahlen. Sollte es zu einem Prozess kommen, stehen die Chancen ja sehr gut, nicht zahlen zu müssen.



    Grüße


    Hawkeye

  • Normalerweise wird ein Mietvertrag (auch für Probefahrten) ausgefüllt. Darin werden alle Details festgehalten wie z.B. vorhandene Schäden, Tank voll Ja/Nein, Adresse, wie ist das Fahrzeug versichert, Eigenanteil beim Schadensfall u.s.w.
    Ich hatte mir damals eine Z1000 zur Probefahrt geliehen und hatte im Schadensfall eine SB von 2000,-€ Eigenanteil.


    Gar nichts auszufüllen oder erst gar keinen Vertrag zu machen, ist schon riskant. Heutzutage muss man wirklich alles, jedes noch so kleines Detail schriftlich festhalten.

  • Übrigens wäre es nett den weiteren Verlauf auch hier einzustellen, um bei evtl. zukünftigen Ereignissen auch darauf zurückgreifen zu können. :)

  • Ich finde das klingt alles ziemlich plausibel unter der Annahme, dass kein Nummernschild am Mopped war. Dann kann man nicht von einer Versicherung ausgehen, mangels Zulassung. Ein neuer Originalauspuff kostet wirklich 500+x. Mein Teilkaskoschaden durch Umwehen bei Sturm an der NTV war auch vierstellig.

    Erst einmal vielen Dank für die zahlreichen Antorten, Tipps und den Verweis auf den ähnlichen Fall mit dem Trike.
    Das Motorrad hatte rote Nummernschilder. Die Probefahrt war ein paar Tage zuvor vereinbart worden, sodass der Händler Zeit hatte, die Nummernschilder zu organisieren.
    Ein Schuldeingeständnis habe ich nicht unterschrieben.
    Die Aufstellung der Kosten hänge ich dem Post an, Adressen habe ich ausgeschwärzt. Diese Aufstellung hat einen höheren Betrag, als die tatsächlich an mich gestellt Rechnung. Der Händler hatte geschrieben, dass er mir entgegenkommen möchte, da ich ja anschließend ein anderes Motorrad dort gekauft habe.


    Ich werde mich nun nach einem Anwalt umsehen und berichten, wie es weitergegangen ist.

  • Uff.. leck mich am Ar***.. da ist aus einem "nur der Blinker hat was abbekommen" aber eine Rundumsanierung geworden. 8|


    Könntest Du auch mal die Bilder posten, die Du als nachweis bekommen hast?


    Du hast Dir das Motorrad doch vor und vermutlich auch nach dem Umfaller angeschaut - sind Dir Vorschäden aufgefallen (wenn man beabsichtigt, etwas zu kaufen, schaut man sich das Objekt der Begierde ja erstmal an, bevor man fährt)?


    Und hast Du Dir danach das Motorrad nochmal mit dem Händler angeschaut? Doch vermutlich auch - man will ja wissen, was man angerichtet hat. Sind Dir da solche Schäden aufgefallen?


    Denn das ist ja schon "massiv" . Zum Beispiel Fußbremshebel müsste ja beim Fahren aufgefallen sein. Und eine verkratzt Verkleidung oder ein verkratzter Endtopf sollte auch beim "Ist was passiert?"-Kontrollblick sofort ins Auge springen. :huh:

  • Also mir ist das Motorrad auch mal umgefallten, ebenfalls auf die Auspuff-Seite.
    Außer der Fußraste war da nichts, was erneuert werden musste.


    Wenn das Motorrad auf die Fußraste, den Auspuff und auch auf den Lenker fiel, wie kann es dann auch noch
    die Motorabdeckung erwischt haben? Irgendwie passt das alles nicht zusammen 8|

  • Es ist faszinierend, wie ich bei Unfällen immer zum Anealt rate und jeder sagt "ist doch nicht nötig". Hier sage ich "Anwalt ist nicht nötig" und jeder rät zu einem. :D

    WELCOME TO THE RIDE OF YOUR LIFE

  • Könntest Du auch mal die Bilder posten, die Du als nachweis bekommen hast?

    Ich selber war leider zu dumm als dass ich damals vor Ort Fotos gemacht hätte. Zumal der Verkäufer noch meinte, wenn ich das andere Motorrad bei Ihnen kaufen würde, dann wäre das alles halb so wild.


    Hier die Fotos, die er mir geschickt hat. Ich musste sie etwas stauchen um unter die 150kb zu kommen.

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