Hallo zusammen,
das hier ist ein eher ungewöhnlicher Thread. Mich beschäftigt seit gewisser Zeit die Frage, ob die Verarbeitung bei H-D tatsächlich nachlässt oder über welches Niveau man überhaupt sprechen kann. Es geht mir ferner nicht darum, ob EFIs keinen Charakter mehr haben oder ob die ganz alten Dinger kultiger sind, d.h. es geht rein um die Verarbeitung und ob alles geht.
Man bekommt dazu leider kaum Daten, doch ich habe jetzt einen vielseitigen Sammelthread im Milwaukee V-Twin Forum durchgearbeitet, in dem User nach folgender Maske ihr Motorrad bewerten:
ZitatAlles anzeigenHD-Typ und Baujahr
1. Betrieb: ganzjährig, Saison, nur Schönwetter
2. Km Leistung pro Jahr
3. Auffälligkeiten/Mängel
4. häufig, selten, sehr selten
5. Mögliche Ursache
6. Abhilfe (Garantie, Reparatur, regelmäßige Pflege,etc.)
Nennenswerte Veränderungen an der Sportster wurden nur von 2003 auf 2004 durchgeführt und danach eher im Verborgenen: EFI ab 2007, immer wieder neue Elektronik, ABS bei den Big Twins und eben die Einführung neuer Modelle: Iron, Nightster, 48, 72. Man könnte auch sagen, dass die Company seit 10 Jahren keine nennenswerten Änderungen an dem Modell vorgenommen hat, aber was sollten sie auch ändern... Als ich ab 2004 begann, mich mit deren Moppeds zu beschäftigen, gab es in Punkto Qualität gar keine Probleme: Die Sportster war unverwüstlich, preiswert und geradezu japanisch verarbeitet. Das habe ich hier auch sehr oft vertreten, weil es nach meiner Überzeugung genau so war.
Jetzt fällt folgendes in dem Sammelthread auf: Ab 2007/08 nehmen banale Probleme deutlich zu UND wiederholen sich! Ich würde es durchaus repräsentativ nennen, wenngleich ich da vorsichtig sein möchte.
Was es vor 2008 nicht gab, waren folgende Dinge:
- schlechter Lack, einmal Salz dann Rost
- Chromabplatzer an Felgen, teilweise mehrere Centimeter lang!
- schlechte Verchromung an Stoßdämpfern, ...
- Teile scheuern am Motorrad, weil nicht passgenau. Z.b. Seitendeckel, Tankverkleidung bei der XR, Kupplungszug, Kabel...
- Kabel im direkten Spritwasserbereich nicht isoliert
- Manche Teile ohne Korrosionsschutz, z.b. Motoraufhängung, Lenkachse unten aus blankem Stahl.
- Alulegierungen können auch geändert worden sein, denn die neueren Modelle zeigen viel schneller blühendes Alu
- Rockerbox-Dichtungen oft defekt. (Das war ab 2007 das erste Thema, womit die EFIs negative PR bekommen haben)
Manche haben den 3. Satz Dichtungen verbaut.
- Rost in den Kotflügeln
- Leistungsverlust durch schlecht laufende EFI und schlechte Passgenauigkeit im Ansaugtrakt (Lösung nur durch Mapping, Power Commander...)
- Spannungsregler der LiMa bei zahlreichen H-Ds defekt. (Siehe Rückruf)
Und das sind nur die Dinge, von denen man wiederholt liest. Auf der anderen Seite haben die älteren Maschinen bis auf die typischen Kleinigkeiten (Tacho beschlägt, Motor patscht in den Vergaser und ruckelt mal - hallo Harley! ) kaum etwas, das auf schlechte Vorarbeit oder allgemein schlechte Verarbeitung zurückzuführen ist. Wenn dagegen Chrom nach 2.000km großflächig vom Rad abbröckelt, Deckel nicht passen, Elektronik versagt, Teile rosten o.ä. sind das eindeutig Dinge, die nicht am Fahrer liegen!
In vielen Fällen schreiben Leute, dass sie anhand der Papiere nachweisen können, dass ihre Gebrauchtmaschine mit 10.000km schon den 2. Satz Räder hat, oder neue Kotflügel bekommen hat oder dies und jenes erneuert wurde. Da scheint man also seitens Harley durchaus nachzubessern, ABER ist man außerhalb der Garantie steht man sehr doof da.
Kulanz und Harley, das sind zwei Dinge, die wenig zusammen passen - was auch meine persönlichen Erfahrungen sind. So hat beispielsweise jemand für seine Nightster nach 2,5 Jahren keine neuen Räder mehr bekommen, obwohl der Chrom schlecht war. Oder man bekommt zu hören, dass das an mangelnder Pflege liegt, wenn handflächengroße Roststellen unter den Schutzblechen auftreten. Das ist also schon ein sehr einzigartiges Kulanzverhalten, das wohl nur die Company sich leisten kann. Nach 2,5 Jahren gibts eben keine Diskussionen mehr, Pech gehabt.
So viel zum Vorspiel. Jetzt mal meine Erfahrungen:
Sportster 883 Vergaser von 2006:
- Einmal Hauptsicherung defekt, wurde von H-D abgeschleppt und repariert (Garantiezeit).
- Konstantfahrruckeln. Wurde wiederwillig von H-D verbessert (Garantiezeit!), aber dabei wurde gefuscht, weil man wohl keinen Bock darauf hatte. Nachweislich wurde ich da etwas verarscht. Anstatt die Düsen zu tauschen, wurde nur die Teillastdüse aufgedreht, um das etwas zu vertuschen. Auf der Rechnung steht aber eine Hauptdüse. Einzelfall, aber ärgerlich.
- Bremslichtschalter nach 30.000km defekt. 15€
Ansonsten nach 35.000km wie neu, keine Probleme. Alu spiegelt wie eh und je, Lack ist tip top! Motor läuft top!
Nightster 1200 EFI von 2008:
- Alarmanlage defekt, zwei mal damit liegen geblieben. Von H-D auf Kulanz ausprogrammiert, seither keinen Stress mehr damit
- Alu läuft schnell an und muss regelmäßig poliert werden. Andere Legierungen?
- die EFI läuft zu mager. Lösung: V&H Fuelpak, damit auch super Leistung
Rost, Rockerboxen-Dichtungen oder Passgenauigkeit sind bisher kein Thema. Da gibt es nichts auszusetzen.
Sportster 48 1200 EFI von 2011:
- Alarmanlage ändert ihr Setup willkürlich. Muss mal deaktiviert werden. Nutzlos, nervig, eher was für Weihnachten.
Ansonsten keine Langzeiterfahrungen. Lack und Metall sehen aber gut aus.
Bei allen Maschinen rostet die Lenkachse (blankes Material) und die Tachos sind beschlagen. Sonst nichts nennenswertes, außer das die Kabel mies isoliert sind (es geht aber bisher).
Ich erhebe keinerlei Anspruch darauf, dass meine Meinung hier einer statistischen Erhebung standhält. Das sind Informationen, die ich aus Foren gesammelt habe und hier teilen wollte. Vielleicht hat einer Lust zu diskutieren und/oder seine Erfahrungen beizusteuern.. Meinungen wie "alles shice" oder "USA USA" ignoriere ich.
Gruß,
Robert