Alpen und Korsika 2016 - Planlos auf der Insel

  • Im November letzten Jahres kam die Idee auf, zu dritt diesen Sommer einen Motorradurlaub zu machen. In einer Whatsappgruppe wurde also fortan geplant und das Ziel auserkoren: Korsika. Wenn man denn aber schon gen Süden unterwegs ist, ist doch noch was ganz schönes im Weg: die Alpen. Die wurden schnell in die Planung aufgenommen und eine 8-tägige Anreise nach Nizza, von wo aus wir nach Korsika übersetzen wollten, war auch schnell geplant.
    Einer aus der Gruppe sprang aus diversen Gründen, unter anderem Zeitproblemen wegen diverser Klausuren, ab. Also wurde es eine Zweier-Tour: Ich und Nic (Standard94). Nic kommt aus meiner Ecke, war auf den gleichen Schulen und lebt mittlerweile zum Studium in der Nähe von München, wo er so ziemlich genau das gleiche macht wie ich ^^ Wir kennen uns lange genug und das sollte doch für die Tour passen.


    Die geplante Anreise nach Nizza sah im Endeffekt ungefähr so aus:


    Auf Korsika hatten wir nichts vorgeplant und wollten ganz spontan sein, so wie eigentlich auch bei jedem anderen Aspekt unserer Reise. Los ging es am Sonntag, dem 05.06. Für mich sogar noch einen Tag früher, denn ich musste ja irgendwie nach München. 3 Wochen hatten wir Urlaub und damit Zeit für die Tour. Übernachtungen sollten im Zelt stattfinden, dafür hatten wir unsere Campingausrüstung Anfang des Jahres entsprechend aufgestockt mit jeweils einem neuen Zelt, einer Exped Synmat und diversem Kleinkram.


    Für die Fahrt waren wir so ausgerüstet:
    Nic mit DR 650 Bj. 1994, ca. 45500km, große Satteltaschen, 2 Trekking-Rollen und Gepäcknetz für nasse Klamotten auf dem Soziusplatz untergebracht.
    Ich mit Bandit 1250 Bj. 2007, ca. 28000km, kleinere Satteltaschen, großes Topcase, Gepäckrolle mit Campingkram drin auf dem Soziussitz und ein kleiner Tankrucksack.



    Der Reisebericht wird von mir verfasst, die Bilder sind entweder von Nic oder von mir. Wers genau wissen will, guckt auf die URL: alles was bei abload.de gehostet ist, kam von mir.
    Ich werde mir bei Schreiben wohl etwas Zeit lassen, immerhin ist das eine ganze Menge. Für jeden Reisetag werde ich einen Post verfassen, kann also etwas dauern, bis der ganze Bericht fertig ist.

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  • 04.06.2016 - Tag 0 - Saarland -> München - ca. 600km


    An diesem Tag wurden viele Kilometer und wenige Bilder gemacht. Dieser Post ist also nicht zum Schauen von Urlaubsbildern geeignet. Dazu einfach die nächsten Tage abwarten ;)


    Im Laufe der Planungen für unseren Urlaub bekam Manuel mit, dass ich am 04.06 starte und in die gleiche Richtung muss wie er. Er wollte an diesem Tag die erste Etappe seines Urlaubs von seiner Schwester im Saarland zu Lille im Schwarzwald fahren um sich später mit bdr529 und schließlich mit blahwas zu treffen. Die drei würden einen Teil unserer Alpenroute nur ein paar Tage vor uns befahren.
    Schnell war geklärt, dass ich mich morgens mit ihm treffe und wir zusammen bis in den Schwarzwald fahren. Ab der Ecke Freudenstadt würde ich dann auf schnellstem Weg Richtung Autobahn abdrehen und noch ca. 300km bis in den südlichen Speckgürtel von München düsen.


    Als der Tag dann gekommen war, sah der Wetterbericht gar nicht so gut aus, viel Regen war gemeldet. Bei mir zu Hause war es nass, aber es regnete nicht. Also startete ich ohne Regenkombi Richtung Treffpunkt.



    Ich bin dann mal bereit zur Abfahrt


    Auf den 30km bis zu dem P+R-Parkplatz, den wir als Treffpunkt ausgemacht hatten, musste ich noch Tanken. Das tat ich ca. 10km vor dem Treffpunkt. Leider schaffte ich es nicht einmal trocken bis zur Tankstelle. An der Tanke quälte ich mich in die Regenkombi - der erste "richtige Test" mit Anziehen unterwegs. So muss der Urlaub eigentlich nicht starten.
    Auf dem Tankstellengelände stand noch ein alter Audi Quattro (der Urquattro), dessen Fahrer verzweifelt versuchte, das Auto rückwärts von der Zapfsäule weg zu schieben. Er war ohne Sprit noch bis zur Zapfsäule ausgerollt, hatte aber eine reine Diesel-Säule erwischt. Ich half ihm dabei, damit war dein mein Frühsport erledigt und die Regenkombi innen schon nasser als außen :pinch:


    Vollgetankt erschien ich dann 10 Minuten verspätet am Treffpunkt, Manuel war allerdings nicht da. Per Whatsapp kontaktierte ich ihn, er stand am P+R-Platz 2 Autobahnausfahrten weiter. Es ist übrigens verdammt schwer, im Regen zu tippen, wenn jeder größere Regentropfen vom Smartphone als Eingabe interpretiert wird :S Er machte sich also auf den Weg zu mir und ich positionierte mich in einer Baustellenabsperrung auf einem gesperrten Linksabbiegerstreifen so, dass ich die Abfahrt im Blick hatte und Manuel mich nicht übersehen konnte. Dann ging es los über ein paar Teile meiner Hausstrecke, leider aktuell eine Umleitung für Schwerlastverkehr und daher war ein nerviges Transitstück noch schlimmer, weil man Tempo 50 angeordnet hatte und Verkehr war.
    Manuel musste dann auch direkt noch eine Tanke ansteuern. Das nutzte ich, um mal seine neue Fazer zu begutachten. Wir schmissen noch eine kleine Schleife aus der Planung und steuerten ab der Tanke direkt die französische Grenze an.


    Durch Frankreich hatten wir fast durchgehend Regen und durch die Stürme der letzten Tage liefen teilweise Bäche über die Straße und es lag viel Sand auf den Straßen rum, der dorthin gespült wurde. Das war besonders spaßig, weil wir eine Route hatten, die Pendeline beisteuerte. Die war anscheinend für Reiseenduros ausgelegt ^^ Kleinste Sträßchen, 10km ohne eine Menschenseele zu sehen durch den Wald, immer wieder Äste oder Sand auf der Straße, allgemein sehr schlechter Straßenzustand. Wer hier in den Graben fährt, wird die nächsten 3 Jahre nicht gefunden. Die Strecke sorgte sogar dafür, dass wir am beginn der nächsten Straße mit ähnlichem Muster wendeten und eine größere Straße suchten. Manuel tappte dabei prompt in die Falle und stand Nase bergab mit der Fazer auf der seitlich abschüssigen Straße. Also stieg er ab und wir schoben sie gemeinsam etwas zurück.


    Als wir endlich den Rhein und damit auch wieder Deutschland erreichten, wurde es wieder sonnig und trockener, im Schwarzwald konnte man es sogar mal krachen lassen, auf den kleineren Straßen trafen wir dann aber wieder auf Bäche, die quer über die Straße liefen und Dreck, der mir einen schönen Vorderradrutscher bescherte. Also doch wieder etwas gemütlicher fahren :smirk:
    In Freudenstadt angekommen, steuerte Manuel wieder eine Tanke an und ich verabschiedete mich. Die Bandit zeigte noch 2 Balken Sprit und ich wollte dann tanken, bevor ich auf die Autobahn fahre.



    Pause nach der Rhein-Überquerung - endlich trocken



    Im Schwarzwald, Manuel mal wieder am Handy ^^


    Ich kam 10km weit, dann fing auch mein Mopped an, nach Sprit zu rufen (ui, der Verbrauch war deutlich höher als sonst :S ). An der nächsten Tanke machte ich dann auch voll und zog wieder die Regenkombi an, weil es zu regnen begann. Auf der Autobahn wurde es dann wieder sonnig und so heiß, dass ich die Regenklamotten auszog. Das Spiel Regenkombi an/aus wiederholte sich dann nochmal, bis ich ohne Chance auf einen Stopp in einen plötzlichen Regenschauer kam. Nun war die Jacke feucht und Wasser war mir von oben in die Handschuhe gelaufen. Gegen die doch etwas kühleren Temperaturen zog ich auf der Autobahntankstelle (die Bandit säuft mit Gepäck bei 150-160 auf der Bahn ganz schön 8o ) einen Windbraker unter die Jacke und tauschte die Handschuhe gegen die noch trockenen Winterhandschuhe, die ich dabei hatte.
    Ab dort war eigentlich nur noch blauer Himmel zu sehen, bis ich in München auf dem mittleren Ring war, wo ich plötzlich auf eine blitzende, schwarze Wand zu fuhr. Ich entschied mich dazu, das Tempo zu erhöhen und schnellstmöglich anzukommen, hoffentlich vor dem Gewitter. In den Regen kam ich dann, als ich 8km vor dem Ziel auf die Autobahnabfahrt fuhr. Und wie es dann runter machte - in einem solchen Regenschauer war ich noch nicht mit dem Motorrad. Die Blitze wurden unmittelbar von Donner gefolgt, weit weg schlugen die nicht ein. Ab da bin ich praktisch ohne Rücksicht auf Tempolimits einfach nur noch zu Nic durch geheizt, wo ich triefend nass (unter den Moppedklamotten übrigens fast komplett trocken - "wasserdicht" stimmt tatsächlich bei Pharao und Probiker) gegen 20:20 Uhr ankam.


    Nic hatte schon das Auto aus der Garage verbannt und seine DR stand fertig bepackt neben einem freien Platz für die Bandit. Ich wollte die Bandit in der Garage dann noch auf den Hauptständer wuchten - vergeblich. Das hatte ich heute schon vier mal gemacht: beim letzten Bepacken und drei mal beim Tanken. Aber jetzt wollte sie einfach nicht, ich weiß nicht warum. Ich stand mit meinem Gesamten Körpergewicht auf dem Ausleger (das reicht normalerweise schon) und zog an der Soziusraste nach oben-hinten. Das Hinterrad bewegte sich nur ein paar Millimeter vom Boden, anschließend kam die Bandit inklusive mir ins Kippen :cursing: Ich ließ also los, mein Mopped kippte von mir weg nach rechts um. Es fiel aber weich: durch die Rechte Seitentasche der Bandit und die linke Seitentasche der DR gepolstert auf ebenjene DR650. Diese wiederum kippte vom Seitenständer nach rechts und landete auf einem Fahrred, das an der Garagenwand lehnte :pinch:
    Schadensbilanz: ein kaputter Fahrradkorb, Kratzer in meinem Sturzpad (jetzt sind wenigstens beide benutzt), verdrehter Handprotektor und aus dem Gelenk gesprungener Spiegel an der DR. Das war schnell gerichtet. Das Aufheben vorher war allerdings nicht so einfach: wenig Platz und ein 250kg-Motorrad mit 40kg Gepäck, dass man nicht richtig anpacken kann, weil es auf einem anderen Motorrad liegt. Nachdem ich Topcase und Packrolle abgemacht hatte, konnten wir beide Motrräder aufheben und den Schaden begutachten und richten.


    Das reichte mir dann für heute, es gab noch Bier und dann ab ins Bett...

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  • 05.06.2016 - Tag 1 - München -> Bozen - ca. 310 km


    Der Sonntag wurde unser erster gemeinsamer Fahrtag diesen Urlaub. Wir starteten nach einem eher gemütlichen Frühstück gegen 10 Uhr. Natürlich regnet es wieder, aber wir können ja ganz gemütlich im trockenen Haus die Regenkombi anziehen. Erste Anlaufstelle war die Tankstelle im Ort, da ich am Tag vorher im Gewitter nur noch auf Ankommen gefahren bin und das geplante Volltanken weggelassen habe. Als ich an der Zapfsäule anhalte, zeigt mein Tageskilometerzähler genau 100,0km mit dieser Tankfüllung an. Kann ja nicht so viel Sprit fehlen, denke ich mir und muss überrascht feststellen, dass ich 6,84 Liter im Tank unterbringe. Die Aerodynamik von meiner beladenen Bandit scheint nicht die Beste zu sein und das Tempo von 170-180km/h seit dem letzten Tankstopp tat sein übriges.
    Von der Tankstelle geht es Richtung Autobahn, wir fahren bis Garmisch-Partenkirchen A95, dann den Fernpass und anschließend das Timmelsjoch. Bis zum Fernpass fahren wir ausschließlich im Dauerregen - die Regenkombi hält. Einzig mein Halstuch wird nass, aber die Feuchtigkeit zieht nicht weiter, die Ausrüstung tut ihren Dienst :thumbup:



    Pause vorm Fernpass



    Wir erhaschen bei einer Pause einen schönen Blick auf die Sonnenspitze


    Der Fernpass ist eine einzige Kolonnenschleicherei. Immerhin wird das Wetter immer besser. Auf dem Weg zum Timmelsjoch hoch wird es sogar richtig warm und die Sonne strahlt. Und nicht nur die, auch die Polizei unseres Nachbarlandes sendet Strahlen aus und misst mit der Laserpistole fleißig vorbeifahrende Fahrzeuge. Wir werden freundlicherweise von so ziemlich jedem entgegenkommenden Fahrzeug kilometerweit davor gewarnt ^^
    Am Timmelsjoch sehen wir das neue Top-Mountain-Motorrad-Museum. Die wollen allerdings 10 Euro Eintritt und so belassen wir es dabei auf dem Aussichtssteg Fotos zu machen.



    Pause auf dem Weg zum Timmelsjoch



    Mautstelle und Motorradmuseum



    Foto vom Steg an der Maustelle


    Kaum sind wir durch die Mautstelle durch und um die erste Kurve, regnet es wieder. Da wir aber den nassen Zustand der entgegenkommenden Motorräder und ihrer Fahrer an der Mautstelle gesehen haben, hatten wir schon wieder Regenklamotten an (mittlerweile sind wir sehr gut im Regenkombi an- und ausziehen ^^ ) Zwischen der Mautstelle und der eigentlichen Anfahrt zur Passhöhe ist eine etwas längere Gerade. Wir "bummeln" dort mit ca. 90 km/h auf nasser Straße lang und gucken uns die Landschaft an, da knallen eine Monster 1200 und eine FZ1 deutlich schneller an uns vorbei.
    Geradeaus schnell können sie anscheinend, schnell um nasse Kehren eher weniger. Nach der ersten Kehre habe ich die Monster wieder überholt und hänge hinter dem FZ1-Fahrer fest. Der schiebt sein Motorrad im ersten Gang mit nicht viel mehr als Standgas um die Kehren. Maximal 10 km/h stehen bei mir da auf dem Tacho. Leider lässt er es aus der Kehre raus, sobald er geradeaus fahren kann so fliegen, dass ich mit der beladenen Bandit schon extrem rabiat vorgehen müsste, um an ihm vorbei zu kommen. Ich bleibe lieber dahinter.


    An der eigentlichen Passhöhe fahren wir vorbei und nehmen sie gar nicht richtig wahr. Dafür stoppen wir weiter unten, endlich wieder im Trockenen und mit genialer Aussicht. Dann geht es weiter über eine sehr schöne Strecke ohne nennenswerte Zwischenstopps, bis wir irgendwann nach Italien reinkommen. Dort fahren wir eine Rechtskurve, die immer länger wird, in einen Tunnel führt, weiter geht und nach 270° Richtungsänderung aus der ursprünglichen Fahrtrichtung gesehen links an einem Hang aus dem Tunnel herausführt. Direkt danach halten wir an und haben eine genialen Übersicht über ganz Bozen.



    Mit einer DR muss man jede Offroad-Passage nutzen ^^



    Nicht enden wollende Rechtskurve



    Blick über Bozen


    Wir entscheiden, dass es für heute reicht und Nic sucht am Smartphone auf seiner Navi-App mit OSM-Karten Campingplätze raus. Ich habe ein Auslands-Datenpaket gebucht und schaue bei Google nach den gefundenen Plätzen. Wir entscheiden uns für Camping Moosbauer, da er preislich nicht über den Alternativen liegt, aber 4 Sterne und einen Pool hat. Wir steuern den Platz an und obwohl der recht kleine Platz schon sehr voll ist, hat man noch ein Plätzchen für uns übrig. Da wir in Südtirol sind, haben wir noch das Glück, dass hier Deutsch gesprochen wird, wir können nämlich fast kein Wort italienisch. Nach dem Einchecken macht sich Nic erstmal bei unseren Platznachbarn beliebt, indem er die Bremsschewelle an der Campingplatzeinfahrt mit einem Mini-Sprunghügel verwechselt und kurz davor ein wenig Gas gibt. Die DR wird nicht übertrieben schnell bei dem Manöver, aber der gesamte Campingplatz hört, dass Motorradfahrer ankommen ^^
    Dann rollen wir aber brav an unseren Platz und sehen eine Reihe weiter einen GSR-Fahrer mit Berliner Kennzeichen und Zelt stehen. Wir bauen unsere Zelte auf, gehen in dem sehr schönen und gepflegten Pool baden und machen anschließend auf dem Campingkocher Nudeln mit Tomatensauce. Naja, eher mit zerkochten, passierten Tomaten, die wir etwas gewürzt haben, aber das zählt auch. Dabei fließt ein Bier aus dem Campingplatz-Shop unsere Kehlen herunter. Wir entscheiden, dass wir noch mehr brauchen und kaufen noch drei Bier. Dann gehen wir den GSR-Fahrer namens Andy besuchen, drücken ihm das dritte Bier in die Hand und unterhalten uns den ganzen Abend mit ihm. Er ist auf dem Weg nach Sardinien und findet es sehr spannend, dass wir einfach ohne etwas vorgebucht zu haben auf dem Weg nach Korsika sind. Irgendwann nach 11 Uhr fallen wir dann sehr platt in unsere Zelte.

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  • 06.06.2016 - Tag 2 - Bozen -> Bratto - ca. 370 km


    Die erste Nacht im Zelt haben wir gut überstanden. Die Exped Synmat ist eine echte Empfehlung. Super bequem, relativ einfach aufzupumpen und klein im Packmaß. Morgens gab es dann einen Kaffee. Dazu haben wir immer Wasser auf dem Campingkocher erhitzt, hatten Kaffeefilter und einen entsprechenden Trichter dafür dabei. Nachts hatte es geregnet, beim Abbau bekommen wir die Zelte nicht ganz trocken. Egal, ich kann mein Zelt auch so einpacken, dass das Innenzelt trotz feuchtem Außenzelt trocken bleibt - passt. Um 9 Uhr waren wir wieder unterwegs.



    Abfahrbereit in Bozen


    Es ging von Bozen nach Süden zum Gardasee. In Südtirol ist eine Pest ausgebrochen: grüne oder orange Tonnen mit Fotoapparaten drin. Ständig stehen die Dinger im Ort rum und wollen Fotos von schönen Fahrzeugen machen - von hinten... Freundlicherweise steht auf der Vorderseite zur Erinnerung nochmal das Tempolimit drauf. Anscheinend sind die Kästen aber nicht alle scharf, denn Einheimische heizen immer etwas flotter vorbei. Die Krönung ist ein blauer Fiat, der uns beide ziemlich knapp mit mindestens 80 innerorts überholt und dabei anhupt, weil wir brav 50 fahren. Zurückgehupt haben wir aber nicht, die Aufschrift "Carabinieri" hielt uns davon ab ^^



    Kleine Pause



    Schöne kleine Sträßchen



    Ausblick über den Gardasee


    Die Uferstraße am Gardasee im Westen ist absolut nicht zu empfehlen. Die ist wie der Ferpass nur in flach. Eine lange Kolonne schiebt sich im Schneckentempo am See entlang. Weiter geht es am Idrosee entlang. Die Strecke ist wunderschön und die Aussicht traumhaft. Vom Idrosee geht es weiter gen Westen durch Breno. Bis hierher hatten wir sehr gutes Wetter, es war nur etwas heiß. Als meine Bandit mal wieder nach einer Tankstelle ruft, bin ich unachtsam und steuere eine "Servito"-Zapfsäule an. Sofort ist ein freundlicher Tankwart bei mir und füllt die Bandit auf. Passend zur Sitztanker-Diskussion: dabei bleibe ich auf dem Motorrad sitzen ^^ Ich zahle dafür stolze 1,70€/l 8| Nic ist aufmerksamer und sucht sich eine "Self"-Zapfsäule mit einem humaneren Literpreis.


    Dann geht es weiter und nach einem überwiegend schönen Tag setzt mal wieder der Regen ein. Gegen Nachmittag lässt das glücklicherweise nach. Irgendwann tut uns der Hintern ziemlich weh (nach 370 km kleinsten Sträßchen kein Wunder) und wir suchen in den Bergen nördlich des Lago D'Iseo nach einem Campingplatz. OSM kennt nur einen Campingplatz in der Nähe, den steuern wir an. Auf den letzten Kilometern dahin hab ich auf nasser Straße bei relativ geringer Geschwindigkeit einen Rutscher über beide Räder, es versetzt mich einen halben Meter. Warum, ist mir nicht klar, die Z8 sind sehr gute Reifen im Regen und Nic hatte auch keine Probleme.
    Der Campingplatz stellt sich bei Ankunft als Dauercamper-Platz heraus und ist zudem komplett verlassen. Zu allem Überfluss beginnt es jetzt mal wieder zu regnen. Uns ist es jetzt echt genug. Booking.com sagt mir, dass es einen Ort weiter in Bratto ein B&B gibt, das steuern wir dann an. Mit Händen und Füßen und ohne Italienisch-Kenntnisse organisiert Nic ein Zimmer, 50€ die Nacht für das Doppelzimmer inklusive Frühstück. Wir glauben, dass wir etwas über den Tisch gezogen wurden (bei Booking.com stand was von ca. 35€), aber in der Situation war uns das dann auch egal, wir hatten ein trockenes Bett. Das Zimmer war sehr klein, nur ein 2x2m Bett, genug Platz um einmal darum zu gehen und ein spärlich eingerichtetes Bad. Immerhin eine Dusche, die ich dann auch mal prompt nutze.



    Kaum haben wir abgerödelt, hört es auf zu regnen


    Kaum hatten wir unser zeug im B&B diebstahlsicher verstaut, hört es auf zu regnen :pinch: Unsere Essensvorräte sind leer und in der Nähe gibt es keinen Supermarkt. Da es nicht regnet, machen wir uns zu Fuß auf die Suche nach etwas Essbarem. Leider haben sich die beiden Restaurants im Ort abgesprochen und beide Montags Ruhetag. Am anderen Ende vom Ort finden wir einen Pizzalieferdienst mit kleinem Lokal. Das Ding nennt sich iPhizza und hat Speisekarten im iPhone-Design :huh: Immerhin sind die Preise erträglich: 7,50€ für eine Pizza Prosciutto e Funghi. Als wir dann unsere Pizza bekommen sind wir doch ziemlich überrascht. Die riesigen Teller verschwinden vollständig unter der Pizza. Auch geschmacklich ist sie sehr gut. Bei der Bezahlung gibt es dann noch Missverständnisse, weil der Italiener nicht versteht dass wir Trinkgeld geben wollten ^^



    Monster-Pizza für kleines Geld


    Zurück im Zimmer schauen wir, was der Fernseher kann: 500 Kanäle, aber keinen Deutsch- oder englischsprachigen Sender. Also läuft noch kurz MTV Italia, die senden tatsächlich noch Musik. Wir schlafen dann aber doch recht schnell. Das ist allerdings schwieriger als gedacht, da die Betten "italienisch" sind. Das heißt, eine richtige Bettdecke gibt es nicht. Ich treibe im Schrank des Zimmers eine Wolldecke auf und Nic entscheidet sich dafür, seinen Schlafsack im Bett zu nutzen. Immerhin ist es breit genug, dass man zu zweit darin schlafen kann, ohne sich auf die Pelle zu rücken.

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  • 07.06.2016 - Tag 3 - Bratto -> Locarno - ca. 210 km


    Wenn man schon in einen B&B übernachtet, muss man das Frühstück natürlich auskosten. Dabei stelle ich fest, dass das italienische Frühstück echt nichts für mich ist. Obwohl ich echt gerne süß esse, das ist übertrieben. Das wir das komplette Gepäck wegen Diebstahlschutz abgerödelt haben, verfluchen wir heute morgen auch. Auch eine kleine Tuning-Maßnahme nehmen wir hier vor: Das Standgas an der DR ist etwas niedrig. Sie geht manchmal aus und läuft nicht wirklich stabil. Also wird das Stadgas etwas erhöht. Das hat einen positiven Nebeneffekt: die Fehlzündungen bei Motorbremse werden weniger und leiser. Vorher musste ich nicht in den Rückspiegel schauen, wenn es in der Kehre hinter mir knallte, war Nic noch dran. Das ging sogar so weit, dass man beim Hinterherfahren im Tunnel die Fehlzündungen im Auspuff sehen konnte 8|
    Wir sind dann trotz gemütlichem Frühstück, der Tuningmaßnahme und dem Befestigen des ganzen Gepäcks wieder um 9 Uhr unterwegs. Wir entscheiden uns allerdings, eine Schleife am Comer See raus zu schneiden, um die Fährfahrt zu vermeiden und südlich am See vorbei zu kommen. Dabei muss ich feststellen, dass bei dem letzten Softwareupdate die Funktion zum Bearbeiten von Routen auf meinem Blaupunkt Motopilot verändert wurde. Unbekannt verzogen: sie ist nicht mehr da, wo sie vorher war und ich finde sie auch nicht wieder :pinch:
    Also übernimmt Nic die Führung mit Mapfactor Navigator auf seinem Smartphone. Dort ist das Umplanen zwar fummelig, funktioniert aber einwandfrei. Dachten wir zumindest. Das Navi lotst uns erst über kleinste Sträßchen, die zwar schön und auch spaßig zu Fahren sind, aber enorm viel Zeit kosten. Anschließend machen wir eine unfreiwillige Stadttour durch Lecco, dabei adaptieren wir gleich mal den italienischen Fahrstil. Das heißt, das eigentlich alles überholt wird und man sich an jeder Ampel so weit wie möglich vordrängelt. Das beschleunigt das Vorankommen ungemein. Die Italiener störts nicht, sie kontern allerdings damit, dass sie mit dem Auto exakt das Gleiche versuchen :S


    Weiter gehts aus der Stadt raus, immerhin umfährt das Navi jetzt brav den Comer See. Dachten wir zumindest. Wir machen erstmal Pause an der Seeuferstraße. Die ist kurvig, schmal und schön zu fahren. Dann hören wir Sirenen und nach einiger Zeit kommt die Polizei um die Ecke. Die Fährt mitten auf der schmalen Straße, der Fahrer gestikuliert aus dem Fenster mit der Kelle und der Beifahrer winkt einfach so aus seinem Fenster. kurz hinter dem Polizeiwagen schiebt sich ein Sattelschlepper über die Straße, die nicht umsonst auf Fahrzeuge bis maximal 10m Länge beschränkt ist. Wir schauen uns das Schauspiel in Ruhe an und fahren anschließend weiter.



    Die Uferstraße



    Erst die Polizei...



    ...dann der da


    Nach einer schönen Fahrt am Seeufer entlang etwas die Berge hoch, bei der wir einen DR Big Fahrer verfolgen, landen wir in Bellagio. Das Smartphone hat die südöstliche Seespitze umfahren, um die südwestliche Seespitze per Fähre abzukürzen. Dann halt doch Fährfahrt.
    In der Warteschlange vor der Fähre treffen wir den DR Big Fahrer wieder und Nic als DR-Fahrer ist sehr fasziniert von dem Motorrad ^^



    Wir sind nicht allein



    Auf diese Fähre wollen wir




    Nach der Überfahrt übernehme ich wieder mit meinem Navi die Führung. Ziel ist es einen Campingplatz kurz vor der Schweizer Grenze zu finden, da wir nicht in der Schweiz übernachten wollten. Ich kenne die Preise dort ;)
    Dann fahren wir eine kleine Passstraße (Passo di Indemini) hoch. Die Straße ist gerade breit genug, dass sich 2 Kleinwagen in Schrittgeschwindigkeit aneinander vorbei quetschen können und führt durch diverse Bergdörfer. Einmal oben in den Bergen gibt es nur diese eine Straße, die über mehrere Berge führt und irgendwann treffen wir auf einen verlassenen Grenzposten. Jetzt sind wir doch schon in der Schweiz. Immerhin können wir jetzt wieder halbwegs preiswert Tanken, wenn wir wieder im Tal sind. Die Abfahrt ist sehr spannend: Baustellen, dreckige Kehren, engste Straßenführung und ein Gefälle, bei dem eine Bandit 1250 selbst im ersten Gang noch ohne Gas an Geschwindigkeit gewinnt 8o ... Unten angekommen ist es schon Nachmittag und wir müssen noch einkaufen. Und wir stellen fest, dass wir dank Stadtverkehr und den kleinen Sträßchen extrem langsam vorwärts kommen. Druchschnittsgeschwindigkeit: 33km/h :huh:



    Pause auf einer der kleinen Straßen. Das ist ein Wendeplatz, damit die Anwohner mit dem PKW die Auffahrt zum Haus im Hintergrund schaffen.


    Wir finden ein Aldi, auf dessen Parkplatz gerade eine größere deutsche Motorradgruppe rastet. Ein kleiner Einkauf, für den wir im Rest vom Urlaub im Bereich von ca. 20 € zahlen, kostet hier 31 Franken. Aua. Jetzt suchen wir einen Campingplatz und finden einen preiswerten Platz bei Locarno, auf dem man Deutsch spricht (wir sind ja noch in der italienischen Schweiz). Auch einen Pool hat es hier. Ein nettes Tübinger Rentnerpaar auf dem Platz neben uns leiht Nic einen Hocker aus, ich habe einen kleinen Dreibein-Hocker dabei.
    Beim Aufbau beginnt es wieder zu tropfen. Muss nicht sein, immerhin war heute der erste schöne Fahrtag mit wenig Regen, viel Sonne und bis zu 30°C. Das Wetter stabilisiert sich und wir suchen den Pool auf. Abends fängt es dann gegen halb 8 richtig zu Regnen an, wir verziehen uns also früh in die Zelte.

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  • 08.06.2016 - Tag 4 - Locarno -> Abondance - ca. 340 km


    Vom Campingplatz in Locarno geht es los Richtung Gotthardpass. Wir wollen die Autobahn meiden, um die Vignette zu sparen. Deswegen fahren praktisch parallel zur Autobahn über Landstraßen und durch Ortsdurchfahrten. Wir wollen heute über die Tremola fahren, Tunnel oder der neue Gotthardpass kommen nicht in Frage. Wir fahren die ersten kehren der Tremola und haben schon einige Kopfsteinpflaster-Passagen drin, als wir vor einem Durchfahrt-Verboten-Schild mit Zusatz "chiuso" stehen. Von dort gibt es eine kleine Überleitung auf den neuen Gotthardpass. Dann müssen wir wohl den nehmen. Kurz vor der Passhöhe halten wir an, um uns wärmer anzuziehen. Von unserer Haltebucht hat man perfekte Sicht auf die Tremola. Es sind doch tatsächlich noch ganze 3 Kehren voll Schnee, der Rest frei. Ein Bagger sorgt gerade dafür, dass es den 3 kleinen Schneefeldern auch noch an den Kragen geht und ein einsamer Radfahrer strampelt da hoch.
    Hinter uns hält auch noch ein deutscher Transalp-Fahrer an, mit dem wir kurz Plaudern.



    Pause am Gotthardpass



    Blick vom neuen Pass auf die Tremola


    Weiter geht es, über die Passhöhe, ein wenig runter und im ersten Dorf links abzweigen zum Furka. Die Strecke ist mal richtig genial zu fahren. Auf dem Weg hoch kommt uns eine Gruppe sehr alter Vespas (60er/70er Jahre) entgegen. Auch nicht schlecht. Am Passschild klettern wir durch ein kleines Schneefeld, um bessere Aussicht zu haben. Ein Hoch auf die Daytona-Stiefel ^^



    Passhöhe am Furka



    Das Poserbild (mit geschicktem Größenausgleich) darf nicht fehlen



    Das Ding stand auch da rum



    Blick ins Tal nach einer kleinen Kletteraktion durch den Schnee


    Hinter dem Furka gehts dann weiter parallel zur Autobahn über Land. Das ist in der Schweiz richtig ätzend. Wir merken, dass wir noch relativ früh im Jahr dran sind, denn außer Gotthard und Furka ist hier eigentlich nichts offen. Nufenen und Grimsel sind als geschlossen ausgeschildert. Dann gehen auch sie Schauer gehen wieder los. So langsam hatten wir doch genug Regen :pinch: Auf einer Landstraße fahren wir auf einen dunklen Schleier im nächsten Ort zu. Wir denken schon wieder an Regen, aber bei der Annäherung erkennt man Blaulicht und es stellt sich als Rauchwolke heraus. Da brennt irgendein Gebäude und die Durchgangsstraße ist gesperrt. Wir fahren also einfach drauf los in die Seitenstraßen und finden eine Umleitung. Als wir wieder auf die Hauptstraße treffen, sind wir sehr nah am Geschehen dran. Ich erkenne mindestens 3 komplette Löschzüge, die schon einige Zeit am Werk sein müssen, wenn man sich anschaut, was die alles schon aufgebaut haben. Trotzdem kommen uns auf den nächsten 20 Kilometern immer wieder Einsatzfahrzeuge entgegen. Scheint also was Größeres gewesen zu sein.


    Zur Abwechslung auf der öden Strecke haben wir ein paar Schlenker in der Route, bei denen man vom Tal ein wenig den Berg hoch in irgendein Bergdorf fährt um weiter hinten wieder unten im Tal zu landen. Da wir heute aber aus der Schweiz raus wollen, entscheiden wir uns, einen dieser Schlenker auszubauen. Das geht bei mir ganz gut, da der nächste Routenteil direkt hinter der Schleife beginnt, also muss ich nur die nächste Route reinladen. Dabei schmiert mein Blaupunkt Motopilot ab. Eine WindowsCE-Fehlermeldung von irgendwelchen Arbeitsspeicherproblemen prangt auf dem Display. Leider berücksichtigt WinCE nicht die Hochformat-Ausrichtung und deswegen hängt ein Teil der Meldung und auch der vermutete Button zum Wegklicken rechts aus dem sicht- und klickbaren Bereich heraus :cursing: Auf den Ausschalter reagiert das Navi auch nicht mehr. Ich trenne es also vom Strom und finde mich schon damit ab, den Akku leerlaufen zu lassen. Wir fahren also nach Nics Smartphone weiter. Irgendwann bekomme ich das Navi aber ausgeschaltet und wieder hochgefahren und dann läuft es wieder flüssig.
    Ich habe mittlerweile einen Verdacht woran es gelegen hat: Ich hatte das Navi immer nur in den Sleep-Modus geschickt, auf der Reise war es noch nicht komplett ausgeschaltet worden. In den Bergen hat es oft in den Kehren Probleme gehabt, mir zu folgen und teilweise 10 Minuten die Position gesucht. Dabei hat es immer wieder die Route vergeblich neu berechnet. Das Verhalten wurde immer schlimmer. Anscheinend wurden Artefakte von dieser Rechnerei nicht richtig beseitigt, es wurde immer langsamer und das Verhalten trat immer häufiger auf bis Feierabend war. Seit diesem Vorfall habe ich das Navi immer über Nacht ausgeschaltet und hatte danach keinerlei Probleme mehr damit.


    Wir fahren trotz meines mittlerweile wieder funktionierenden Navis weiter nach Nics Smartphone, er hat den ersten Campingplatz auf französischer Seite als Ziel eingegeben. Dieser hat allerdings geschlossen, so dass wir den nächsten Platz ansteuern. Der ist eher ein Garten, in den ein Sanitärhäuschen gepflanzt wurde als ein Campingplatz, aber wir kommen für kleines Geld unter. Es beginnt wieder zu regnen, passend zum Zeltaufbau. Immerhin haben wir die Regenkombis wegen der vielen Schauer unterwegs noch an, so bleiben wir beim Aufbau trocken. Ich bin ziemlich fertig, habe Hunger und bin mies gelaunt. Nic macht sich einen Salat aus den Dosen, die er noch in den Satteltaschen hat: Thunfisch, Mais und Kidney-Bohnen. Ich brauche etwas warmes zu essen und fahre in den Ort. Der ist eher auf Wintersport ausgerichtet und vieles hat zu. Ich finde eine kleine Brasserie. Mit ein paar Brocken Französisch frage ich nach etwas zu essen und die Wirtin sagt mir, dass sie nichts haben. Wieso steht denn dann Brasserie dran? Die Wirtin sieht mich aber tropfnass da stehen und bietet mir dann doch etwas an, irgenwas von Hünchen und Panini verstehe ich. Ich nehme das Angebot gerne an und setze mich so hin, dass ich nicht gerade die ganze Gaststätte einsaue. Das Essen stellt sich als Sandwich mit Hähnchen, warm gemacht zwischen zwei heißen Platten, ähnlich einem Waffeleisen, heraus.


    Zurück auf dem Campingplatz hört es auf zu regnen und die Sonne kommt heraus. Wir sind allerdings ganz schön geschafft und sind schon gegen halb neun im Zelt. Pünktlich zum nächsten Regen...



    Das war unser Campingplatz, am nächsten morgen bei Sonnenschein

    Yamaha Ténéré 700 (2022 - ?)

    Suzuki V-Strom 1000 (2018 - 2022)

    Suzuki Bandit 1250 SA (2015 - 2018)

    Yamaha XJ 600 S Diversion (2013 - 2015)


    :japan:

  • 09.06.2016 - Tag 5 - Abondance -> Bourg-Saint-Maurice - ca. 300 km


    Heute morgen ist es trocken. Was man von den Zelten, der Wiese und den Motorrädern nicht behaupten kann. Kurzes Frühstück, wie immer mit Kaffee vom Campingkocher und dann nasse Zelte einpacken - unschön. Morgens haben wir kurz Sonnenschein, dann Bewölkung und leichten Nieselregen, aber der hört direkt wieder auf und es wird endlich sonnig. Immerhin hatten wir schon mehr als genug Regen. Morgens machen wir über Straßen mit schöner Streckenführung ordentlich Strecke, da diese zwar gut kurvig, aber ohne Probleme dauerhaft mit dem Außerorts-Tempolimit (oder ein wenig schneller :whistling: ) zu befahren sind. Da entdecke ich auch eine Art Straße, die ich noch nicht kannte: 2+1-spurige Landstraße, allerdings ist der Überholstreifen in der Mitte für beide Fahrtrichtungen da. In Deutschland würde so etwas nicht lange gut gehen. Das tut es hier allerdings auch fast nicht. Als wir eine Kolonne auf diesem Stück überholen, schert ein SUV aus und räumt mich fast ab. Immerhin ist ja noch die Gegenspur da, dann nehme ich halt die. So werden dann auch alle drei Spuren genutzt.



    Irgendwann fahren wir auch über den Col de la Colombière


    Weiter geht es über kleinere Sträßchen und irgendwann sind wir in Nancy. Nancy? Das passt doch geographisch gar nicht ?( Naja, ein weiteres Schild gibt genauere Informationen: wir sind in Nancy sur Cluses.



    Bekannte Ortsnamen


    In dem Ort steht ein Schild "ROUTE BARRÉE". Wir entscheiden uns, es einfach mal zu versuchen, als ein Dorfbewohner vorbei spaziert. Nic spricht ja fließend Französisch, also fragt er den Passanten, ob wir da durch kommen. Mein Französisch ist seit der Schule großteils wieder abhanden gekommen, aber ich verstehe die Antwort auch ohne Übersetzung: Ja, aber wir sollen aufpassen, da ist überall Split. Das stimmt auch, die Straße besteht praktisch nur aus Split, da ist nicht mal eine richtige Tragschicht drunter. Ich lasse Nic für freie Fahrt vorfahren und beschränke mein Tempo aus Angst um Kühler und Ölfilter (Steinschlaggefahr!) auf ca. 20 km/h. Irgendwann ist auch das überstanden.



    Ich hab den Rollsplit endlich überstanden


    Anschließend fahren wir über kleine, schmale Bergsträßchen. Auf einer geht es längere Zeit bergab Richtung Tal und wir laufen auf einen Pickup auf. Der hat die Ladefläche voller Arbeitsgeräte, unter anderem fliegt eine Motorsäge mit offener Kette ohne Schutzhülle einfach ungesichert über die Ladefläche. Der Pickup zieht einen größeren Hänger mit Doppelachse und ca. 3m langer Ladefläche hinter sich her. Die Seiten sind mit Gittern in die Höhe verstärkt und der Hänger ist voll Holz. Der Fahrer treibt den Pickup kurvenschneidend in atemberaubenden Tempo den Berg hinunter :S In einer Kurve heben sogar die kurveninneren Räder des Anhängers ab :cursing: Dabei sitzt der Fahrer lässig in seinem Sitz und hat ein Handy am Ohr. Wir verzichten aus Überlebenswillen dann darauf den Pickup zu überholen :smirk: Der rauscht mit ca. 70 in das nächste kleine Dorf mit schmaler Durchfahrt rein, wo er prompt eine Vollbremsung hinlegen muss, um nicht in einem entgegenkommenden LKW einzuschlagen. Die beiden müssen sich dann auch noch mühselig aneinander vorbei rangieren.


    Unten im Tal treffen wir auf eine etwas größere Straße, die zum Cormet de Roselend führt. eigentlich. Alle Passschilder sagen "ouvert", wir stehen aber vor einer Straßensperrung wegen "Eboulement" - ein Erdrutsch. Die Umleitung ist in die Richtung ausgeschildert, aus der wir kommen ?(



    Gegenteilige Aussagen: "OUVERT" vs. "ROUTE BARRÉE"



    Die Umleitung geht wieder zurück


    Wir machen erstmal Pause und überlegen, ob wir es einfach probieren sollen. Das hat heute immerhin schon einmal geklappt. Zuerst werde ich aber die Regenklamotten los, es ist sonnig und heiß. Die hatte ich wegen dem Schauer am morgen noch an. Als wir kurz davor sind, einfach loszufahren, kommt ein mit Erde beladener LKW aus der Sperrung gefahren. Den halten wir natürlich direkt an und fragen nach. Oder eher: Nic fragt nach. Der Fahrer sagt, dass dort kein Durchkommen ist aber die Umleitung wäre kurz und würde schon ein wenig weiter hinten auf die Hauptstrecke treffen. Also fahren wir wieder zurück und finden tatsächlich die kleine Abzweigung, die uns weiter bringt.


    Auf dem Weg zum Cormet kommen uns immer mehr Motorradfahrer in Regenkombi und ziemlich nass entgegen. Also schlüpfen wir nach nur einer viertel Stunde wieder in die Regenkombi, die mittlerweile fast zum Bekleidungsstandard mutiert.



    Der Cormet de Roselend im Regen


    Irgendwann kommen wir in Bourg-Saint-Maurice an. Dort stehen Schilder für den Saint Bernard und den Col de L'Iseran. Der Iseran ist noch "fermé". Aber das Navi führt uns nicht in diese Richtung. Aus irgendwelchen Gründen haben wir beide einen Denkaussetzer und fahren einfach weiter. Irgendwann treffen wir dann wieder auf die Hauptstraße zum Col de L'Iseran. Auf der Straße werde ich wieder beim Überholen fast von einem ausscherenden SUV abgeräumt, so langsam wird das zur Gewohnheit :cursing: Wir durchfahren mehrere Baustellen mit Ampeln, eine davon liegt im Tunnel. Als wir die Rotphase überstanden haben, fahren wir rein und direkt kommen uns zwei Lichter entgegen. Aus geringerem Abstand lässt sich ein kleiner Kipper erkennen, mit dem Abraum transportiert wird. Der fährt zur Seite und wir können weiter, raus aus dem Tunnel. In dem haben die Arbeiter nämlich den Kipper, einen Bagger und einen großen Kompressor am laufen, aber keine zusätzliche Belüftung. Der Tunnel stinkt stark nach Dieselabgasen so dass ich dort drin nicht länger als nötig sein möchte. Die armen Arbeiter...


    Wir kommen irgendwann in Val d'Isere an. Der Wintersportort ist im Sommer eine einzige Baustelle und bis auf die Arbeiter komplett verlassen. Hier lernen wir auch das französische Verhältnis zur Ladungssicherung kennen. Ein Tieflader ohne Ladung, aber mit dem Begleitfahrzeug auf dem Hänger kommt vorbei. Das Begleitfahrzeug ist ein Renault-Kastenwagen. Die Ladungssicherung wird mit einem Spanngurt erledigt: einfach durch die Fahrertür rein und die Beifahrertür wieder raus. Die Mittelkonsole bedankt sich sicher ^^
    Hier glauben wir dann dem Schild mit der Sperrung und drehen um.



    Wir wollten es erst nicht wahr haben...


    Wieder in Bourg-Saint-Maurice angekommen, stellen wir fest, dass die Umfahrung 150km Umweg bedeutet :pinch: Da es aber schon Nachmittag ist, kaufen wir kurz noch was zu Essen und fahren dann einen Campingplatz in den Bergen um Bourg-Saint-Maurice an. Der Campingplatz, den wir finden nennt sich Le Bioley und ist so Klasse, dass ich ihm einen Eintrag bei den außergewöhnlichen Campingplätzen verschafft habe. Man fährt eine winzig kleine Straße den Berg hoch und kommt irgendwann auf dem Platz an. Der Platz hat eine atemberaubende Aussicht auf die umliegenden Berge und einen Pool. Wir sind die einzigen Gäste und dürfen uns einen Platz aussuchen. Den Bürokram regelt die Tochter der Besitzer, die als einzige anwesend ist. Dabei telefoniert sie mindestens drei mal mit ihrer Mutter, weil sie irgendwelche Sachen nicht findet ^^
    Wir suchen uns dann einen Platz am Rand des Geländes aus, hinter unserem Platz geht es den Hang runter ins Tal, was uns eine noch viel bessere Aussicht auf die gegenüberliegenden Berge verschafft.



    freie Platzwahl ist Klasse :)



    geniale Fernsicht


    Bei einer kleinen Sichtprüfung der Technik am Motorrad stelle ich jetzt auch fest, dass der Zustand der Bremsbeläge von "sollte den Urlaub noch halten" auf "sehr bedenklich" gewechselt hat. Das hat vermutlich die ganze Fahrerei in den Alpen als Grund. Ich suche auf dem Smartphone einen Suzuki-Händler auf Korsika raus, den Nic morgen für mich anrufen soll.


    Später am Abend hören wir noch ein Motorengeräusch und ein älterer Motorradfahrer kommt auf einer BMW R75/5 an. Das Motorrad ist komplett mit Windabweisern an den Beinen, großer Touring-Scheibe, Fell auf der Sitzbank, 3 Koffern und zusätzlichen Gepäcktaschen ausgerüstet. Der Fahrer sucht sich den Platz neben uns aus und wir kommen ins Gespräch. Auf seiner Scheibe prangt ein Aufkleber "300.000". Die R75 hat mittlerweile einen R90-Motor und 360.000km runter, es lohnt sich aber nur alle 100.000km den Aufkleber zu ersetzen ^^


    Abends werden noch ein paar Landschaftsbilder geschossen und dann ist dieser Tag auch schon rum.

    Yamaha Ténéré 700 (2022 - ?)

    Suzuki V-Strom 1000 (2018 - 2022)

    Suzuki Bandit 1250 SA (2015 - 2018)

    Yamaha XJ 600 S Diversion (2013 - 2015)


    :japan:

  • Wenn mich nicht alles täuscht war das auch der Tag, an dem meine Tachowelle ausgefallen ist, richitg?

  • Stimmt, das habe ich glatt vergessen

    Yamaha Ténéré 700 (2022 - ?)

    Suzuki V-Strom 1000 (2018 - 2022)

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  • 10.06.2016 - Tag 6 - Bourg-Saint-Maurice -> Barcelonette - ca. 325 km


    Die Nacht war sehr kalt, was bei der Höhe auf der wir uns befinden auch kein Wunder war. Ich habe nur einen alten, günstigen Schlafsack, der nicht besonders warm ist. Deswegen habe ich diese Nacht im Zwiebel-Prinzip verbracht: T-Shirt, dann das Innenfutter der Motorradjacke und ganz oben der Windbraker; lange Unterhose, Jogginghose gefolgt von der entnehmbaren Membran-Schicht der Motorradhose. Das Mumien-Feature des Schlafsacks kam auch das erste mal zum Einsatz. So konnte man die Temperaturen um den Gefrierpunkt gut aushalten. Die Synmat hat ihren Job auch gut gemacht, von unten kam keine Kälte bei.
    Morgens sieht die Landschaft gleich noch viel besser aus, auch wenn wir den Sonnenaufgang verschlafen. Unser einziger Nachbar, der R75-Fahrer ist seit 5 Uhr wach und hat den Sonnenaufgang abgewartet.



    So wird man doch gerne wach



    Geniale Aussicht am Morgen :)


    Jetzt wo die Sonne scheint, können wir die Zelte, die vom Tau ziemlich nass sind, in aller Ruhe trocknen lassen. Wir lassen uns Zeit beim Abbau und planen gleich mal die Route für heute. Wir müssen ja den Col de L'Iseran umfahren. Dabei geben wir Albertville als Zwischenziel an, schalten Autobahnen im Routing-Menü auf "erlaubt" und werden dann in Albertville das nächste Routenstück reinwerfen. Bis Albertville ist ein gutes Stück Nationalstraße angesagt. In Albertville suchen wir dann einen Intersport, da Nic für seinen defekten Tacho einen Ersatz sucht. Dank rund gedrehter Schraube haben wir das Ersetzen der Tachowelle im Urlaub als unpraktikabel abgeschrieben und nun soll ein Fahrradtacho seinen Dienst an der DR verrichten. Während Nic auf dem Parkplatz den Tacho montiert fahre ich auf die andere Straßenseite an so eine Waschbox. Gepäck ab und für 1€ mit dem Kärcher im Modus "nur Wasser" mal auf die Bandit gehalten. Die sah aus, wie nach einer Afrika-Durchquerung. Das Rücklicht und das Nummernschild waren nur schwer zu erkennen, am Auspuff war eine glatt mehrere Millimeter starke Dreckschicht und auch der Scheinwerfer war durch Dreck in seiner Arbeit beeinträchtigt. Das war das Werk des tollen Wetters bis jetzt, aber ab heute sollte das Wetter den Rest der Reise nur noch gut sein.


    Dann fahren wir wieder auf die Nationalstraße, nachdem wir die Tankstelle hier im Gewerbegebiet nicht finden können und steuern die nächste Tanke an, die mein Navi kennt. Die stellt sich als komische Automatentanke heraus, die keinerlei Informationen über die Karten, die angenommen werden bereitstellt. Also tanken wir hier nicht, nutzen den Stop aber dazu, um den Fahrradtacho neu zu befestigen und nach ein paar Proberunden auf dem Tankstellengelände gelingt es uns dann auch, dem Teil Leben einzuhauchen. Jetzt weiß Nic auch wieder wie schnell er fährt. In Südfrankreich ist das eine eher unwichtige Information, da hier jeder nach Gefühl fährt. Aber manchmal doch ganz nützlich. Auch der Tageskilometerzähler ist praktisch, obwohl Nic den nicht braucht, da ich ja sowieso immer als erster tanken muss. Die Bandit zieht sich ganz schön viel Sprit rein in den Bergen und bei 5,7 bis 6,8 Litern Verbrauch und 100 km Sicherheitspuffer darf man dann ca. alle 200km eine Tanke suchen.
    Dann wird die nächste Tanke im Navi rausgesucht und angefahren. Die erweist sich ebenfalls als Automaten-Tanke, diesmal am örtlichen Netto. Die alternative 200m weiter ist geschlossen und sieht so aus, als wäre sie das schon einige Jahre. Weil ich nicht mehr wirklich viel Sprit habe, die nächste Tanke auf der Route ein ganzes Stück weg ist und eine andere Tanke bedeuten würde, 20km in die falsche Richtung zu fahren, entscheiden wir uns dann doch für den Automaten. Der nimmt glücklicherweise meine Mastercard und Nics Visa, so dass wir keine Probleme bekommen. Kurz danach fahren wir dann auf die Autobahn auf und reißen 65km bis zur Ausfahrt am Col du Télégraphe ab. Wie immer auf der Autobahn übernimmt Nic die Führung und gibt das Tempo vor. Er kann nicht glauben, dass wir doch so lange auf der Bahn bleiben müssen und lässt ich irgendwann fragend zurückfallen. Mit ein mehr oder weniger professionellen Gesten ^^ können wir uns dann verständigen und er fährt weiter. Nach 65 km zahlen wir dann an der Mautstelle 5€.


    Dann geht es direkt zum Col du Télégraphe. Der ist schön flüssig zu fahren und macht richtig Spaß. Leider lockt das gute Wetter auch Fahrradfahrer ohne Ende an. Die fahren die Pässe hoch und nerven ein wenig.



    Passhöhe und Premium-Biker-Truppe, die uns später auf die Nerven ging


    An der Passhöhe des Télégraphe startet nach dem Fotostop direkt vor uns eine BMW-GS-Yamaha-Super-Ténére-Honda-Crosstourer-Gruppe mit komischem Fahrstil: Bremsen an unmöglichen Stellen und Kurvenschneiden. Immerhin halten die nach kurzer eit wieder, nur um uns dann später in der Ortschaft drängelnd im Nacken zu sitzen. Dann sehen wir die allerdings nicht wieder. Nach den Télégraphe kommt der Col du Galibier. Auf dem Weg nach oben werden wir dann fotografiert. Nein, kein Blitzer, da stehen professionelle Fotografen, die Fotos machen. Wenn man nicht damit rechnet ist das schon ein wenig komisch. Die Passhöhe selbst ist leider noch gesperrt, also müssen wir den Tunnel knapp unterhalb der Passhöhe benutzen.



    Die letzten Kilometer zur Passhöhe am Galibier waren gesperrt, man musste den Tunnel nehmen



    Da sind wir eben hoch gekommen



    Ich auf der Abfahrt


    Als nächstes steht der Col d'Izoard auf dem Plan. Auch bei dem ist die Streckenführung einfach nur grandios und lädt zu ordentlich Schräglage ein. irgendwann habe ich zwei einheimische Fahrer mit MT-09 und Monster im Rückspiegel. Ich lasse sie vorbei und hänge mich ran. Ich kann sogar ganz gut mithalten, aber irgendwann lasse ich abreißen, weil ich nicht immer vor den Kurven auf der letzen Rille bremsen will, wie die beiden es tun. Wenn ich den Fahrstil mitgehen würde, käme ich wahrscheinlich nicht mehr mit diesem Satz Bremsbelägen auf Korsika an. Kurz nachdem ich abreißen ließ bummele ich ein wenig vor mich hin, um Nic herankommen zu lassen, da sehe ich in neben einer Kurve am Straßenrand eine Versys mit komischer hoher Scheibe und in Plastidip-blau. Die kenne ich doch ^^ Also halte ich daneben an und ja, die andere Seite der V ist orange. Ich habe blahwas gefunden :) Der kommt dann auch aus dem Gebüsch, während Nic auch gerade ankommt. Manuel und bdr529 kommen dann ein wenig später dazu. Ich wusste ja, dass die Gruppe praktisch den gleichen Weg ein paar Tage vor uns fährt und uns irgendwann entgegen kommt, habe aber nicht damit gerechnet, die tatsächlich zu treffen. Manuels Fazer sieht allerdings nicht mehr ganz so schön aus wie noch vor einer Woche, als ich mit ihm in den Schwarzwald aufgebrochen bin. eine Seite hat jetzt ein paar Kratzer mehr ;( Fast vergesen wir, noch ein Foto zu machen, aber ich kann noch einen Schnappschuss machen, um das kleine Mo24-Treffen in den französischen Alpen auch zu dokumentieren.



    Mo24-Treff am Col d'Izoard



    Passhöhe des Izoard. Nic wollte ein Poser-Foto mit hochgerissenen Armen, ich hab zu früh geknipst. Jetzt macht er den Ententanz ^^



    Später ging es noch am Col du Vars vorbei



    Irgendwo stand das Ding da auch noch rum


    Dann geht es weiter Richtung Barcelonette. Auf dem Weg überholt uns innerorts eine S1000RR mit Fahrer und hübscher Sozia. Der lässt es dann nach dem Ortsausgang ganz schön fliegen, bleibt aber erstmal an einem langsamen Transporter hängen. Ich hänge mich dann dran und als der Transporter weg ist und die Strecke kurviger wird, scheuche ich die beiden ein wenig vor mir her. Irgendwann ist er mir zu langsam und ich schiebe mich auf einer geraden neben ihn (der gibt ganz schön Gas!) und überhole ihn in der folgenden einsehbaren Rechtskurve außen. Ich kann praktisch den entgeisterten Blick des Fahrers spüren, als die voll beladene Bandit sich da vorbei schiebt ^^ Dann kommt eine Baustelle, bei der ich mich dann einigermaßen in der Nähe des 50er-Limits bewege und der S1000-Fahrer hänmgt mir fast hintendrauf. Kurz danach halte ich für eine Pinkelpause an und lasse ihn ziehen.
    Bei der Pause ruft Nic für mich dann auch bei dem Suzuki-Händler auf Korsika, genauer in Bastia, an. Ja, Bremsbeläge für eine Bandit 1250 von 2007 haben Sie da, wir sollten einfach vorbei kommen, wenn wir in Bastia ankommen, aber Montag ist Ruhetag. Klingt doch gar nicht schlecht :thumbup:


    In Barcelonette suchen wir uns dann einen Campingplatz. Wir haben noch 230km bis Nizza. Morgen wollen wir dann ankommen und uns Fährtickets für eine Überfahrt übermorgen besorgen. Heute war unser erster Tag ohne Regen. Es wird :thumbup:



    Campingplatz bei Barcelonette

    Yamaha Ténéré 700 (2022 - ?)

    Suzuki V-Strom 1000 (2018 - 2022)

    Suzuki Bandit 1250 SA (2015 - 2018)

    Yamaha XJ 600 S Diversion (2013 - 2015)


    :japan:

  • Bei der Pause ruft Nic für mich dann auch bei dem Suzuki-Händler auf Korsika, genauer in Bastia, an. Ja, Bremsbeläge für eine Bandit 1250 von 2007 haben Sie da, wir sollten einfach vorbei kommen, wenn wir in Bastia ankommen, aber MontagDienstag ist Ruhetag. Klingt doch gar nicht schlecht :thumbup:

    Ups, meinte natürlich Dienstag. Hab leider den Edit-Zeitraum verpennt.

    Yamaha Ténéré 700 (2022 - ?)

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    Yamaha XJ 600 S Diversion (2013 - 2015)


    :japan:

  • Prima und vieles davon kommt mir so aktuell bekannt vor. :)


    Wir sind gestern zurück gekommen.


    Am 1. Juli, also gut drei Wochen nach eurer Überfahrt, sah es am Furkapass-Schild so aus:

    Die Schwierigkeit, mit den meisten Leuten umzugehen, besteht darin, zu ihnen gleichzeitig ehrlich und höflich zu sein.
    André Heller

  • Ups, meinte natürlich Dienstag. Hab leider den Edit-Zeitraum verpennt.


    Montag war schon richtig, das war der Ruhetag, Wenn mich nicht alles täuscht, waren wir Dienstags da

  • Stimmt, ich hab die Wochentage komplett durcheinander geworfen... Kommt davon, wenn man nur Daten aufschreibt und beim Reisebericht klöppeln nicht in den Kalender guckt...

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  • 11.06.2016 - Tag 7 - Barcelonette -> Saint-Laurent-du-Var - ca. 260 km



    Frühstück


    Heute kommen wir wieder zeitig los und machen erstmal gut Kilometer. Natürlich haben wir auch einige Pässe dabei. Ich lasse mal ein paar schnelle Bilder sprechen, ähnlich wie unsere Fahrt. Wir kommen heute so gut voran, wir halten praktisch nur zum Passschilder knipsen.



    Col de la Cayolle



    Col du Valberg



    Col de la Couillole (nicht mit dem Cayolle zu verwechseln)



    Col Saint Martin


    Zwischendrin steht auch so ein Schild:



    Achtung, Murmeltiere!


    Das ist nicht gelogen. graue Flecken auf der Straße, die Steine sein könnten, fangen plötzlich an, sich zu bewegen und rennen erst recht, dann links und dann doch nach rechts von der Straße. Da muss man echt aufpassen!
    Sonst läuft es heute echt grandios. Die Kilometer schmelzen und Nic muss mich zu Pausen zwingen ^^ Auf setzt heute ein paar mal meine Fußraste auf. Dabei habe ich allerdings ein ganz komisches Gefühl, so dass ich das versuche zu vermeiden. Zu Recht, wie sich später herausstellt: Ich fahre den Vorderreifen über die äußere Kante, wenn die Raste aufsetzt. Da hatte ich wohl Glück, dass das gut ausgegangen ist :cursing:
    Nic lässt es auch ganz schön fliegen:



    "Angst"streifen an einem Stollenreifen - Respekt!


    Bei unserer ersten Richtigen Pause nach über 140km haben wir keine 90 km mehr bis zum Hafen in Nizza. Wir beschließen, dass wir Gas geben, vielleicht geht heute ja noch eine Fähre. Als wir in Nizza ankommen, muss ich erstmal eine Tanke ansteuern. Dann quälen wir uns durch die Stadt zum Hafen und drehen 2 Runden um den Hafen und suchen die Einfahrt. Wir biegen falsch ab und stehen vor der Einfahrt zur Tiefgarage des Yachtclubs. Ups. Aber ein Parkplatz innerhalb des Hafengeländes ist direkt nebenan und nur mit Blumenkübeln und Pollern abgetrennt. Da passen die Motorräder doch durch ^^ Auch wenn bei meinen Satteltaschen kein Zentimeter Luft mehr ist. Dann noch an den Schranken des Parkplatzes vorbei und vor zum Corsica Ferries Terminal. Dort bekommen wir von einer gerade zufällig anwesenden Dame gesagt, dass jetzt alles zu ist, aber morgen früh um 8 Uhr eine Fähre nach L'Île Rousse auf Korsika geht. Wir sollten spätestens um 7 Uhr da sein. Wunderbar, dann suchen wir einen Campingplatz. Der nächste Campingplatz ist fast 30 Kilometer entfernt in Saint-Laurent-du-Var, der Nachbarstadt von Nizza. Dorthin hatte ich meine Abitur-Abschlussfahrt, lustiger Zufall.


    Auf dem Campingplatz angekommen ist dort die Hölle los. Jede Menge Nordiren stehen an und es dauert gute 20 Minuten, bis wir an die Rezeption kommen. Wir bekommen einen der letzen Plätze und die ältere Dame an der Rezeption ist froh, dass sie mit Nic mal wieder jemanden hat, der französisch spricht. Nic klärt auch noch ab, dass wir den Campingplatz morgen um 6 Uhr verlassen können. Eigentlich macht der Platz das Tor erst um 7 Uhr auf, aber wir sollen die Motorräder einfach durch den Fußgängerausgang schieben. Neben den ganzen Nordiren sind auch viele Polen auf dem Platz, zwei Stück auch direkt neben uns.



    Zelten neben polnischen Fußball-Fans


    Der Grund dafür ist einfach: Fußball-EM. Morgen ist in Nizza das erste Spiel in der deutschen Vorrunden-Gruppe: Polen gegen Nordirland.
    Wir suchen nach dem Aufbau erstmal den Pool auf und lassen uns ein wenig im Wasser treiben. Auf dem Rückweg zum Zelt werden wir von unseren polnischen Platznachbarn gestoppt und auf einen Scotch eingeladen. Aus dem Scotch werden mehrere. Dann gehen wir erstmal essen und dann gibt es Bier. Anschließend wird in der Rezeption das Spiel England-Russland gezeigt. Die Nordiren feiern ganz schön, mit 3Liter-Tetrapacks Wein ^^ Wir werden weiter auf Getränke eingeladen.


    Auf dem Weg zur Toilette haue ich mir die rechte große Zehe an einer Stufe böse an. Der Zehennagel reißt zur Hälfte ein und es blutet - unschön. Ich werde im weiteren Verlauf der Reise erst davon ausgehen, dass die Zehe gebrochen ist, es dann aber als unwahrscheinlich einstufen. Jetzt zu Hause wurde mir gesagt, dass ich mir die doch höchstwahrscheinlich gebrochen hatte...


    Die Nordiren feiern erst die englische Führung, weil einige von ihnen Wetten auf England abgeschlossen haben. Dann jubeln sie noch mehr über den Ausgleich und das 1:1-Endergebnis, weil England dann nur einen Punkt bekommt ^^ Die Polen machen derweil draußen Party, ein paar zündeln mit Bengalos.



    Bengalos am Pool


    Wir wollten früh ins Bett weil wir morgen früh raus müssen, aber wir schaffen es erst deutlich nach 23 Uhr. Dabei sind wir beide schon "etwas" angetrunken, Nic hat es noch ein wenig mehr erwischt als mich. Das wird morgen lustig :S

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    :japan:

  • 12.06.2016 - Tag 8 - Saint-Laurent-du-Var -> L'Île Rousse - ca. 60 km


    Um 5 Uhr klingelt der Wecker. So langsam krieche ich aus meinem Schlafsack und mache mich erstmal auf zur Toilette. Hier sieht man die Spuren der Fußball-Party, die erst kurz vorher geendet haben muss. Glücklicherweise hatte ich Oropax dabei, somit hab ich zwar wenig, aber wenigstens überhaupt Schlaf bekommen. Trotzdem bin ich nicht besonders fit. Als ich zum Platz komme, kriecht Nic auch aus seinem Zelt. Heute gibt es keinen Kaffee und jetzt auch kein Frühstück. Wir fangen an abzubauen und einzupacken. Gegen kurz vor 6 haben wir alles auf den Motorrädern verstaut und unsere Ausrüstung angezogen. Kopfschmerzen und Müdigkeit sind jetzt auch voll da :S Wir sind nett zu den Platznachbarn und schieben die Motorräder die 20 Meter bis zum Tor. Hier haben wir aber keine Chance, der Fußgängerausgang liegt in einer Steigung und ist sehr eng, wir brauchen die Motoren. Ich nehme vorher noch Packrolle und Topcase ab und trage sie durch. Je weniger Gepäck drauf ist, desto geringer die Gefahr, zu kippen.


    Nachdem wir das unerwartet gut geschafft haben und mein Gepäck verzurrt ist, gehts los Richtung Hafen. Es ist praktisch kein Verkehr und die Straße nach Nizza ist drei- bis fünfspurig je Richtung ausgebaut. Die Blitzer zeigt das Navi an und ein paar Einheimische sind unterwegs, an die wir uns heften können. So kommen wir gut voran, irgendwann haben wir auch die grüne Welle an der Uferpromenade raus und es läuft gut. Am Fährhafen angekommen fahren wir heute durch die richtige Schrankenanlage rein und gleich staut es sich, die Personalausweise werden direkt dahinter kontrolliert, einige Autos durchsucht. Wir kommen aber gut durch und stehen bald in der Schlange für unsere Fähre. Dabei haben wir noch keine Tickets. Das erklären wir den Einweisern, die uns zur Motorradschlange durchwinken. Dort stellen wir uns an und gehen dann erstmal zu Fuß ins Terminal die Karten kaufen. Im Terminal gibts sogar einen Kaffeeautomaten, doch der ist leider kaputt.



    In der Warteschlange


    Zurück an den Motorrädern gehen wir zu Fuß wieder zu den Einweisern, den Aufkleber fürs Motorrad holen, den man auf der Fähre braucht. Dann frühstücken wir aus meinem Topcase heraus. Unsere Fähre die "Mega Express Four" liegt direkt daneben. Irgendwann geht es los, wir werden losgeschickt, nur um an einer anderen Warteschlange wieder anzustehen. irgendwann kommen die Motorräder dann in die Fähre, wir belegen auf dem oberen Parkdeck jede kleine Ecke am vorderen Rand. Roller werden rund um den Müllcontainer für die Schiffsabfälle aufgestellt, die Motorräder an der Wand entlang auf dem Seitenständer in Richtung Wand gelehnt. Verzurren muss man hier selbst, wie wir erfahren und wir wollen das auch tun, aber bei mir ist kein Spanngurt an der Wand angeschlagen. Dafür aber eine Schnur. Also nehme ich die Schnur und ziehe sie von der Öse in ca. 1,20m Höhe über den Sitz an der rechten Fußraste vorbei und binde sie am Hauptständer fest. Den Tipp hat mir ein anderer Motorradfahrer gegeben, so kann die Bandit nicht nach rechts vom Ständer kippen.



    Die Fähre


    Die Fähre selbst ist nicht die neueste und das sieht man ihr auch an. Vor allem aber hört man es. Nach der Abfahrt rappelt und vibriert das ganze Schiff, trotz extrem ruhiger See. Das ändert sich die ganze Fahrt über nicht, nur auf ca. halbem Wege wird das Rappeln plötzlich ein wenig leiser. 5 Stunden Fahrt haben wir vor uns und suchen eine Sitzgelegenheit. Die gibt es allerdings nur in Bars, Restaurants oder auf Deck. Oder man zahlt für einen Platz in einem Ruheraum mit Sesseln oder eine Kabine nochmal extra. Wir gehen erst in eine Bar ganz am Heck und wollen dort einen Kaffee. Auf meine Bestellung (Auf Französisch! hey, ich kann wenigstens noch etwas aus 7 Jahren Schulfranzösisch ^^ ) fragt der Barista ob es ein großer Kaffee sein soll, was ich dann bejahe. Allerdings scheinen die Betreiber der Fähre sehr italienische Vorstellungen von Kaffee zu haben und so bekommen wir etwas, was ich als doppelten oder eher eineinhalben Espresso bezeichnen würde, wenigstens stark.



    Ich sehe doch ein wenig kaputt aus


    Wirklich fit macht der Kaffee allerdings nicht, also suchen wir uns uns ein ruhiges Plätzchen. Wir werden in einem Verbindungsgang zwischen Treppenhaus und Kabinen-Bereich fündig und legen uns in einer Ecke auf den Boden. Oropax rein und dann versuchen wir noch ein wenig zu schlafen. Ich schaffe das nicht wirklich, Nic döst irgendwie noch so 2-3 Stunden. Ich gehe irgendwann mal das Schiff erkunden. Die Seeluft auf Deck hilft gegen die Kopfschmerzen und das Rumliegen davor half auch ohne echten Schlaf gegen die Müdigkeit. 5 Stunden Fährfahrt ziehen sich ganz schön, aber irgendwann kann ich auf Deck in der Ferne Korsika erahnen und dann sind wir auch relativ schnell da.



    Blick auf L'Île Rousse bei der Ankunft


    Beim Abladen gibt es dann richtig Stau, man kommt nicht in die wenigen, viel zu kleinen Treppenhäuser. Es dauert weit über eine halbe Stunde, bis wir überhaupt ins Treppenhaus kommen und zu unseren Motorrädern können. Dann kommen wir irgendwo im letzten Drittel der Fahrzeuge von der Fähre, so dass wir im Hafen auch kaum vorwärts kommen. Sobald wir in L'Île Rousse (oder auf korsisch: Isula Rossa) raus sind, fahren wir erstmal Planlos aus der Stadt raus, biegen in die nächstbeste kleine Landstraße ein und halten an der ersten Parkbucht an. Die Parkbucht ist eigentlich die Einfahrt zu einem Grundstück, aber hier ist ja kein Verkehr. Endlich da! Und keine Kopfschmerzen oder Müdigkeit mehr! Die Alpen waren ja schon genial, aber jetzt geht der Urlaub richtig los! Das Wetter ist klasse, ca. 30°C, Sonnenschein und ein strahlend blauer Himmel.



    Erste Pause auf Korsika


    Wir essen dann ein wenig und planen, wie wir weiter fahren. Nic hat eine Michelin-Karte der Insel, welche für den gesamten Aufenthalt unser Planungswerkzeug sein wird. Dann geht es weiter, wir wollen einfach auf den nächsten Berg. Um ein Tagesziel können wir uns später kümmern. Wir stellen fest, dass es auf der Insel wenige Geraden gibt :) Aber die Straße ist in schlechtem Zustand und so machen wir ein wenig langsamer als sonst. Aber das reicht nicht. Ich fahre eine einsehbare Rechtskurve. Links Felswand, rechts ein kleines Mäuerchen mit Hecke als Schutz für das Haus, dass daneben ca. ein Stockwerk tiefer im Hang steht. durch das Mäuerchen sieht man den Straßenbelag nicht. In der Kurve lag einmal komplett quer über die Straße ca. einen Meter lang eine Mischung aus Sand und Split. Ich richte Die Bandit auf und nehme die Gegeanfahrspur - falls man das bei einer 4 Meter breiten Straße so nennen darf - mit. Ich konnte ja sehen, dass kein Gegenverkehr kommt. Dann schaue ich in den Rückspiegel und sehe Nic geradeaus fahren, wo er dann mit einem Vorwärtssalto von der Straße und aus meinem Rückspiegel verschwindet :cursing:



    DR down



    Am Rand erkennt man den Einschlag des Vorderrades



    Aus dieser Rechtskurve kamen wir


    Ich halt sofort an, drücke Killschalter und Warnblinkschalter, stelle die Bandit auf den Seitenständer und lege einen persönlichen Rekord im 80m-Sprint hin. Nics DR liegt entgegen der Fahrtrichtung im Graben, Nic daneben. Die DR hat ein paar Metallstangen umgerissen, die eine Schnur zum Ausrichten einer Mauer, die dort anscheinend gebaut wurde, hielten. Die Schnur hing jetzt über der DR. Nic konnte glücklicherweise selbst aufstehen und nach einer kurzen Diagnose kamen wir zu dem Schluss, dass es dicke blaue Felcken an Knie und Schulter geben wird und dass vielleicht eine Rippe geprellt ist (mit der Rippe hatte Nic allerdings später kaum Beschwerden). Der Helm hat einige Kratzer abbekommen und Motorradklamotten waren dreckig. Glück im Unglück: Nic wollte wegen der Hitze seine relativ dicken Handschuhe nach der Pause wegpacken, hat sich dann aber doch dazu entschlossen in voller Montur weiter zu fahren.
    Dann machen wir uns an die DR. Die ist mit dem Vorderrad an einem tieferen Loch hängen geblieben, was den Überschlag erklärt, aber uns auch Sorgen wegen der Gabel macht. Nachdem wir sie aus dem Graben geborgen haben, schauen wir uns die Schäden an: Die Gabel ist krumm, aber anscheinend nur und den Klemmungen verdreht. Der Lenker, die Handprotektoren, ein Rückspiegel und die Armaturen sind verdreht, die Scheibe an den Schrauben gerissen und verkratzt. Außerdem hat der vordere Kotflügel Risse und der Hitzeschutz am Krümmer hat eine Delle, der hat wohl eine der Metallstangen getroffen. Glücklicherweise ist Nic nicht auf den Dingern gelandet. Ein bisschen Sprit ist auch noch ausgelaufen und eine Seitentasche ein wenig aufgerissen.
    Ursache war wohl, dass das Hinterrad weggerutscht ist und beim Korrigieren wieder Grip bekam, so dass Nic die Kontrolle verloren hat und geradeaus fuhr.


    weiter im nächsten Beitrag, das 10.000-Zeichen-Limit hat zugeschlagen...

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    Yamaha XJ 600 S Diversion (2013 - 2015)


    :japan:

  • ... Fortsetzung von Tag 8

    Wir überlegen, ob wir einen Abschlepper rufen sollen, aber Nic will erstmal schauen, ob wir die DR wieder in Gang bekommen. Nach ein wenig Pause und mit weniger Adrenalin ist das immer noch sein Plan. Ich hole dann die Bandit bei, die immer noch mitten auf der Straße steht und packe das Werkzeug, Panzerband und Kabelbinder aus. Mit der Ratsche und der Wasserpumpenzange bekommen wir dann alle notwendigen Schauben am Lenker gelöst, so dass wir dort alles richten können. An der Gabel können wir aber nichts machen. Die aufgerissene Tasche wird mit Kabelbindern befestigt und die Verkleidungsschäden mit Panzerband verarztet. Nic macht dann eine kleine Testfahrt von 100 Metern und befindet das Fahrverhalten mit krummer Gabel als komisch, aber langsam fahrbar. Dann suchen wir den nächsten Campingplatz raus, der liegt bei L'Île Rousse, also fahren wir wieder zurück. Wir haben ungefähr 20 Kilometer auf der Insel geschafft... Auf dem Campingplatz angekommen buchen wir einen Platz für zwei Nächte, den wir uns wieder frei aussuchen können. Außerdem leiht sich Nic einen größeren Werkzeugkasten aus. Nach dem Zeltaufbau lösen wir alle Klemmungen an der Gabel und bekommen sie tatsächlich wieder gerade. Dann schnappen wir und die Badehosen und gehen ins Mittelmeer baden. Wir lesen die Beschilderung falsch uind landen statt am Touri-Sandstrand in einer kleinen Bucht mit steinigem Strand, die wir mit ihrem türkisblauen Wasser für uns alleine haben.
    Wir stellen fest, dass das WLAN auf dem Platz 8€ am Tag kosten soll und schauen uns nach Alternativen um... Tatsächlich hat doch die Pension auf der anderen Straßenseite ein offenes WLAN. Dann wird halt das genutzt ^^



    Campingplatz in Île Rousse, ich versuche mich gerade als Koch


    Am Abend regt sich Nic immer wieder über sich selbst auf, aber irgendwann können wir sogar schon darüber scherzen. Es ist ja alles sehr glimpflich abgelaufen. Der erste Tag auf Korsika hätte trotzdem anders ablaufen dürfen :smrik:



    Sonnenuntergang an der korsischen Küste

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  • So, jetzt antworte ich auch mal auf die Kommentare ^^


    Am 1. Juli, also gut drei Wochen nach eurer Überfahrt, sah es am Furkapass-Schild so aus:

    Ui, das ist doch ein ganz schöner Unterschied. Da waren bestimmt auch alle Pässe zu befahren. Jede Reisezeit hat so ihre Vorteile. Wir hatten freie Campingplätze zu Nebensaisonpreisen und erträgliche Temperaturen (auf Korsika), ihr hattet wahrscheinlich besseres Wetter in den Alpen und konntet alle Pässe befahren.


    Sehr schöner Bericht !

    Danke!


    Ich bin im Moment etwas langsam im Schreiben der Berichte, da meine Munition an vorbereiteten Episoden aufgebraucht ist und ich die Tagesberichte jetzt direkt zum Posten schreibe. Jeder Bericht kostet eine bis eineinhalb Stunden Zeit für den Text plus ca. eine halbe Stunde für Bilderauswahl, -hochladen und -verlinken. Den nächsten Teil gibts wahrscheinlich morgen. Hätte nicht gedacht, dass das so viel Aufwand ist, aber macht auch viel Spaß, die Reise nochmal komplett in allen Details durchzugehen.

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