Text timmae; Bilder Henne
Tag 1: Dienstag 8.5.2018
Heute geht es los, ursprünglich wollte ich bis Strasbourg kommen, da habe ich aber keine Couchsurfer für heute Abend finden können. Da mein Cousin in Mainz studiert und ich ihm schon ewig versprochen habe ihn zu besuchen, habe ich mich für eine Nacht beim ihm auf dem Sofa eingebucht.
Die Strecke soll mich am Nürburgring vorbei, durch die Eifel, nach Traben-Trarbach an der Mosel führen. Danach dann über die Autobahn nach Mainz. Alles nur ein kleiner Vorgeschmack, auf das was da noch kommen soll. Bis auf die Strecken an der Mosel ist mir die Route auch nicht unbekannt, also alles noch wenig abenteuerlich.
Ich hatte gehofft mein Nachbar würde mich Richtung Mosel begleiten, aber der kommt nicht von der Arbeit weg und so belade ich gegen 15:00 Uhr die CB500 und mache mich entspannt auf den Weg. Benedikt, also mein Cousin, kommt frühestens um 20:00 Uhr von der Arbeit, also bleiben etwas über drei Stunden für die Kurven, dann etwas Pause an der Mosel und danach 1,5 Stunden Autobahn bis Mainz.
Das Wetter ist der Wahnsinn und lässt hoffen für die nächsten zwei Wochen Motorradurlaub, die Sonne lacht über der Eifel. Am Ring vorbei lasse ich mich von der kurviger App leiten, das Handy liegt im Kartenfach des TRS und das klappt soweit ganz gut. Kleines Highlight für heute ist definitiv die Strecke von Traben-Trarbach über Longkamp nach Bernkastel. Von der hatte ich hier im Forum gelesen und sie irgendwo abgespeichert, hier und da muss man zwar ein paar Rentner hinter sich lassen, aber die Kurven sind es wert. J
Die Navigation mit dem Handy wird langsam schwierig, unter der Folie und auf dem schwarzen TRS überhitzt das Gerät und möchte eine Pause, die kann es haben. An der Mosel finde ich eine Bank mit schöner Aussicht und Schatten, natürlich fällt das Handy auf den Boden, sobald man es für die bessere Kühlung aus der Hülle holt, aber außer kleinen Macken ist nichts passiert.
Sobald ich mein Handy wieder halten kann, ohne mir Sorgen um Brandblasen machen zu müssen, schaue ich mir die schnellste Route nach Mainz an und fahre die dann lieber aus dem Gedächtnis nach. Klappt auch fast, ich bin etwas früh dran und kann mir den schönsten Baum an der Straße aussuchen, um die Honda platzsparend zu parken. 280km sind gefahren.
Benedikt erscheint beinahe pünktlich und wir erkunden bei feinstem Wetter die Mainzer Innenstadt, abgerundet mit ein paar Bier am Mainzer Winterhafen, einer Liegewiese direkt am Rhein. Da kommt direkt Urlaubsfeeling auf, obwohl ich fast noch zu Hause bin. Wir versacken dann noch etwas in der WG mit seiner Mitbewohnerin und ich soll ihn doch am Ende der Tour wieder besuchen, mal schauen ob es passt.
Tag 2: Mittwoch 9.5.2018
Gar nicht so einfach das Sofa zu verlassen… Es hätte sich wahrscheinlich gelohnt etwas früher Feierabend zu machen, aber das lässt sich jetzt nicht mehr ändern. Heute soll es bis Belfort weitergehen, genauer gesagt wieder auf die Bahn bis Offenburg, rüber nach Frankreich und dort auf der Autobahn bis Colmar und dann endlich wieder kurvig durch die Vogesen bis Belfort..
Um 12:00 Uhr komme ich endlich los, viel später als gedacht und ich hatte mich für 18:00 Uhr angekündigt. Etwas ambitioniert bei geplanten 450km und bis hinter Darmstadt komme ich auch nur langsam durch den Stau voran. Hier bewähren sich zum ersten Mal die sehr schmal bauenden Koffer der Honda, damit ist das Heck kaum breiter als der Lenker, optimal beim „lane splitting“, schönes Wort.
Irgendwann ist dann endlich Offenburg erreicht und wenige Kilometer später verstehe ich die Schilder nicht mehr. Ich hab es nach Frankreich geschafft. Bis Colmar habe ich davon nicht viel, außer weniger Stau auf der Autobahn, aber dann geht es ab Richtung Kaysersberg und damit in Richtung der Berge.
Knapp 300 km stehen auf dem Tacho als ich an den Supermarche mit Tanke fahre und mein Portemonnaie zücke. Leider akzeptiert der Automat keine meiner Karten…. Die Kurven zum greifen nahe fehlt mir die Geduld einen Franzosen um Hilfe zu bitten, da wird es doch wohl noch weitere Tankstellen in den Vogesen geben! Es ist jetzt etwas kühler geworden, sehr gut, dann kann ich wieder mit dem Handy navigieren. Das klappt super, die Vogesen empfangen mich mit ihrem tollen Mittelgebirgscharme und guten Straßen, am Ende der Tour von 2016 kamen sie mir weniger berauschend vor, da lagen aber auch andere Eindrücke hinter mir. Immer wieder geht mein Blick auf den Kilometerzähler, die Reserve läuft bereits, aber die müssen hier doch auch Tankstellen haben… Die ersten Tropfen fallen, meine Gewissheit was das französische Tankstellennetz angeht lässt mit jedem Kilometer nach, ich wäre jetzt gerne oben auf einem Pass, mit der Chance mich dann bergab rollen zu lassen, aber dafür sind die Vogesen dann doch zu sehr Mittelgebirge, alles leicht geschwungen und ein auf und ab. Es regnet sich langsam ein…
Auf einer hochgelegenen Ebene ist es dann soweit, die Honda stirbt ab, nach ziemlich genau 340km ist meine Fahrt beendet, ich rolle noch gerade auf einen Schotterparkplatz und hinter ein Auto mit französischem Kennzeichen. Jetzt bin ich also auf Hilfe angewiesen, denn es regnet ganz ordentlich und ich kann im Tal zwar einen Ort erkennen, aber weder eine Tankstelle, noch eine Straße die dorthin führt.
Zu Beginn einer solchen Reise ist auch mein Englisch immer etwas eingerostet, das legt sich nach 1-2 Tagen und spätestens am Abend nach dem ersten Bier zügig, aber hier und jetzt schaffe ich es nur mit Händen und Füßen und völlig ohne französisch, den Leuten mein Problem zu erkennen, diese beiden können oder wollen aber nicht helfen und fahren weg. Die nächsten sind da schon ausdauernder, ein älteres Ehepaar und sie spricht auch etwas englisch. Ich kann ihnen mein Problem erklären, auf meinem Handy finden wir die nächste Tankstelle und mit 20€ von mir machen sie sich auf den Weg von 11km.
Es fängt an zu donnern, ich stehe hier sehr exponiert und ärgere mich über mich selbst, so war das nicht geplant… Immerhin, die Aussicht ist ganz nett, da runter ins Tal, wo vielleicht auch die Tankstelle liegt. Ich nutze die Zeit um mich in Belfort zu melden und meine Verspätung anzukündigen.
Die beiden kommen nach einer gefühlten Ewigkeit zurück, wollen auf gar keinen Fall Geld von mir für ihre Hilfe und fahren selber erst weiter, als die Honda wieder anspringt. Ich bin wahnsinnig dankbar und fahre zur nächsten Tankstelle die ungefähr auf meiner Route liegt, hier kann ich beim Tankwart zahlen.
Jetzt noch einmal auf die Autobahn 1,60€ Maut bezahlen und dann kommt die CB nach 450km bei Helene und Camille in die Garage. Bei den beiden habe ich mit Henne schon vor zwei Jahren übernachtet, wobei ich mich damals von Camille zum Alkohol habe verführen lassen, da muss ich heute besser aufpassen, morgen soll es ja mit Henne weitergehen. Der schickt ein Bild der CBR im Zug...
...der Transport Hamburg-Lörrach rollt also.
Es wird ein sehr schöner Abend mit Freunden von den Beiden, nicht alle sprechen englisch und ich weiter kein französisch, aber google und leo helfen im Notfall weiter. Unter den Franzosen ist auch ein großer Rammstein Fan, die Texte sitzen. Was er da singt weiß er nicht, cooler Typ.